Kirschessigfliege im Kreis Ahrweiler Fliege bedroht Existenz von Bauern und Winzern

KREIS AHRWEILER · Wäre Drosophila suzukii eine Automarke, könnten Bauern und Winzer im Kreis Ahrweiler damit leben. Es ist aber die japanische Kirschessigfliege, die nicht da geblieben ist, wo sie eigentlich hingehört: auf Hokaido. Dort hat sie natürliche Feinde, in Europa nicht.

 Kleiner Einwanderer mit gefährlicher Vorliebe der Eiablage in Beeren, Kirschen, Pflaumen und Trauben: Drosophila suzukii.

Kleiner Einwanderer mit gefährlicher Vorliebe der Eiablage in Beeren, Kirschen, Pflaumen und Trauben: Drosophila suzukii.

Foto: dpa

"Die eingeschleppte Fliege ist der größte Schädling, mit dem wir es seit Jahrzehnten zu tun haben", sagte Martin Balmer, Chef der Obstbauabteilung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Klein-Altendorf. Die rheinland-pfälzische Dienststelle wurde wegen der Nähe des Kooperationspartners Uni Bonn an der Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen angesiedelt.

Das Problem mit der Fliege sei ihre schnelle Vermehrung. Denn nur eine Woche liegen zwischen der Verwandlung von der Made in die Fliege und erneuter Fortpflanzung. Das erläuterte Hans-Josef Weber vom DLR beim 40. Bundessteinobstseminar in Bachem. Er rechnet vor: "Auf einem Hektar Süßkirschen wachsen 1,5 Millionen Früchte. Bei 100-prozentigem Befall macht das schnell zehn Millionen Fliegen. Und die vermehren sich dann auch wieder rasend schnell."

120 führende Obstproduzenten von den Niederlanden bis Südtirol machten sich in Bachem schlau über die neuesten Trends und Techniken. Hörten aber von Referentin Heidrun Vogt vom Julius-Kühn-Institut in Dossenheim auch, dass es derzeit nur zwei zugelassene Spritzmittel gegen die Kirschessigfliege gebe.

"Die müssen wirken. Am besten wäre aber ein eisiger Winter", sagte Weber im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Denn wenn sich Drosophila suzukii so vermehre wie seit dem ersten Auftauchen in Deutschland vor drei Jahren, "bedroht sie die Existenz von Winzern und Obstbauern".

Das Insekt befalle nicht wie die heimische Essigfliege überreife Früchte, es lege seine Eier in unreifes Obst. Da könnten ganze Ernten von Pflaumen, Kirschen, Beeren oder auch Rotweintrauben vernichtet werden. Wobei die Fliege dunkle Obstsorten bevorzuge.

Wegen der dramatischen Entwicklung, die von Balmer als "größte Herausforderung für den Obst und Weinbau" gesehen wird, will das DLR auch den ganzen Winter über auf Monitoring setzen. Weber: "Wir müssen wissen, wo und wie viele Fliegen auftauchen."

Wie kommt die Fliege überhaupt von Japan nach Europa? Weber: "Der erste Fund in Rheinland-Pfalz war in einem Moselwingert. Direkt neben einer Spedition. Die Container kamen aus Japan."

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