Der Fall Trudel Ulmen Vermisste sind Schattenmenschen

RINGEN · Wolfgang Kaes liest mit seiner Frau im Ringener Rathaus aus seinem Buch „Spur 24“, das auf dem wahren "Vermisstenfall" Trudel Ulmens aus Rheinbach basiert.

 Ringen Rathaus Lesung Kaes Helga und Wolfgang Kaes, Achim Juchem

Ringen Rathaus Lesung Kaes Helga und Wolfgang Kaes, Achim Juchem

Wolfgang Kaes' Kriminalroman „Spur 24“ basiert auf dem wahren „Vermisstenfall“ von Trudel Ulmen aus Rheinbach. Die Arzthelferin, die sich 1996 laut Aussage ihres Ehemannes mit einem Liebhaber ins Ausland abgesetzt hat, soll nach 16 Jahren für tot erklärt werden.

Die für die Anzeigenabteilung gedachte amtliche Bekanntmachung landet versehentlich bei GA-Chefreporter Wolfgang Kaes auf dem Tisch. Seine Neugierde und das Interesse am Martyrium der Familien von Langzeitvermissten – in Deutschland übrigens 3000 –, die nicht trauern können, die auf Rückkehr hoffen, in deren Kreis der Vermisste wie ein Schattenmensch existiert, bewegt den Journalisten Kaes, auf Spurensuche zu gehen. Erst seine Recherchen setzen die Polizei auf die richtige Spur: Der Ehemann hat Trudel Ulmen getötet, er wird zu elf Jahren Haft verurteilt.

Mit seinem siebten Buch kam Kaes, begleitet von seiner Frau Helga, die den Part der Journalistin Ellen Rausch übernahm, nun anlässlich der Reihe „Kultur im Rathaus“ zu einer Lesung nach Ringen. Rund 80 Gäste waren neugierig darauf, wie der Journalist und Schriftsteller, der 2013 mit dem Henri-Nannen-Preis in der Kategorie „investigative Recherche“ ausgezeichnet wurde, den echten Fall in einen Roman verwandelt hatte.

Unter den interessierten Besuchern war auch eine Freundin des Opfers. Die Rheinbacherin meldete sich zu Wort, um sich im Namen aller Freundinnen von Trudel Ulmen, „die keine Stimme hatten“, bei Kaes für seine Akribie und seine Hartnäckigkeit zu bedanken. „Ich war mit dem Opfer befreundet, kannte den Mörder. Sie kam aus einem geordneten Umfeld und ihr Verschwinden warf bei uns immer ein großes Fragezeichen auf.“

„Hier im Ratssaal wird viel diskutiert, aber es ist bei weitem nicht so spannend“, hieß Bürgermeister Achim Juchem das Ehepaar Kaes und die Gäste willkommen. Ansprechend hergerichtet war der Raum, mit großformatigen Bildern von Hans-Jürgen Vollrath bestückt, das Rathaus wurde außen rundum von Fackeln illuminiert. Bevor es „mit der ernsten und traurigen, unter die Haut gehenden Geschichte“, so Juchem, losging, ließ er für Camille, die französische Austauschschülerin am Ahrweiler Peter-Joerres-Gymnasium war und an dem Abend die 860-Kilometer-Heimreise antrat, ein Buch signieren. Er dankte auch Tamara Plag, Nadine Taglieri und Petra Westhoff vom Pfarrbüchereiteam für die Organisation des Abends.

Dann tauchten die Besucher ein in die Story, die dem Autor „emotional besonders naheging“: Er war dabei, als die Polizei der Familie in Mayen die Gewissheit verschaffende Nachricht vom Tod der Tochter und Schwester brachte, er ging auf Wunsch der Familie auch mit zur Trauerfeier.

Das Ehepaar Kaes begann die Lesung mit dem Bewerbungsgespräch der einstigen Karriere-Journalistin beim Wochenblatt Eifel-Kurier im fiktiven Städtchen Lärchtal, „wo es weder Mord noch Totschlag gibt“, sprang im Plot zu Ursula Gersdorffs verzweifelten Bruder, der froh ist, dass sich endlich mal jemand für seine verschollene Schwester interessiert und endete an der Ostsee, wo die Protagonistin Ellen Rausch im Urlaub einen „One Night Stand“ erlebt mit einem Unbekannten, der sich später als Bedrohung entpuppt.

Der Roman von Wolfgang Kaes, „Spur 24“, ist im Rowohlt Verlag erschienen, hat 384 Seiten und kostet 9,99 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort