Nierendorfer Backes Der Einweihung im Herbst steht nichts mehr im Weg

NIERENDORF · Es ist noch nicht fertig, das Nierendorfer Backes, da hat es schon einen eigenen Song: den Backes-Blues. Von der Idee, die erstmals 1999 ein einstimmiges Votum des Ortsbeirates fand, bis zum Spatenstich im Sommer 2012, greift das Lied Freud und Leid eines solchen Projektes auf, das immerhin 123.000 Euro kostet.

 Im Kirchdauner Backes wird Günter Bach (links) in die Kunst des Brotbackens eingeführt.

Im Kirchdauner Backes wird Günter Bach (links) in die Kunst des Brotbackens eingeführt.

Foto: Martin Gausmann

So ist im Text von Cornelius Staden die Rede davon, wie groß einerseits das Interesse des Backesvereins mit mittlerweile 118 Mitgliedern an der Realisierung ist, andererseits wie wichtig es ist, Sponsoren zu finden. Mächtig Ärger gab's auch mit der Bäckerinnung, die in dem Backhaus eine Konkurrenz sah. "Die Bäcker sind nicht glücklich, sie mosern kräftig rum, doch unser Entschluss steht, wir kehren nicht mehr um, wir bauen unser Backes, jetzt fällt keiner mehr um", so eine Strophe.

Günter Bach, Vereins-Vize von Reiner Ackermann, möchte zur Einweihung am 20. September Obermeister Rolf Genn einladen, um dem Innungschef erneut deutlich zu machen, dass es um Geselligkeit, um eine lebens- und liebenswerte Dorfgemeinschaft geht und nicht um Kommerz. Für Bach, der bis 2004 Ortsvorsteher des 800-Seelen-Dorfes war, ist das Backes mehr als ein Projekt: "Es ist Teil meines Lebens geworden." Er ist der gedankliche Vater, der schon vor 15 Jahre wollte, dass das Dorf das gebacken bekommt. Viel hatten die Bürger bis dahin schon auf die Beine gestellt: die Renovierung der Alten Schule, die Gestaltung von Plätzen. Doch hier steckt Bachs' Herzblut drin. Er ist der Organisator, Netzwerker, der jede Beziehung, die er auch als langjähriges Kreistagsmitglied hat, für den Zweck nutzt.

Obwohl noch 2006 im Dorferneuerungskonzept steht "Das aktuelle Interesse an einem Backhaus ist unklar", sucht Bach weiter nach Mitstreitern und Geldgebern. Bald ist das gemeindeeigene Grundstück im "Auelsgarten" in unmittelbarer Nachbarschaft zur Feuerwehr ausgeguckt, Baurecht wird geschaffen. 2010 gründet sich der Backesverein, das Projekt nimmt Konturen an und Fahrt auf. Die Gemeinde Grafschaft steuert 15.000 Euro bei, der Kreis durch Förderprogramme für den Ländlichen Raum und Vereine 10.000 Euro. 35 Sponsoren helfen mit Geld oder Sach- und Arbeitsspenden. Eines fehlt der rührigen Truppe nie: Organisationstalent und die Bereitschaft, in jeder freien Minute anzupacken. Bis zum gestrigen Tag hat Bach im Backes-Baubuch 230 Arbeitseinsätze mit 2000 Arbeitsstunden vermerkt.

Schon jetzt sieht das 44-Quadratmeter-Zweiraum-Gebäude sehr ansprechend aus. Die Öfen sind vorbildlich probegelaufen, dem offenen Brotbacken mit maximal acht Personen steht nicht mehr viel im Weg. Ebenso stehen die beiden Backesmeister Paul Raven und Manni Bell Gewehr bei Fuß, damit nichts anbrennen kann.

Backes

Das Wirtschaftswunder in den 1950er-Jahren machte den Grafschafter Dorfbackhäusern, die es in Bengen, Karweiler und Lantershofen gab, den Garaus. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Brotbacken in der Gemeinschaft eine der wichtigsten Arbeiten zur bäuerlichen Selbstversorgung. Heute steht die Geselligkeit und der Wunsch nach einem gesunden Brot im Vordergrund. Die zwei Öfen des Nierendorfer Backes werden am 17. Mai auf Hochtouren laufen, um den Sponsoren zu danken.

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