100 Jahre Fährgesellschaft Remagen-Linz feiert 2020 Jubiläum

Kripp · Es ist eine Geschichte mit auch schwarzen Tagen: Die Fährgesellschaft Remagen-Linz wird im kommenden Jahr 100 Jahre alt. Einen geregelten Fährbetrieb gibt es aber bereits seit dem Mittelalter.

 Seit hundert Jahren gibt es die Fährgesellschaft Linz/Remagen. Die Fähre Sankt Johannes (Mitte) wurde nach Daressalam in Tansania verkauft.

Seit hundert Jahren gibt es die Fährgesellschaft Linz/Remagen. Die Fähre Sankt Johannes (Mitte) wurde nach Daressalam in Tansania verkauft.

Foto: Kreis Ahrweiler

Mit dem Waffenstillstand von Compiègne ging am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende. Die amerikanische Besatzungsbehörde unterband monatelang den Fährverkehr auf dem Rhein – auch zwischen Linz und Kripp. Erst Mitte 1919 ließ sie einen eingeschränkten Fährverkehr zu. Aber die Fährgebühren hatten sich zu unangemessener Höhe entwickelt und das Fährschiff befand sich in erbärmlichem Zustand. Außerdem war seine Besatzung derart schlecht ausgebildet, dass es, als die Fähre beim Übersetzen in das Fahrwasser eines Dampfschiffes geriet, um Haaresbreite zu einem tödlichen Unfall gekommen wäre.

Um Einfluss auf den Fährverkehr zu erhalten, entschlossen sich die Städte Linz und Remagen deshalb, vom Staat gemeinsam das Fährrecht zu pachten. Damit wollten sie auch die wirtschaftliche Entwicklung in Remagen und Linz fördern. Nach mehrmonatigen Verhandlungen konnten der Linzer Bürgermeister Paul Pieper und sein Remagener Amtskollege Josef Froitzheim am 29. April 1920 in der Villa Nagel in Kripp den Gründungsvertrag der Rheinfähre Linz-Kripp GmbH unterzeichnen. Städte und Fährgesellschaft können deshalb im neuen Jahr den 100. Jahrestag der Gründung dieser Gesellschaft feiern.

Einen geregelten Fährverkehr zwischen Linz und Kripp gab es allerdings bereits im Mittelalter. 1409, als die Stadt Linz den Ehepaaren Hermann und Styne Uplader sowie Johann und Katharine Kannroder „das Fahr“ verpachtete, wird er erstmals urkundlich erwähnt. Weil dort eine alte Fernstraße als Verbindung zwischen Eifel und Westerwald den Rhein querte, dürften bei Kripp jedoch schon in den Jahrhunderten zuvor Menschen, Vieh, Fahrzeuge und Güter übergesetzt worden sein, wie die Linzer Stadtarchivarin Andrea Rönz anlässlich des Jubiläums der Fährgesellschaft in einem Beitrag für das Heimatjahrbuch 2020 des Kreises Neuwied schreibt.

Der Fährbetrieb unterhalb der Ahrmündung über den Rhein, der für die Bewohner der anliegenden Städte und Dörfer stets von hoher wirtschaftlicher Bedeutung war, spiegelt die Entwicklung der politischen, territorialen und wirtschaftlichen Verhältnisse ebenso wider wie die Technikgeschichte. Und sie zeugt immer wieder auch von Kleinstaaterei und Kompetenzgerangel.

Über die Jahrhunderte musste der Fährbetrieb an sich ändernde Rahmenbedingungen und Erfordernisse angepasst werden. An Krisen, Konflikten und dramatischen Höhepunkten mangelte es dabei nicht – auch deshalb, weil die Fährpacht zu den wenigen Einnahmeposten zählte, die den schmalen Etat der Stadt Linz bildeten. Die Fähre brachte Arbeitsplätze für Einheimische, und Durchreisende ließen Geld in den Linzer Hotels und Gaststätten.

Bei drohender Konkurrenz schlugen die Linzer deshalb umgehend Alarm – beispielsweise als rechtsrheinisch in Richtung Linz vorbeiziehende Händler und Viehtreiber mit einer neuen Rheinfähre bei Erpel auf den kurz zuvor eingerichteten Wochenmarkt in Remagen umgeleitet wurden. Der Gerichtsprozess, den die Stadt Linz deshalb angestrengt hatte, führte 1578 bis vor das Reichskammergericht in Speyer. Die Streitigkeiten gipfelten darin, dass der Linzer Amtmann Remagener Fährschiffe beschlagnahmte und versenken ließ. Mit Gewehren, Hellebarden und Spießen bewaffnete Remagener besetzten daraufhin das Kripper Ufer.

Ihr Versuch, die Linzer Fähre zu kapern, scheiterte zwar. Aber die Besatzer „schossen und trieben viele Schandtereien mit seltsamen Späßen, Geschimpfe und Geschrei, so daß sich kein Linzer über den Strom wagen durfte“. Das hatte zur Folge, dass Linzer Bürger mit Landbesitz in der Goldenen Meile somit auf Remagener und Sinziger Gemarkung ihre linksrheinischen Ländereien, Wiesen und Weingärten nicht bewirtschaften konnten.

Der Stadt Remagen war das lieb und recht. Denn dass sich Linzer auf ihrer Rheinseite betätigten, beispielsweise indem sie Futterstellen für die Pferde von Treidelschiffern betrieben, war ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Außerdem wurden die Linzer des Schwarzhandels bezichtigt, weshalb Remagen über empfindliche Steuerausfälle klagte.

 Die Fähre pendelt zwischen Kripp und Linz. Einen geregelten Verkehr gibt es bereits seit dem Mittelalter.

Die Fähre pendelt zwischen Kripp und Linz. Einen geregelten Verkehr gibt es bereits seit dem Mittelalter.

Foto: Martin Gausmann

Der wohl schwärzeste Tag in der Geschichte der Rheinfähre aber war der 9. Februar 1945. Bei einem Fliegerangriff, der eigentlich der Sinziger Eisenbahnbrücke über die Ahr galt, wurde die damalige Fähre „Franziska“ durch einen Bomben-Volltreffer versenkt.

19 Menschen ließen ihr Leben, darunter der Fährmeister Peter Valentin und seine Ehefrau Katharina. Eine Gedenktafel, die sich im Mausoleum auf dem Kripper Friedhof befindet, zeugt noch heute von dem Angriff.

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