Unwetter an der Ahr Grafschafter Rat will Soforthilfe gewähren

Grafschaft · Der Rat der Gemeinde Grafschaft ist am frühen Abend zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Bürgermeister Achim Juchem informierte die Ratsvertreter umfassend über die Schäden, die der Starkregen am vergangenen Samstag in den einzelnen Ortsteilen hinterlassen haben.

Wie der Deutsche Wetterdienst meldete, sind in den Grafschafter Höhenlagen innerhalb von einer Stunde 115 Liter Regenwasser pro Quadratmeter auf die Erde geprasselt. Juchem stellte soeben klar, dass keines der Grafschafter Regenrückhaltebecken zu irgendeinem Zeitpunkt zu bersten drohte. Die Becken konnten jedoch nicht alle Wassermassen aufnehmen, so dass es zu unkontrollierten Überläufen gekommen sei. Alleine am Samstagnachmittag habe es 130 verschiedene Einsatzorte gegeben, 300 Wehrleute aus allen Teilen des Kreises waren nur in der Grafschaft im Einsatz. 500 freiwillige Helfer waren am Sonntag in das besonders betroffene Nierendorf gekommen, um die Aufräumarbeiten zu unterstützen.

Am kommenden Donnerstag soll es eine weitere Ratssitzung geben. Dann will das Gremium beschließen, dass jedem der vom Starkregen betroffenen Einwohnern eine Soforthilfe gewährt werden soll. Diejenigen Grafschafter, die keinen Versicherungsschutz haben, sollen als Soforthilfe für Bekleidung und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs jeweils 200 Euro ausgezahlt bekommen. Dies zumindest sieht der Verwaltungsvorschlag so vor. Es ist davon auszugehen, dass sich der Gemeinderat dem anschließen wird.

Außerdem will man am Donnerstag die Unterhaltungsmittel für die gemeindliche Infrastruktur um eine halbe Million Euro aufstocken.

„Der Klimawandel macht Hochwasserschutz und -vorsorge auch an kleinen Gewässern wichtiger als je zuvor“, erklärte Umweltministerin Ulrike Höfken heute in der Grafschaft. Auch der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Ulrich Kleemann, war gekommen. Die SGD Nord betreibt zwei Hochwassermeldezentren. Diese sind aktuell in Bereitschaft, “ so Kleemann.

Ein solches Extremereignis komme statistisch gesehen seltener als einmal in 100 Jahren vor. „Die Häufung von Starkregen und die schlimmen Folgen für die Menschen mahnen uns alle, dem Klimawandel konsequent gegenzuzusteuern. Gleichzeitig müssen wir uns auf häufigere Extremwetterereignisse einstellen“, sagte Ministerin Höfken. Rheinland-Pfalz habe in den vergangenen 25 Jahren rund eine Milliarde Euro in den Hochwasserschutz investiert.

„Mit Technik können wir Hochwasser aber nicht immer aufhalten. Wir müssen ein Risikobewusstsein schaffen und Vorsorge treffen“, so die Ministerin und kündigte an, die Kommunen bei Vorsorgemaßnahmen mit einer Million Euro zusätzlich zu unterstützen.

Wichtig sei, dass die Ereignisse jetzt mit den Bürgermeistern analysiert und Vorsorgemaßnahmen umgesetzt werden, so dass Schäden in Zukunft verringert werden können, sagte Höfken. „Weil die Hochwasservorsorge immer wichtiger wird, unterstützen wir die Kommunen finanziell und fachlich bei örtlichen Hochwasserschutzkonzepten - auch für Starkregen.“ Dazu gehörten vor allem die Hochwasserpartnerschaften, die das Land ins Leben gerufen habe. Das Hochwasserrisiko müsse überall im Land Thema werden.

Unter www.hochwasser-rlp.de können Frühwarnungen für kleinere Gewässereinzugsgebiete abgerufen werden. Hier kann man sich auch über die aktuellen Pegelstände der großen und mittleren Gewässer informieren. Ob und in welcher Form Anlieger an Flüssen betroffen sind, kann für viele Gewässer in Rheinland-Pfalz über www.hochwassermanagement.rlp.de in Erfahrung gebracht werden. Gefahrenkarten zeigen das Ausmaß der Betroffenheit bei Hochwasser auf.

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