Beförderungsmarathon in Lantershofen Demografischer Wandel bedroht das Feuerwehrwesen

LANTERSHOFEN · In diesem Jahr der großen Wetterkatastrophen gilt es in der Grafschaft, vielfach Danke zu sagen. Klar, dass dies beim Kameradschaftstag der Wehr am Freitagabend im Lantershofener Winzerverein auch der Fall war. Die Redner richteten aber auch den Blick nach vorn, der überhaupt nicht rosig aussieht.

„In zehn Jahren werden ein Drittel der heutigen Wehrleute bereits im Feuerwehr-Altersruhestand sein“, machte Rolf Genn vom Kreisfeuerwehrverband deutlich. Schuld sei der demografische Wandel.

„Wir müssen neue Strategien finden, um das Feuerwehr-Ehrenamt auf Dauer zu erhalten“, so Genn. Ursächlich war er nach Lantershofen gekommen, um Christian Fuchs und Johannes Jung von der Löschgruppe Eckendorf die bronzene Ehrennadel des Landesfeuerwehrbandes auszuhändigen. Sie hatten für einen erkrankten Kameraden eine Typisierungsaktion durchgeführt, Knochenmarkspender gefunden und nebenbei viel für das positive Image getan.

„Es werden gefühlt immer mehr Einsätze“, machte der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem vor den gut 200 Wehrleuten und Gästen deutlich. Sein Blick richtete sich natürlich auf die enormen Schäden des Starkregenereignisses vom 4. Juni, aber auch auf die jüngsten Stroh-Brandstiftungen: „Was denken sich diese Spinner? Wenn sie Spaß am Feuer haben, sollen sie sich einen offenen Kamin kaufen“, fand der Bürgermeister deutliche Worte. Den Wehrleuten sagte er zu, dass es aufgrund der enormen Belastung in diesem Jahr keine Alarmübung geben werde.

Landrat Jürgen Pföhler legte derweil Zahlen zum Unwetter vom Juni vor. Damals hatten 1900 Einsatzkräfte 35 000 Helferstunden geleistet. „In der Grafschaft gab es Aktionen, die es so noch nie gegeben hat“, hob Pföhler die enorme Welle der Hilfsbereitschaft hervor. Eine weitere Statistik hatte der stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur Gerhard Oelsberg parat: Es gab in diesem Jahr kreisweit schon mehr als 1000 Einsätze, dazu kamen jede Menge Übungen und Lehrgänge. Auch hier gelte: Tendenz steigend.

Der Grafschafter Wehrleiter Achim Klein bestätigte Juchems Einschätzungen über immer mehr Einsätze. Bis zum Freitag waren die Grafschafter Wehren, deren Gesamtzahl der Wehrleute nun 266 beträgt, von denen 212 aktiv sind, bereits zu 216 Einsatzstellen ausgerückt, davon waren alleine 130 die Folge des Starkregens.

Der Verwaltung dankte Klein für die Unterstützung, merkte aber auch an, dass geplante neue Fahrzeuge für die Löschgruppen Eckendorf, Gelsdorf und Vettelhoven noch ausstehen. Dem demografischen Wandel kurzfristig entgegenzusetzen hatte Klein die Tatsache, dass zwölf neue Wehrleute aufgenommen werden konnten, aber mit Dietmar Ulrich (LG Lantershofen) nur einer in den Altersruhestand verabschiedet wurde. Mit dem silbernen Feuerwehr-Ehrenzeichen für 25-jährige Feuerwehr-Tätigkeit zeichnete Juchem dann im Namen von Innenminister Roger Lewentz Wolfgang Gäb (LG Holzweiler) und Hans-Willi Mertens (LG Bengen aus).

Zum neuen Gerätewart Atemschutz bestellt wurde Marc Ziegenhals (LG Birresdorf). Beinahe eine Stunde lang dauerte der Part der Beförderungen. Schuld hierfür waren die 2016 eingeführten neuen Beförderungsrichtlinien. Jetzt gibt es deutlich mehr Führungskräfte in den Grafschafter Löschgruppen und zudem verbesserte Ausbildungen.

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