Innovationspark in der Grafschaft Brandmeldeanlage hält die Feuerwehr auf Trab

GRAFSCHAFT · Immer wieder gibt es Falschalarme im Grafschafter Innovationspark. Der Unmut bei Bevölkerung und Feuerwehrleuten darüber wächst. In den Dörfern sind die Menschen um den Schlaf gebracht.

Freitagmorgen, 3.46 Uhr: Sirenenalarm in Ringen, Lantershofen, Leimersdorf und Oeverich sorgt für bange Momente bei der Bevölkerung in den Orten. Die Wehren dieser Dörfer bilden zusammen mit Wehrleuten des Grafschafter Bauhofs den Ausrückbereich Mittlere Grafschaft der Feuerwehr der Gemeinde. Die Kameraden rücken aus, mit Martinshorn. Ohne Alarm dürfen sie nicht, aus versicherungsrechtlichen Gründen. Ziel ist der Innovationspark bei Beller, wie so häufig. Dort hat wieder eine Brandmeldeanlage ausgelöst. Es ist der zweite nächtliche Einsatz der Woche, der dritte insgesamt. Vier Tage zuvor ging die Fahrt um 2 Uhr nachts zum selben Ziel. Später ist in den sozialen Medien der Grafschafter Wehr zu lesen: „Nach kurzer Erkundung und Rücksprache mit den Verantwortlichen vor Ort wurde die Anlage mit einem technischen Defekt an den Betreiber übergeben.“ Diese Sätze sind in den knappen Meldungen der Wehr meist die gleichen.

Wehr und Bevölkerung werden allmählich sauer über den Zustand. In den Dörfern sind die Menschen um den Schlaf gebracht, die Wehrleute sind zumeist rund eine Stunde unterwegs, wieder einzuschlafen ist nicht leicht. Ein Blick auf die Statistik zeigt: bis zum Freitag vergangener Woche wurden Grafschafter Wehren in diesem Jahr 67 Mal auf die Reise geschickt, von der Brandsicherheitswache und Karnevalszugbegleitung bis zum Gebäudebrand war alles dabei. Jeder sechste Einsatz wurde von einer Brandmeldeanlage ausgelöst, meist bei Haribo, neuerdings auch bei Frutania. Und weitere große Werke im Innovationspark stehen vor der Eröffnung. Auch sie werden solche Anlagen haben.

Reaktionen in den sozialen Netzwerken

Jetzt gab es eine Fülle von Reaktionen auf die Einsatzmeldung beim sozialen Netzwerk Facebook. „Kotzt einen so langsam echt an“, schrieb einer, der bei jedem Alarm in die Uniform springt und als Feuerwehrmann den Einsatz begleitet. Das löste Reaktionen aus: „Warum gibt es bei Haribo keine Werksfeuerwehr?“ wurde gefragt. „Gut, dass wir Euch, liebe Feuerwehr haben. Aber so langsam ist das wirklich kein Zustand mehr, was da zu jeder Tages- und Nachtzeit passiert. Kann man da nicht entsprechend Druck bei der Abhilfe machen?“ so eine Userin. Eine andere empfiehlt, dass Haribo der Feuerwehr Piepser für stillen Alarm stellt. Sarah Königshoven brachte es auf den Punkt und fragte: „Ist das so schwer, diese Brandmeldeanlage in den Griff zu kriegen?“

„Das ist es tatsächlich“, so Unternehmenssprecherin Simone Brück, die den Vorgang erklärte. Bei Haribo gibt es drei Brandmeldeanlagen, die Informationen von rund 60 000 dort verbauten Rauchmeldern erhalten. Zwei der drei Alarme der vergangenen Woche wurden in der Produktion gemeldet, einer in der Logistik. Letzterer war in einem defekten Sensor begründet, der ausgetauscht werden konnte. Die Produktionsalarme aber entstanden beinahe zwangsläufig. Die Melder reagieren auf Rauch, Staub und Hitze. Sie sitzen auch in Bereichen von Silos, wo zwangsläufig Staub aufgewirbelt wird. „Die Melder müssen dort gemäß Brandschutzgesetz verbaut werden“, so die Haribo-Sprecherin. Weitere Falschalarme sind damit eigentlich programmiert. Man versuche derzeit, eine Lösung zu finden, versprach Simone Brück. Wie die aussehen kann, ist noch offen.

Falschalarme beschäftigen die Wehren beileibe nicht nur in der Grafschaft. Überall rückt man immer wieder zu großen Werksanlagen aus, wo die Anlagen anschlagen. „Da muss nur mal einer die Tür der Küche aufmachen und Wasserdampf entweicht und schlägt beim Rauchmelder auf, schon ist Alarm, weil der Melder nicht zwischen Dampf und Brandrauch unterscheiden kann“, so Dieter Dismon von der Grafschafter Verwaltung. Auch hier ist man von der Situation nicht angetan und hofft auf eine Lösung des Problems: „Die Gemeinde steht selbstverständlich mit den Firmen im Dialog. Haribo arbeitet in Verbindung mit der ausführenden Firma und dem Brandschutzsachverständigen an Lösungen. Diese aber benötigen Zeit, da bei schnellen Lösungen auch die Gefahr von Fehllösungen und somit weiteren Falschalarmierungen besteht“, bestätigt Dismon die Aktivitäten beim Süßwarenproduzenten.

Schließlich schlägt die Situation ja auch auf die Motivation der Wehrleute, was in Verbindung mit dem sinkenden Bewusstsein zum ehrenamtlichen Engagement schnell zum Problem werden kann. Dass jede Alarmierung ein Ausrücken nach sich ziehen muss, ist den Grafschafter Wehrleuten natürlich bewusst. Denn bei den bisherigen Alarmen bei Haribo und Frutania lagen auch schon zwei echte Einsatzfälle mit zum Glück nur sehr geringem Schaden vor.

Donnerstag und Freitag gab es übrigens weitere Fehlalarme bei Haribo.

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