14. Apfelfest im Bio-Hof Bölingen Besucher durften in der Plantage selbst Hand anlegen

BÖLINGEN · Der Apfel in all seinen Größen, Farben und Geschmacksrichtungen stand am Wochenende im Mittelpunkt des 14. Apfelfestes im Bio-Hof Bölingen von Bert Krämer und Elke Inden-Krämer. Dort gab es nicht nur anschauliche Infos über den heimischen Obstbau, die Vorteile der biologischen Schädlingsbekämpfung, den Reifezustand und die Lagermöglichkeiten von Äpfeln.

Krämer, der 1984 seinen Hof zu einem der ersten Bio-Obstbaubetriebe in Deutschland umstellte, erlaubte sogar seinen zahlreichen Gästen, ihren Lieblingsapfel in den Obstgärten aus mehr als zwei Dutzend Sorten selber zu ernten. Der Chef zeigte auch den richtigen Dreh beim Apfelpflücken: "Drehen und nach oben brechen, dann wird der Baum nicht beschädigt."

Der Traktorzug brachte die Gäste vom Hof in die Obstplantagen und mit vollen Tüten wieder zurück. Im Fachwerkhof in Bölingens Mitte luden derweil deftige und süße Leckereien zur gemütlichen Jause ein. Da gab es die begehrte Kürbiscremesuppe oder frisch gepressten Apfelsaft, aber natürlich auch selbst gebackenen Kuchen.

Besonders beliebt bei den Kindern war das Selberpressen von Apfelsaft mit der kleinen Handpresse und dem Schredder, mit dem die Äpfel erst einmal klein geschnitten werden mussten. In der Kinderecke wurde den ganzen Tag über ein lehrreiches Kinderprogramm rund um den Apfel angeboten, dort konnten sich die Kleinen dank farbabweisender Schutzkleidung auch als Stempelkünstler betätigen.

In der Scheune und der Halle gab es darüber hinaus eine informative Ausstellung über die Funktionsweise des biologischen Anbaus. Um die Biodiversität kümmert sich der Bio-Hof Bölingen nämlich nicht zuletzt dadurch, dass die Apfelbäume von Wildbienen befruchtet werden. Die fliegen nämlich auch bei niedrigen Temperaturen und sind nicht so anfällig wie die Honigbiene.

In den Anlagen habe man dafür große Nistmöglichkeiten geschaffen und in den Zwischenräumen zwischen den Baumreihen Wildblumen eingesät, um die Nützlinge zu unterstützen. "Je vielfältiger das Leben in einer Obstplantage, desto einfacher ist es mit dem Pflanzenschutz", weiß Krämer.

Besonders der 80 Zentimeter breite "Blühstreifen" auf der Fahrgasse zwischen den einzelnen Baumreihen habe sich zur Erhöhung der Biodiversität sehr bewährt. Dort werden verschiedene Pflanzen eingesät, die im Verlaufe des Jahres zu unterschiedlichen Zeiten blühen und somit stets eine Futterquelle für Insekten und Kleinlebewesen darstellen.

Mittlerweile habe sogar die Universität Bonn dies als vorbildlich anerkannt und untersuche das Projekt im Rahmen einer Forschungsarbeit. Außerdem habe die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft die Idee ebenfalls aufgegriffen und auf weitere Betriebe in der Region verteilt. "Wir haben wieder mal ein erfolgreiches Pilotprojekt kreiert", freut sich Krämer über den Erfolg.

Die Nachwuchsforscher unter den Gästen der Apfeltage hatten darüber hinaus Gelegenheit, an einem Informationsstand der Bonner Uni etwas über das Leben und das Aussehen diverser Insekten zu lernen. Unter dem Mikroskop durften Kinder und Erwachsene Bienen und Wespen betrachten.

Mit dabei war auch die große Bienensammlung von Professor Dieter Wittmann, der 250 verschiedene Bienenarten während seiner zahlreichen Forschungsreisen gesammelt hatte. Von der Honigbiene über die große Holzbiene und die brasilianische Seidenbiene bis zur südamerikanischen Prachtbiene war jede nur erdenkliche Bienenart zu bestaunen.

Besonders viele Interessenten erkundigten sich am "Apfelprobierstand" über die für Allergiker geeigneten Apfelsorten "Santana" und "Elise", die in ihrer süß-säuerlichen Geschmacksrichtung einerseits saftig und knackig sind, andererseits aber ein bestimmtes Protein nicht besitzen, das Allergien auslöst.

Das habe die Universität Bonn herausgefunden. "Einige Menschen, die wegen ihrer Allergie schon seit über zehn Jahren keinen Apfel mehr essen konnten, durften jetzt endlich wieder beherzt zubeißen", freute sich Inden-Krämer über den Erfolg.

Info: Auch am kommenden Wochenende, 21. und 22. September, lädt der Bio-Hof Bölingen von 11 bis 18 Uhr zum Apfelfest ein. Bis Mitte Oktober können Interessierte jeden Sonntag zwischen 13 und 17 Uhr selber Äpfel pflücken.

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