Beginn der Spielzeit in Lantershofen Kabarettist Volker Weininger zeigt sich schonungslos

LANTERSHOFEN · Beim Grafschafter Verein Kulturlant hat am Donnerstagabend die neue Spielzeit begonnen. Dabei erlebten knapp 140 Besucher die Vorpremiere des neuen Programms "Bildung. Macht. Schule" des Bonner Kabarettisten Volker Weininger.

 Volker Weininger auf der Bühne in Lantershofen.

Volker Weininger auf der Bühne in Lantershofen.

Foto: Martin Gausmann

Weininger, der dem rheinischen Publikum in seiner Rolle als angetrunkener Sitzungspräsident bekannt ist, startet in diesen Tagen sein zweites Kabarettprogramm. Darin beschäftigt er sich explizit mit dem Bildungssystem in Deutschland und legt schonungslos den Finger in jede sich zeigende Wunde.

Dabei hält er nicht nur den Pädagogen den Spiegel vor. Weininger rechnet mit all denen ab, die in irgendeiner Weise mit dem Bildungssystem zu tun haben. Das ist beinahe jeder im Staat, außer den 4,2 Millionen Analphabeten. Aber die werden ja bald eingeschult und dürfen sich dann ebenfalls als Teil des Kabarettprogramms fühlen. Dass Deutschland als eines der wenigen Länder eine Schulpflicht hat, hat seine Gründe: "Der Staat verbietet den Hausunterricht, damit keiner merkt, was in der Schule so alles schief läuft", so der Kabarettist zum Auftakt. Er berichtet vom Lehrerehepaar: "Er, ausschließlich Sportlehrer und damit auf der nach oben offenen Eierschaukelskala ganz vorn; Sie, ebenfalls Sportlehrerin mit einem Zweitfach, nämlich dem "textilen Gestalten."

Für Weininger ist das der Nachfolger der Prügelstrafe, das "Waterboarding" der Pädagogik. Auf der anderen Seite die übervorsichtigen Eltern, die ihren Behütungsmarathon für Einzelkinder ausleben: Kettcar mit Stützrädern, Wattebausch am Geigenbogen oder mit Fahrradhelm auf der Schaukel. Und diese Kinder werden mit zehn Jahren selektiert: Gymnasium, Realschule, Hauptschule. Wer soll das entscheiden? Eltern oder Lehrer? Beides ist falsch im Land der Dichter, Denker und Sitzenbleiber.

Weininger ist längst dabei, seinen Rundumschlag weit über die Pädagogik auszudehnen. "Warum verdient der Pfleger einer Software mehr als der Pfleger eines Menschen?" Was läuft falsch in unserem System?, fragt er sich. "Ist es korrekt, dass die Putzfrau mit ihren Steuergeldern ein Zahnarztstudium finanziert." Da geht der Kabarettist doch lieber in die Christmette, buht die Kinder beim Krippenspiel aus und holt sich den Eintritt aus dem Klingelbeutel zurück. Schließlich muss doch heute alles optimal laufen und funktionieren, was beim Krippenspiel nicht der Fall war.

Zweieinhalb Stunden heizte der Bonner, der für sein erstes Programm "Euer Senf in meinem Leben" mit Preisen ausgezeichnet wurde, dem Publikum in Lantershofen ein. Dabei testete er im ersten Abschnitt rund 75 Minuten, was beim Auditorium ankommt. Nicht jeder Gag, der bei einer Vorpremiere zu hören ist, schafft es ins Programm. Aber etwas zu streichen, dürfte Weininger schwerfallen, keine Pointe fiel durch, Ironie und Bissigkeit kamen an und auch nach zwei langen Halbzeiten verlangte das Publikum nach einer Zugabe.

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