Gelsdorf Alles (k)eine Frage des Alters

Gelsdorf · Ein Hahn kräht, einmal, zweimal. Der verblüffte Blick auf die Armbanduhr verrät: Es ist 16.30 Uhr, von Morgengrauen keine Spur. Er will doch nicht ein drittes Mal... Das Federvieh besinnt sich aber, der Reporter mit ortsuntypischem Autokennzeichen darf weiter durch Gelsdorf wandeln, ohne sich vom Hahn als Verräter biblischen Ausmaßes diffamieren zu lassen.

 Die Ortsansicht, die Andreas Ackermann aufbewahrt, zeigt Gelsdorf anno 1933. Heute durchzöge die A 61 das Bildnis von links nach rechts.

Die Ortsansicht, die Andreas Ackermann aufbewahrt, zeigt Gelsdorf anno 1933. Heute durchzöge die A 61 das Bildnis von links nach rechts.

Foto: qm

Ortsvorsteher Andreas Ackermann empfängt, wie ein Ortschef es tut: Er kommt auf mich zu, noch ehe ich den Klingelknopf vollumfänglich gedrückt habe. Der Christdemokrat, dessen Familie "schon seit Ewigkeiten" in Gelsdorf lebt, weiß, dass sein Heimatort im Mittelalter am Kaiserweg, einer alten Handelsstraße, lag - als an die A 61 noch niemand zu denken vermochte. Da "Gelichesdorp" somit damals am Puls der Zeit lag, vermutet Ackermann, dass der Ort im heutigen Grenzgebiet zweier Bundesländer und zweier Bistümer älter ist, als es die erste urkundliche Erwähnung anno 846 vermuten lässt. "Ich möchte herausfinden, wie alt Gelsdorf tatsächlich ist", berichtet er.

Sollte er mit seiner Annahme recht behalten, so könnte der Ort wieder ein ungewöhnliches Fest feiern - so wie jüngst den 100. Geburtstag der Kaiserlinde. Zwei Zelte, ein Bierpilz und Kinderbelustigung reichten aus, um Jung und Alt im Schatten des ortsbildprägenden Baumes zu vereinen.

Keine Frage des Alters sei mittlerweile der generationsübergreifende Ruf nach schnellem Internet. Seit Mitte Juni machen sich Bauarbeiter daran, die nötigen Leerrohre zu verlegen. Ein Herzenswunsch ginge für alle Altersklassen in Erfüllung, wenn an der Autobahnausfahrt ein Lebensmittelladen entstehe. Die Gespräche laufen und fördern ungewöhnliche Ideen zu Tage. Ein Interessent beabsichtige einen Getränkemarkt, bei dem das Angebot "nicht nur bevorratet, sondern auch serviert werden kann". Ein "Novum" sei, dass die Mitarbeiter zudem das Kistenschleppen übernehmen - volle wie leere.

Wer Gelsdorf und seine Menschen erleben will, muss am 18. und 19. Oktober zum "Tag der offenen Höfe" kommen. Dann zeigen Obsthöfe und Handwerksbetriebe, was Natur, respektive echtes Handwerk ist. Ein Fahrdienst bringt die Gäste ins Dorf, welches an zwei Tagen Fußgängern vorbehalten ist. Und Ackermann erklärt noch, warum die Formulierung "auf der Grafschaft" allumfassend korrekt ist. "Wir sind ein bisschen erhöht - von Ahrweiler aus gesehen."

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