Fastenzeit in Eckendorf Chöre beeindrucken bei gemeinsamen Konzert

ECKENDORF · Es erklang kein Beifall. Am Schluss verließen bewusst alle schweigend die Kirche Sankt Cosmas und Damian in Eckendorf. Zwei Grafschafter Kirchenchöre stellten bei ihrem gemeinsamen Konzert zur Fastenzeit das Leiden Christi in den Fokus.

Dass ein Konzert auch gänzlich ohne Applaus beeindrucken kann, bewiesen zwei Grafschafter Kirchenchöre in der Pfarrkirche Sankt Cosmas und Damian in Eckendorf. Der ortsansässige Kirchenchor Cäcilia sang gemeinsam mit dem Kirchenchor Sankt Stephanus Leimersdorf und Ringen die etwa 150 Jahre alte Passion in sieben Bildern op. 6 von Heinrich Fidelis Müller.

Unter der Leitung von Heinrich Fuchs wirkten die Ensembles und zahlreiche Solisten zusammen. Die Besucher konnten in die facettenreiche geistliche Musik richtig eintauchen und ließen sich auf das beifallfreie Experiment ein.

Mit dumpfen Pedalklängen eröffnete Regionalkantor Bernhard Blitsch an der Orgel das anderthalbstündige Konzert. Ein breites Lamento legte sich über die Begleitung, in die der Chor sein „Preis, Ehr und Dank wir sagen“ nahtlos einfügen konnte. Der Ton des Nachmittags war getroffen: emotionale Musik gepaart mit dem spirituellen Trost, den der Komponist in der grausamen Tötung Jesu von Nazareth sieht. In das Kirchenlied „Bei finst’rer Nacht“ von Friedrich Spee fügte Solo-Bass Hermannjosef Berg das Gebet „Ach Vater, liebster Vater“ ein. Noch an zahlreichen anderen Stellen mimte er den Gottessohn und gab ihm eine sanfte Zärtlichkeit, welche der Gesamtanlage der Passion gut zu Gesicht stand.

Ergreifend nahm Solo-Alt Anita Schneider den musikalisch gesponnenen Faden auf. Mit geballter Atemkraft stemmte sich der Chor gegen den traurigen Inhalt von „Himmel und Erd schau, was die Welt“. Tenor Johannes Ellerich übernahm in Rezitativen die Schilderung der Hintergrundgeschichte aus den neutestamentlichen Evangelien. Die anderen Figuren der Geschichte wurden abwechselnd vom Chor, den Männern und Frauen des Chores einzeln und einer Tenor-Gruppe, bestehend aus Christel und Adi Delvos und Reinhard Doebel, übernommen. Das zweite Bild endete mit dem Dialog „Mein Volk, mein Volk“, bekannt aus der Karfreitagsliturgie.

Vermeidet die Komposition zwar große musikalische Schräglagen, so war die Bosheit der Gottlosen im dritten und die hämische Freude der Gegner Jesu im fünften Bild körperlich spürbar. Umfangreich hat Müller die Verurteilung und Dornenkrönung ausgestaltet. Solo-Sopran Hannah Kirinnis verband sich mit dem Chor zum innigen „O allerschönstes Angesicht“, in dessen sattem Klang die sündige Seele ihre Schuld an den Qualen des Herrn bekennt. Mitunter wurde es in der Kirche so still, dass jeder Zwischenton als Störung empfunden wurde.

In der ausladenden Betrachtung der sieben letzten Worte Jesu am Kreuz konnten die Zuhörer selbst aktiv werden. Die Kirchenlieder „Da Jesus an dem Kreuze stund“ und „Christi Mutter stand mit Schmerzen“ sangen alle in der nötigen Ehrfurcht mit. Eine Orgelmeditation nach der Todesszene lud zum Verweilen und Schließen der Augen, was einige Besucher gerne taten. Eindrucksvoll und frei von Kitsch forderte der Chor im letzten Bild auf: „Trauert ihr himmlischen Chöre und weinet.“ Leise, aber eindringlich fand das Konzert seinen Abschluss, nach dem Sänger wie Publikum schweigend die Kirche verließen.

Am Samstag, 13.April, ab 8 Uhr, werden die Chöre die Passion in der Pfarrkirche Sankt Dionysius in Ringen aufführen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort