Leimersdorf Die Angst vor einer Deponie geht um

Leimersdorf · Wenn eine für 30 Minuten angesetzte Bürgerfragestunde in einem ab 19.30 Uhr tagenden Ortsbeirat erst gegen Mitternacht beendet wird, dann scheint es um sensible, die Bürgerschaft stark bewegende Angelegenheiten zu gehen. So in Leimersdorf.

Die Angst der Einwohner, die vorhandene Tongrube könne in eine Deponie umgewandelt werden, in der giftiger Industriemüll abgelagert wird, bewegt die Gemüter. Zur Beruhigung konnte der Ortsbeirat nicht beitragen. Im Gegenteil. Lange dauerte es nicht, da schrien sich Bürger und Beiratsmitglieder an.

Obwohl Landrat, Bürgermeister, Gemeinderat, Struktur- und Genehmigungsdirektion Koblenz und Wirtschaftsministerium bereits in den vergangenen Wochen deutlich gemacht hatten, dass ein denkbarer Antrag des Tongrubenbetreibers, keine Aussicht auf Erfolg haben dürfte - ein konkreter Antrag zudem auch gar nicht vorliegt - sprach der Leimersdorfer Ortsvorsteher Wilfried Klein vom wohl eintretenden "spekulierten Super-Gau": "Es wird schwer werden, die Deponie zu verhindern. Die Tongrubenbetreibergesellschaft CC-Umwelt ist schließlich ein öffentlicher Entsorger. Ich habe großes Hintergrundwissen."

Dies sorgte freilich zu zusätzlicher Verunsicherung bei den zur Sitzung erschienenen Bürger. Allerdings, so das "Votum" des Ortsbeirates, wolle man "sich massiv gegen eine Mülldeponie aussprechen".

Wie vom General-Anzeiger berichtet, sieht das Wirtschaftsministerium keine Notwendigkeit zuzulassen, dass die Tongrube in Leimersdorf in eine Mülldeponie umgewandelt wird. Einen Anspruch auf Genehmigung oder Zulassung zur "Verwertung von Fremdmassen" gebe es nicht. Auch wies das Ministerium darauf hin, dass die Gemeinde hierbei ein gewaltiges Wörtchen mitzusprechen habe.

Der Grubenbetreiber hatte vor Wochen bei der für Abfallbeseitigung zuständigen Kreisverwaltung angefragt, wie sie zur Einrichtung einer Deponie stehe. In spätestens zwei Jahren soll der Tonabbau in der riesigen Grube abgeschlossen sein. Daher sucht man nach einer Folgenutzung für das Areal.

Landrat Jürgen Pföhler winkte ab: "Wir haben in Niederzissen eine Deponie, die ausreichend ist." Eigentlich ist der Grubenbetreiber verpflichtet, das Gelände komplett nach dem Tonabbau zu rekultivieren, was naturgemäß mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden ist.

Da das Unternehmen aber auch auf die Entsorgung von Industriemüll spezialisiert ist, bietet es sich aus dessen Sicht an, die nach der Ausbeutung entstandenen Grubenlöcher mit wie auch immer geartetem Müll zu verfüllen.

Dass Ortsvorsteher Klein zunächst die öffentliche Sitzung abhandelte, dann die Bürger vor die Türe schickte, um einen halbstündigen nichtöffentlichen Teil zu beraten, dann die Bürger wieder in den Saal ließ und zur "Bürgersprechstunde" aufforderte, trug nicht zur Beruhigung bei.

"Das ist eine Unverschämtheit, wie das hier abgeht", meinte ein Bürger. Ein anderer sprach von einer "sehr befremdlichen Sitzung". Besonders bedauert wurde, dass sich der Ortsbeirat nicht nur bei diesem Punkt alles andere als sachkundig gezeigt hätte.

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