Villa Bellestate in Holzweiler Violine und Klavier bei Konzert im Mittelpunkt

HOLZWEILER · Bei strahlendem Sonnenschein über der Villa Bellestate in Holzweiler, widmeten sich Wonhee Bae an der Violine und Peter Wittenberg am Klavier den Niederungen der Musikliteratur für diese Duo-Besetzung.

 In der Holzweiler Villa Bellestate: Wonhee Bae und Peter Wittenberg.

In der Holzweiler Villa Bellestate: Wonhee Bae und Peter Wittenberg.

Foto: Martin Gausmann

Mit Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Francis Poulenc und Maurice Ravel ließ sich das Publikum auf wunderschöne Melodien, aber auch den ein oder anderen ungemütlichen Moment ein. Beim Spaziergang durch den weitläufigen Garten, konnte das Konzert noch nachklingen.

Musik hat auch immer eine politische Komponente. Auf einer Welle des Erfolgs wurde Mozart 1781 vom Salzburger Erzbischof daran erinnert, wer ihn eigentlich bezahle und wem er sich unterwürfig zu zeigen habe. Der Auftrag einer Violinsonate für die Wien-Reise des Kirchenfürsten wurde zur Revolte Mozarts gegen seinen langjährigen Dienstherrn. Und so kam die Violinsonate G-Dur, KV 379 bei Hieronymus von Colloredo auch genauso an.

Alle Sätze sind durchwoben mit schönsten Melodien, die schlagartig in trotzige Moll-Passagen ausufern. Selbst im eigentlich tragischen zweiten Satz hat Mozart einen bewussten Bruch gesetzt. Was für die Hörer in der Villa unter den Händen von Bae und Wittenberg ein abwechslungsreicher Vortrag mit Tiefgang war, war zur Zeit seiner Entstehung ein Skandal, der Mozart aber in den Ohren der Wiener noch sympathischer machte. Die C-Dur Fantasie, D 934 von Schubert war dagegen ein Paradebeispiel an Innigkeit.

Spielfreude und ein leuchtender Schluss

Der Kopfsatz ist eine endlose Geigenmelodie über mystischen Klangteppichen im Klavier. Spitz, fast hart kam das „Allegretto“ daher, welches in ein tragisches „Andantino“ mündete. Doch die Schattenseiten von Schuberts Todeskrankheit haben hier nicht das letzte Wort, sondern Spielfreude und ein leuchtender Schluss – sehr zur Freude des Publikums.

Leuchtende Elemente sucht man in Poulencs Violinsonate aus dem Jahr 1943 vergebens. Wie es schon die Zeit der Komposition nahe liegt, präsentiert sich das Stück als verzweifelte Parabel auf Verfolgung und Hinrichtung, in der wohlige Melodien nur als Erinnerungen nachhallen. Die frisch von der Sonne gewärmten Besucher stießen hier auf eine kalte Mauer harter Klänge.

Wittenberg ließ seine Hände über die Tastatur poltern und Bae musste blitzschnell zwischen den unterschiedlichsten Spielweisen hin und her wechseln. Dann hielt die Musik auf einmal abrupt an: Ein Trauermarsch setzte einen Kontrapunkt zum strahlenden Herbstwetter vor den Fenstern. Das „Intermezzo“ schwelgte in spanischen Melodien, die wie ein fernes Bild in dieser kalten Welt des Krieges aufstiegen.

Für einen Moment lang konnten sich Musiker und Zuhörer erholen und sogar ein wenig träumen, bevor es im „Presto tragico“ zu einer Verfolgungsjagd ohne glücklichen Ausgang ging. In der Violine schlugen die Flüchtenden Haken um Haken, konnten aber den im Klavier dahindröhnenden Stiefeln nicht entkommen. Trotz des unschönen Ausgangs riss die Vorstellung die Zuschauer von den Sitzen und sie überschütteten die jungen Musiker mit lautstarken Bravo-Rufen.

Diese dankten es mit dem feurigen „Tzigane“ von Ravel, in dem Bae erneut ihr Talent für sperrige Musik unter Beweis stellte.

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