Äpfel haben Sonnenbrand Grafschafter Obstbauern warten auf Regen

GRAFSCHAFT · Die Obstanbauer in Grafschaft sind besorgt. Weil es in den vergangenen Wochen kaum geregnet hat, bleiben viele Äpfel klein. Und rotwangig sind die meisten Früchte ebenfalls nicht: Dafür fehlen kalte Nächte.

 Die Hitze fordert ihren Tribut: Jeder Tag bedeutet am Margaretenhof rund tausend Liter „Ausschuss“ bei den Himbeeren.

Die Hitze fordert ihren Tribut: Jeder Tag bedeutet am Margaretenhof rund tausend Liter „Ausschuss“ bei den Himbeeren.

Foto: Martin Gausmann

Um die 40 Grad im Schatten, in der Sonne noch viel mehr. Das macht den Obstanbauern auf der Grafschaft zu schaffen – und auch den Äpfeln, bei denen die Ernte mit frühen Sorten wie Delbar gerade beginnt. Wenn auch das Obst angesichts des warmen Frühjahrs einen Vorsprung in der Entwicklung hatte, so ist der jetzt deutlich geschrumpft. Den Bäumen fehlt einfach das Wasser. Darin sind sich die Obstanbauer Johannes Nachtwey aus Gelsdorf und Bruno Müller aus Oeverich einig. Ausfälle von 20 bis 30 Prozent durch übermäßige Hitze und Sonneneinstrahlung gibt es auch bei den Himbeerkulturen.

Müller ist skeptisch, ob der zum wievielten Mal angekündigte Regen wenigstens diesmal so kommt. Denn die schönsten Früchte, die frei hängen und von der Sonne besonders gut beschienen worden sind, haben jetzt Sonnenbrand. „Man kann sie nur wegwerfen. Wenn das Wetter umschlägt, werden sie faulen“, weiß der Landwirt, der seit mehr als 40 Jahren im Fach ist. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Etwas besser sehe es aus in den Plantagen unter Hagelnetzen, die durch die Netze leicht beschattet würden. Trotzdem rechnet Müller für die Hauptsorte der Grafschaft, den Elstar, nur mit einer mittleren Ernte. Die beginnt Ende August.

Aufgrund des Wassermangels bleibt das Obst klein. So weit wie möglich bewässern die Landwirte ihre Anlagen, aber auch diese Quellen werden knapp. Der Wasser- und Bodenverband setze die Bewässerungszeiten fest. Bei dem großen Bedarf sei diese Notreserve schon um 20 Prozent reduziert worden, sagt Müller. „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Jeder Baum habe einen Tropfer, der spende zwei Liter pro Stunde, aber der Bedarf sei wesentlich höher. „Es ist zwei vor zwölf“, beschreibt er die Situation: „Wie die Qualität wird, wissen wir noch nicht, dieser Monat wird es entscheiden.“

"Wir brauchen Regen"

In einem sind sich Müller und sein Kollege Johannes Nachtwey aus Gelsdorf einig: Die Äpfel haben keine Farbe. Ihnen fehlen einfach die kalten Nächte, die für die Farbausbildung erforderlich sind. Andererseits sieht Nachtwey die Lage noch nicht ganz so dramatisch. „Wir haben das Potenzial zu einem guten Apfeljahr, aber wir brauchen Regen“, sagt er.

Auch die Nachtweys haben Probleme mit der Hitze und beregnen die Plantagen, wo das möglich ist, nachmittags nach drei Uhr. Das schaffe Kühlung, sagt der Obstbauer. Dünger habe er den Bäumen über das Blatt zugeführt, und auf das Beschneiden im Sommer, was eigentlich üblich sei, habe er verzichtet, um die Früchte nicht der Sonne auszusetzen. Trotzdem stagniert die Fruchtgröße in seinem Bio-Betrieb seit einigen Wochen. Immerhin könne das Obst später noch wachsen, bleibt er trotz allem zuversichtlich. Die Frage sei: „Wann kommt der große Regen?“

Bei der Ernte folgt dem Delbar schon der Elstar, dann Gala, Cox, Pinova und Berlepsch. „Es wird gepflückt, was nötig ist“, sagt Nachtwey. Die Äpfel wüchsen bei der Hitze nicht, damit komme es auch zu einer Verzögerung bei der Reife. Ab 60 Millimeter Durchmesser könne der Elstar als Qualitätsobst verkauft werden. Die Größe sei gerade erreicht. Unproblematisch sei der Schädlingsbefall in diesem Jahr gewesen. Die Frage sei jetzt, was die Wespen machten, die gerade aktiv seien und die Äpfel an ihren kleinen Verletzungen anknabberten.

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