Ein kleines Museum in Lantershofen 300 Kaffeekannen im Gartenhaus

LANTERSHOFEN · Seit vielen, vielen Jahren sammeln Gisela und Fritz Schiffbauer Porzellan. Ihre Liebe gilt Kaffeekannen in allen Formen und Farben. Eine beträchtliche Sammlung haben die beiden schon zusammen.

 Vor einem Heer von Kaffeekannen präsentierten Fritz und Gisela Schiffbauer ein „Goldstück.“

Vor einem Heer von Kaffeekannen präsentierten Fritz und Gisela Schiffbauer ein „Goldstück.“

Foto: Weber

Gisela und Fritz Schiffbauer aus Lantershofen sind zwei äußerst rüstige Rentner, beide schon weit über die 70 Lenze, aber noch topfit. Im Sommer kam es des Öfteren schon vor, dass die beiden ihr Köfferchen auf ihre alte BMW Isetta schnallten und sich auf Reisen begaben.

Vordringlichste Ziele waren Bayern oder die Pfalz. Bei einer dieser Touren machten die beiden vor Jahren eine Entdeckung, die die Sammelleidenschaft in ihnen weckte.

Es war in Ruhpolding. Im dortigen historischen Café „Windbeutelgräfin“ hingen Dutzende von Kaffeekannen an der Decke oder standen auf Regalen an der Wand. „Das möchte ich auch haben“, beschloss Gisela Schiffbauer seinerzeit: Das Sammeln begann. Aus dem schmucken Gartenhäuschen in Lantershofen wurde flugs ein kleines Museum, „Kannenstube“ steht über der Eingangstür.

Schnell hatte sich die neue Leidenschaft im großen Freundeskreis rumgesprochen. „Zu jedem Geburtstag oder Namenstag brachten sie Kannen mit“, erinnert sich Gisela Schiffbauer. An vielen dieser Porzellanstücke hängen somit auch Lantershofener Geschichten.

Wie die vom vergoldeten Service, einem Hochzeitsgeschenk, für das die Mutter des Bräutigams lange Zeit sparen und jedes Teil mit der Zeit einzeln kaufen musste. Oder der Kaffeekanne in Katzenform, einem Geschenk zur Verlobung. Entsprechend ist die Kanne um die 60 Jahre alt, denn die beiden sind seit mittlerweile 57 Jahren verheiratet.

„Die ältesten Stücke stammen aus der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts“, weiß Fritz Schiffbauer. Natürlich sind auch jede Menge Werke renommierter Porzellanmanufakturen dabei, Meißener Porzellan, Hutschenreuther oder Rosenthal, aber auch Herend-Porzellan aus Ungarn, das einen ähnlichen Stellenwert, wie Porzellan aus Meißen genießt. Was ihnen nicht von den Freunden geschenkt wurde, kauften sie auf Trödelmärkten. „Der Fritz kann gut handeln“, freute sich Gisela Schiffbauer bei jedem Markt-Besuch.

„Mehr als 20 Mark oder später zehn Euro wollte ich für keine Kanne ausgeben“, machte Fritz Schiffbauer klar und erinnert sich gerne an einen unbedarften Händler in Rheinbach, an dessen Stand er eine Hutschenreuther-Kanne für einen Euro erstanden hatte. „Der hatte von dem Porzellan keine Ahnung“, freute sich Schiffbauer beinahe diebisch über das Schnäppchen.

Mittlerweile sind fast 300 Kannen zusammengekommen, der Einkauf wurde längst gestoppt. „Mehr passt nicht, die Kannen haben ja auch ihr Gewicht und die Balken müssen sie tragen.“ Stolz ist Gisela Schiffbauer, die in regelmäßigen Abständen mit dem Staubwedel über alle Kannen wischt, dass ihr noch nie ein Stück zerbrochen ist: „Die Deckel habe ich alle festgeklebt, runtergefallen ist noch keine.“

Selbst 1992, als im April im Rheinland die Erde bebte, blieb alles schön heil. Schon damals war die Leidenschaft bei den Schiffbauers voll entfacht. Heute machen sie sich Gedanken, was mit dem Porzellan geschehen soll, wenn die beiden mal nicht mehr können.

Hier haben sie noch keine Lösung gefunden. Aber so weit ist es auch noch nicht. Im Gegenteil: Fritz Schiffbauer, dessen eigentliche Leidenschaft Oldtimer sind und der die Isetta vor zwei Jahren verkaufte, denkt im Moment über die Anschaffung eines VW Käfer Cabrio nach.

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