Trinkwasser Keine Entwarnung im Kreis Ahrweiler

AHRWEILER/GRAFSCHAFT · Auch über das Wochenende kann keine Entwarnung gegeben werden: Das Trinkwasser in Bad Neuenahr und inzwischen auch in der gesamten Grafschaft muss weiter abgekocht werden, nachdem am Mittwoch E-coli-Bakterien im Leitungswasser gefunden wurden.

Weiterhin wird nach der Ursache gesucht. Derweil decken sich die Bad Neuenahrer und Grafschafter in den Supermärkten mit Mineralwasser ein. Sowohl Edeka als auch Rewe melden auf Anfrage Umsatzverdoppelungen. In den Discountern war vorübergehend Stilles Wasser zum Teil vergriffen.

Derweil macht die Energieversorgung Mittelrhein darauf aufmerksam, dass Spülmaschinen nur dann für ein Abtöten der Bakterien sorgen, wenn 80 Grad heißes Wasser zum Einsatz kommt. Von Spülen mit der Hand wird dringend abgeraten.

Der Slogan „Wasser ist unser Element“ trifft auf die Kur- und Heilbadstadt seit jeher zu recht zu. Derzeit durchlebt die Stadt jedoch eine kleine Wasserkrise, die allerdings gut gemeistert wird. „Unsere Gäste nehmen es mit Humor und Gelassenheit“, heißt es beispielsweise im ausgebuchten Seta-Hotel. Dass plötzlich Wasserflaschen zur kostenfreien Nutzung auf den Hotelzimmern gestanden hätten, damit ein Zähneputzen ohne Folgen bleibt, habe man „als sehr interessant empfunden“. „Alle haben Verständnis“, so die meisten Hoteliers. Abreisen wegen der aktuellen Trinkwasserproblematik habe es keine gegeben.

„Das Krisenmanagement der Kreisverwaltung hat bisher sehr gut geklappt“, berichtete der Vorstand der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr, Christoph Reinicke. Sie betreibt unter anderem die Seniorenresidenz „Villa Sibilla“. Schnell habe man die Bewohner informieren können. Seither bekomme jeder sauberes Wasser in Kanistern geliefert.

Keine Probleme gibt es auch in den Bad Neuenahrer Gaststätten. Beispiel: das „Ahrstübchen“ an der Poststraße. Die Gläser werden dort in Spülmaschinen bei großer Hitze (80 Grad) mit einem antibakteriellen Spülmittel gereinigt, ehe sie zum Zapfhahn gelangen.

Auch auf der Grafschaft geht man mit dem Wasserausnahmezustand eher gelassen um. „Es wird natürlich überall darüber gesprochen, und man stellt sich darauf ein“, berichtete Friedhelm Moog aus dem Rathaus.

Alarmstimmung herrscht hingegen im Tourismusgeschäft. „Die Wasserverunreinigung ist nicht nur für die betroffenen Bürger, sondern auch für unsere Gastgeber und Gäste höchst unerfreulich. Auch verkennen wir den Imageschaden nicht, der durch die überregional verbreiteten Meldungen in Zeitungen, TV und Radio sowie den sozialen Netzwerken wie Facebook entstandenen ist“, erklärte der Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus, Andreas Wittpohl.

Die Mitgliedsunternehmen würden zwar besonnen mit dieser außergewöhnlichen Situation umgehen, hätten aber hohen Aufwand und auch Umsatzverluste. Wittpohl: „Auch, weil es zu Stornierungen von besorgten, insbesondere älteren Gästen, die in diesen Tagen anreisen wollten, gekommen ist.“ Deshalb hoffe die Tourismusbranche in Bad Neuenahr, dass „schnellstmöglich“ vom Gesundheitsamt des Kreises Ahrweiler die zu erwartende offizielle „Entwarnung“ ausgesprochen werde.

„Das ist wichtig, weil das Vertrauen in unseren Standort umgehend wiederhergestellt werden muss. Die Bettenauslastung ist am kommenden Wochenende zwar generell als gut einzuschätzen, aber es gibt noch Kapazitäten, die unsere Gastgeber und wir als Ahrtal-Tourismus anbieten können“, so Wittpohl. Am Wochenende findet in Ahrweiler das weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Winzerfest statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort