Der 49-Jährige, gelernte Schneider und Quereinsteiger in der Szene schaffte es binnen weniger Jahre auf mittlerweile 300 Auftritte im Jahr, viele davon für Fernsehanstalten. Auch der Lantershofener Termin musste wegen einer TV-Anfrage um einen Tag vorverlegt werden.

Was Sträter, der als genialer Poertry-Slammer entdeckt wurde, auszeichnet, ist neben seiner Gabe, ein florierendes Kopfkino zu erzeugen, die sonore Märchenonkelstimme, mit der er seine Erzählungen rüberbringt. Da reichen oft wenige Worte, wie der Jobempfehlung seines Freundes: „Wenn du etwas ändern willst, werde Schneider.“

Eigentlich hatte das Publikum in Lantershofen eine Aneinanderreihung von vorgelesenen Geschichten erwartet. Das beschränkte sich aber im Laufe der fast drei Stunden Show auf wenige vorgetragene Werke. Sträter hatte irgendwie immer was anderes zu erzählen.

Dabei kam er oft vom Hölzchen aufs Stöckchen, schweifte immer wieder weit vom eigentlichen Thema ab und bekam dann auf seltsame Weise wieder die Kurve. „Das ganze Programm hat einen roten Faden, aber der erschließt sich ihnen erst nächsten Mittwoch“, ließ Sträter dazu wissen. Eines machte er aber gleich klar: „Charme kann man nicht lernen.“

Der Slammer war sich auch nicht zu schade, von weniger tollen Ereignissen in seinem Leben zu erzählen. Fast eine ganze Stunde nahm die Berichterstattung seines Auftrittes in der Schweiz ein, wo das Publikum weder lachte, noch klatschte. Schon die Anreise per Flieger war ihm ein Gräuel: „Vor drei Dingen habe ich Angst: Fliegen, Haie und Blut abnehmen. Irgendwann stürze ich mal mit dem Flieger ins Meer, dann kommt ein Hai und nimmt mir Blut ab.“

Sträter hat ein ganz eigenes Lebensmotto, nämlich: „Schokolade ist sechs Monate haltbar – warum?“ Dazu passten seine vorgetragenen Diättagebücher wie die Faust aufs Auge. Gebracht hat es scheinbar wenig, außer tollen Geschichten, die er mittlerweile in drei Büchern veröffentlicht hat. Und diese schafften es bereits auf die Bestsellerliste.

Da der Ruhrgebieter so gerne aus seinem Leben erzählte, erklärte er einem 15-jährigen Gast die Welt vor dem Handy und dem Internet so: „Du trinkst gleich ein Alkopop, wir hatten damals aber nur zwei Getränke: TriTop für die Reichen, bei denen man klingelte und sie zum Spielen abholen wollte und dann erfuhr: der Michael ist gerade im Südflügel und übt Cello. Und für die Armen gab es löslichen Zitronentee, die Bruttoregistertonne für 98 Reichspfennig. Das war wie Katzenstreu mit Zitronengeschmack.“

Viele Gäste im Publikum bogen sich vor Lachen. Das begann schon nach wenigen Sekunden und einem Lichtwechsel der Bühnenbeleuchtung: „Habt ihr jetzt das Licht gewechselt oder hab ich einen Schlaganfall?, fragte Sträter nach.

Kulturlant macht nun gut vier Monate Sommerpause, ehe es im September mit dem Gastspiel von Markus Maria Profitlich weitergeht. Dessen Auftritt mit dem neuen Stück „Voll im Stress“ bereits ausverkauft ist.