Oberstleutnant schreibt Hymne für Rheinbach

Der Verstärker ist angeschlossen, die Gitarre liegt bereit. Könnte eigentlich sofort losgehen. Könnte. Jens Nötzel ist mit seinem Auftritt noch nicht an der Reihe. Er wird gleich im Ratssaal des Himmeroder Hofs ein selbst getextetes Lied zum besten geben: eine Hymne für Rheinbach.

Oberstleutnant schreibt Hymne für Rheinbach
Foto: Wolfgang Henry

Rheinbach. Der Verstärker ist angeschlossen, die Gitarre liegt bereit. Könnte eigentlich sofort losgehen. Könnte. Jens Nötzel ist mit seinem Auftritt noch nicht an der Reihe. Er wird gleich im Ratssaal des Himmeroder Hofs ein selbst getextetes Lied zum besten geben: eine Hymne für Rheinbach.

Der Arbeitskreis Stadtmarketing hat ihn eingeladen, damit er die mal vorträgt. Sie passe so gut zu den Zielen des Arbeitskreises, findet Vorsitzender Karl L. Krakow. Das Lied ist ihm erstmals im Gasthaus Streng zu Ohren gekommen. Geduldig wartet Jens Nötzel, von Beruf Oberstleutnant in der Tomburg-Kaserne, auf seinen Moment.

"Es ist schon ein ungewohnter Rahmen für so einen Auftritt", sagt er. Ein bisschen wie vorspielen. Normalerweise greift der 45-Jährige, Mitglied beim Narrencorps Blau-Gold Rheinbach, im Karneval in die Saiten. Mit seiner Gitarre begleitet er das Rheinbacher Dreigestirn. "Wenn wir durch die Kneipen ziehen, spiele ich schon mal Stimmungslieder an", berichtet der singende Soldat, der vor 25 Jahren in einer Hobby-Rockband spielte. Viele Texte hat er schon geschrieben, meist für Geburtstage und Familienfeiern.

Vergleichsweise trocken geht es an diesem Abend im Himmeroder Hof zu. Der Arbeitskreis Stadtmarketing feilt gerade am eigenen Selbstverständnis und will ein Grundsatzprogramm aufstellen. Gerd Wiendieck referiert über die Grundlagen des städtischen Marketings, indem er vor allem die Vorzüge Rheinbachs aufzeigt. "Lebensqualität durch Vielfalt", lautet seine Devise.

Er spricht von "Positionierungs-Charts" und vom "Elevator Pitch" - Werbefachchinesisch. Vieles dreht sich um die Frage, wie die Stadt ihre Stärken besser darstellen könnte. Nötzel braucht dafür nicht viele Worte. "Du bes Rhembach" hat der Vater zweier Töchter sein Lied schlicht und einfach genannt. Seit einem Dreivierteljahr spielt er es dann und wann in der Öffentlichkeit, vorwiegend im Karneval.

Wie die Idee entstanden ist? 2003 kam Nötzel mit seiner Familie nach Rheinbach. "Mir hat die Stadt sofort gefallen. Inzwischen sind wir hier fest verwurzelt." Immer wieder fallen ihm Liedtexte ein, auch durch aktuelle Begebenheiten wie das Glasverbot im Karneval oder das geplante Factory Outlet Center in der Grafschaft.

Und jetzt: die große Liebeserklärung an "seine" Stadt. Das hat er bislang an keiner seiner vielen Stationen als Bundeswehrsoldat gemacht. Nicht in Feldafing und nicht in Rotenburg an der Wümme. Nicht einmal in Lingen/Ems, seiner Heimat. Der Marketing-Vortrag ist vorbei, Nötzel stimmt noch einmal kurz die Gitarre. Dann geht es los.

"Du bes Rhembach" singt er gefühlvoll und in Mundart zu einer wohlbekannten Melodie. Das Stück, eine Aufzählung von mehr oder weniger charakteristischen Orten, Vereinen und Personen der Stadt, ist noch eine Roh-Fassung. Aber es versprüht jene folkloristische Warmherzigkeit, die man von den Bläck Fööss oder den Höhnern kennt. Entsprechend groß ist der Applaus.

Im zweiten Durchgang singen alle Sitzungsteilnehmer mit, auch Bürgermeister Stefan Raetz. Später, beim Bier im Haus Streng, gibt es noch eine Zugabe. "Wir sind begeistert", sagt Krakow. "Wir würden gerne eine Aufnahme machen, vielleicht auch ein Video." Es gebe schon Kontakte zu Profis. Zuerst müssen aber noch urheberrechtliche Fragen geklärt werden.

Auch will Nötzel den Text überarbeiten. Auf Wunsch des Arbeitskreises sollen Karnevalsbezüge und Markennamen verschwinden, damit die Rheinbach-Hymne noch prägnanter wird. "Dieses Lied könnte jeder Veranstaltung Flair geben", sagt Krakow, ganz Marketingmann. Und Nötzel, ganz Musikus, malt sich schon die Aufnahme aus: "Wenn zum Beispiel ein Schülerchor mitsingen würde - das wäre toll."

Du bes Rhembach Du bist ein schönes Fleckchen,
du bist ne schöne Stadt,

hast Prinz, Bauer und Jungfrau und auch den VfL.

Du bist Stefan Raetz, die Tomburg und auch die Wasserleitung,

Hexenturm und Karneval, das Streng und auch die Lurheck.

Du bist Obi, Hit und Bahnhof, du bist Jenny und JVA,

Stadtsoldaten, Waldkapelle und der Deinzer Platz.

Refrain: Du bes Rhembach - ob Du wills oder och net,

Du bes Rhembach, weil et keen besser Städtche jit.

Du bes Rhembach, Du bes wie en heller Stern,

nimms jeden in de Ärm, mir han Dich jern.

Du bist das Monte Mare, die Kaserne nebenan,

Glasfachschule, Classics und und auch der VRS.

Du bist Hochschule, Freizeitpark und 170 Meter hoch,

Sankt Martin und Pallotti, Polizei und Feuerwehr.

Du bist Stadtarchiv, Wasserwerk, Museum und Café.

Hauptstraße, der Prümer Wall und auch Dein Blau Gold.

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