Heimatvarieté Der Dorf-TÜV zu Gast in Lantershofen

LANTERSHOFEN · Sie kamen vom rheinland-pfälzischen "Ministerium des Inneren, für Sport, Spaß und Infrastruktur" nach Lantershofen, die drei Dorfprüfer von "Saalü".

 Energie pur auf der Bühne des Winzervereins: "Saalü" in Lantershofen.

Energie pur auf der Bühne des Winzervereins: "Saalü" in Lantershofen.

Foto: Gausmann

Am Samstagabend nahmen sie im ausverkauften Saal des Winzervereins den Ort mit seinen Gepflogen- und Eigenheiten, seinen Traditionen und Weisheiten, vor allem aber seinen Menschen unter die Lupe und gehörig aufs Korn. "Saalü", das ist schon seit 20 Jahren ein Heimatvarieté, das sich in alten Dorfsälen zu Hause sieht. In Sälen, wo getanzt, gefeiert, geflirtet wird, wo Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen veranstaltet wurden und werden. Wie in dem altehrwürdigen Gebäude der Lantershofener Winzergenossenschaft, seit Generationen einer der Mittelpunkte des örtlichen Lebens. Der Saal ist der Hauptdarsteller, daher auch der Name "Saalü".

Rund ein halbes Jahr lang hatte sich Initiatorin Martina Helffenstein immer wieder in Lantershofen sehen lassen, mit vielen alten und jungen Menschen gesprochen und ihnen vieles über Lantershofen, wo Kirmes und Schützenfest über allem stehen, entlocken können.

Auf der Bühne präsentierten die Schauspieler alias "Herr Müller", "Herr Welte" und Praktikantin "Frau Drops" den Lantershofenern nun amüsant ihren Ort. Den Ort, der "Geistiges" aus seinen Brennereien und "Geistliches" aus dem Priesterseminar im Studienhaus Burg Lantershofen exportiert. Auf der Burg wachsen auf den Birnbäumen übrigens keine Früchte, "denn auch die Bäume unterliegen dem Zölibat". Und der Saal erstrahlt im schmucken "Nikotin-weiß" an den Wänden und mit Schweiß, Wein oder dem Blut der Konkurrenz aus den Nachbarorten auf dem Boden.

Vier Stunden lang dauerte das Varieté, in dem natürlich auch immer wieder die Lantershofener zu Gehör kommen sollten. Das Panikorchester machte Stimmung mit dem Lantershofener Marsch, die Chöre stimmten das Heimatlied an. Ortsvorsteher Leo Mattuscheck, selbst vor mehr als 30 Jahren zugereist, musste eingestehen, dass er des Dialektes nicht mächtig ist. Dennoch durfte er eine Liebeserklärung an Lantershofen abgeben.

"Scholls Männ" ließ mit Erich Althammer und Hans-Rolf Schneider altes Liedgut aufleben und sich als "ohse Nohpesch Pitter" einkleiden. Otto Krämer erinnerte an die früheren Jahre, in denen er im Saal noch Walzer, Rheinländer oder Rumba tanzte, Heinz Schütz erzählte von seinen Taten als Dorf-Nikolaus und Hedwig Krupp, die 35 Jahre lang mit ihrem Mann die Gastwirtschaft im Winzerverein betrieb, dachte an die Zeit, als ihr "Karl" direkt aus der Kneipe zur Arbeit ging, zurück. "Kläse Jupp" sprang mit 79 Jahren wie ein junger Hüpfer auf die Bühne und stellte in Versform "seinen" 1934er Jahrgang vor.

In einer weiteren Runde erzählten Erich Althammer und Dominik Knieps aus alter und aktueller Junggesellen-Schützen-Geschichte, während Heinrich Klaes den ersten Regens des Studienhauses, Dr. Schäfer, in Erinnerung rief. Der hatte nicht nur eine Wette in der Dorfwirtschaft "Zur Post" gewonnen, indem er die hohe Geistlichkeit der Burg in die Kneipe lockte, er erfand auch den "Zölibatsknopf", der eine allzu direkte Annäherung an die Wirtin verhinderte. Die Junggesellen stellten zudem anschaulich dar, was einen Auswärtigen erwartet, der ein Lantershofener Mädchen ehelichen will. Denn dafür wird eine "Jüra" in Form von Geld, Wein, Bier und Schinken fällig.

Als schließlich Nena Stahl und Freunde auf der Videowand zeigten, warum im schützengeprägten Lantershofen doch eher die Farbe Gelb dominiert und Hannes Dengg zum Einrad-Rennen durch den Saal ansetzte, war den Prüfern endgültig klar: Lantershofen hat Zukunft, hier lohnt es sich zu leben und der Ort wird mit "Herrn Müller", "Frau Drops" und "Herrn Welte" bald drei neue Einwohner zählen können.

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