Kleinkunst in der Grafschaft Goldmedaille im Zurückrudern

LANTERSHOFEN · HG Butzko gab sich in Lantershofen als tagesaktueller Kabarettist.

 HG Butzko auf der Bühne in Lantershofen.

HG Butzko auf der Bühne in Lantershofen.

Foto: Martin Gausmann

Eine gesunde Mischung aus politischem Kabarett und Satire gab es für rund 130 Gäste im Lantershofener Winzerverein im Rahmen der Ahrweiler Freiheitswochen. Dort präsentierte der Grafschafter Verein Kulturlant den 2014 mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichneten HG Butzko. Knapp zwei Stunden lang setzte der gebürtige Gelsenkirchener, der heute in Berlin lebt, zu einem Rundumschlag an, bei dem er seinen besonderen Fokus auf die Religionen legte und dabei explizit zu erläutern wusste, warum er sich nicht auf den Islam einschieße. Der bilde doch mit sechs Prozent in Deutschland nur eine Minderheit, die er nicht diskriminieren wolle. Minderheiten habe er als Kabarettist doch mit den Spitzenverdienern zu genüge „gewürdigt.“

Wer Butzko kennt, weiß, dass sein Programm immer tagesaktuell ist. Da war das Ende der überlangen Regierungsbildung vergangene Woche natürlich ein gefundenes Fressen. Abgeordneter wolle er übrigens nicht sein, steht doch dieses Wort nur am Ende der negativen Kette abgewiesen – abgelegt – abgeheftet – abgeordnet. Dass die aktuellen Parteien zudem mächtig Existenzangst wegen der AfD haben, gebe am Wahltag dem Begriff Urnengang eine ganz neue Bedeutung. Die SPD aber bezeichnete Butzko als „modern.“ Man müsse das Wort nur richtig betonen.

Zurück zu Butzkos Auseinandersetzung mit den Religionen und besonders dem Islam. Da zieht man doch gerne auch mal Vergleiche, die andere nicht so gerne hören. So gebe es doch auch unter Islamisten Homophobie, Sexismus und Antisemitismus. „Integration des Islam in Deutschland kann also gelingen“, so die markante Schlussfolgerung des Kabarettisten. Er forderte mit Blick auf die AfD und ihre Anhänger, statt mit dem Finger auf andere zu zeigen, sollte man bei sich selbst anfangen. Geht aber nicht, denn: „Wer mental den rechten Arm ausstreckt, kann sich nun mal nicht an die eigene Nase packen.“ Dass die rechtspopulistischen Aussagen zumeist jeglicher Grundlage entbehren und oft genug widerlegt worden seien, habe vor allem eine Reaktion nach sich gezogen: „Wäre Zurückrudern olympische Disziplin, die AfD hätte mehrere Goldmedaillen“, so Butzko, nachdem er ein Zitat von Björn Höcke fachgerecht zerlegt hatte, um dann selbstkritisch festzustellen: „Wer mehr Bildung will, muss halt auch Klugscheißer ertragen.“

Da nahm Butzko dann doch lieber die Verteidigerrolle für die islamistische Minderheit hierzulande an und machte dem Populismus gegenüber klar: „Wer will, dass der Islam keine Sonderrechte bekommt, sollte erst einmal dem Christentum die Sonderrechte nehmen. Oder versuchen Sie doch mal als Geschiedener eine Anstellung in einem christlichen Krankenhaus zu erhalten.“

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