Grafschaft-Böhlingen Kleine und große Wissenschaftler - Feldversuch der Uni Bonn

BÖLINGEN · Es ist im Wortsinne ein Feldversuch, der da in einer Apfelplantage oberhalb des Finkenweges in Bölingen über die Bühne geht. Die Akteure: Elke Inden-Krämer und Bert Krämer vom Biohof Bölingen, der promovierte Tierökologe André Hamm von der landwirtschaftlichen Fakultät der Uni Bonn, seine Studenten, Kinder der zweiten Klassen der Ringener Grundschule und jede Menge Insekten.

 André Hamm hatte den Grafschafter Kindern ein Bienenvolk mitgebracht.

André Hamm hatte den Grafschafter Kindern ein Bienenvolk mitgebracht.

Foto: Martin Gausmann

Es ist eine Mischung aus dem anerkannten Lernort Bauernhof und wissenschaftlicher Studie samt einer Bachelorarbeit. Auf der Apfelplantage hat Biobauer Krämer in den Reihen zwischen den Bäumen sogenannte Blühstreifen angelegt. Eine Heimat für Nützlinge wie Zehrwespen oder Marienkäfer mit Wildkräutern oder auch Margeriten.

Denn die Nützlinge haben es auf Schädlinge abgesehen. Das spart das Spritzen. "Während des Marienkäfers Lieblingsspeise Läuse sind, lässt es die Zehrwepe erst gar nicht so weit kommen, sie frist schon die Eier der Läuse" erläuterte Hamm im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Er und seine Studenten beobachten die Blühreihen das ganze Jahr über, zählen sich an den Nützlingen zum Schänzchen.

Für die Kinder hat Bauer Krämer eine ganz andere Aufgabe. Wenn sie sich nicht gerade von Hamm über das Leben der Wildbienen, die übrigens nicht stechen, schlau machen lassen, kümmern sie sich mit ihren Lehrerinnen, Angela Krämer und Christina Thiel, um ihre Patenbäume. Den Hintergrund erläutert der Bauer so: "Jedes Kind betreut seinen eigenen Baum. Es lernt dabei jede Phase von der Apfelblüte bis zur Apfelernte kennen. Und selbst- verständlich wird der Stamm unten von Wildwuchs freigehalten. Da gibt's auch schmutzige Finger."

Leonie "Elstar" und Sonja "Apfelkompott", die Kinder tragen Namensschilder mit Apfelsorten oder Spezialitäten als Nachnamen, sind jedenfalls mit Feuereifer bei der Sache. Auch beim Honigschlecken nach dem kindgerechten Exkurs über die Aufgabe der Bienen. Zuvor hatte es eine Art Suchspiel gegeben. Aus einem Bienenvolk die Königin herausfinden klappt eben nur, wenn man weiß, das sie einen roten Punkt auf dem Rücken hat.

Was machen derweil die angehenden Agrarwissenschaftler? Sie ermitteln wöchentlich die Pflanzenvielfalt in den Blühstreifen, die zwei Mal pro Jahr gemulcht werden und passende Aussaaten bekommen. Pisselsarbeit, aber eben Wissenschaft. Denn sie wollen wissen: Welche der verschiedenen Aussaaten etabliert sich am besten als Heimat für die Nützlinge, die wenn sie die letzte Laus gefressen haben, in den Wildkräutern immer noch Nahrung finden? Aber ein bisschen nachgeholfen wird schon. Denn nicht ohne Grund bauen die Kinder Nisthilfen für die Wildbienen.

Bauer Krämer sieht seinen Lernort indes auch ganz pragmatisch: "Wir brauchen die Nützlinge, und so geht es. Obendrein werden so Flächen, die nicht für die Bäume genutzt werden, der Natur wieder zur Verfügung gestellt."

Welchen Tipp hat er für den von Nacktschnecken heimgesuchten Gartenfreund: "Bierfallen, und wenn das nicht reicht ein Mittel mit Eisen 3, das ist biologisch und nicht giftig. Die Schnecken lieben es, vertragen es aber nicht."

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