Handwerksbetrieb an Rhein und Ahr sind in Sorge Es fehlt der Nachwuchs

BAD NEUENAHR · Betriebe nutzten Berufsinfomarkt in Bad Neuenahr, um für sich die Werbetrommel zu rühren.

 Den jungen Interessenten wurde Einblick in die praktische Arbeit gegeben.

Den jungen Interessenten wurde Einblick in die praktische Arbeit gegeben.

Foto: Martin Gausmann

Es herrschte Hochbetrieb in der Berufsbildenden Schule in Bad Neuenahr (BBS). Denn gemeinsam mit ihren dualen Partnern hatte die mit rund 2500 Schülern größte Schule im Kreis Ahrweiler die 20. Auflage des Berufsinfomarktes auf die Beine gestellt. Und so strömten wieder Hunderte von Jugendlichen zur BBS, um sich aus erster Hand über die Chancen und Möglichkeiten zu informieren, die das duale Ausbildungssystem jungen Menschen bietet.

Künftige Auszubildende und angehende Vollzeitschüler hatten die Möglichkeit sich von Vertretern der Innungen, der Kreishandwerkerschaft, der Industrie- und Handelskammer (IHK), verschiedenen Betrieben und öffentlicher Arbeitgeber sowie von Mitarbeitern der Agentur für Arbeit, Lehrern und Schülern der BBS in allen Fragen der schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung beraten zu lassen.

„Die Bedeutung der Berufsschule wächst ungemein“, betonte Landrat Jürgen Pföhler. Denn der Fachkräftemangel zeige, wie wichtig eine bildungs- und berufsnahe Ausbildung sei. „Der demografische Wandel führt dazu, dass es zunehmend mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gibt“, weiß auch BBS-Schulleiter Hans-Werner Rieck. In diesem Zusammenhang verwies Rieck auf den Zustrom an Flüchtlingen, der zunächst eine große Herausforderung, auf lange Sicht aber auch eine Chance darstelle.

Ein großes Handicap sei, dass sie meist kein Wort Deutsch sprächen. So habe die BBS eigens zwei Lehrkräfte eingestellt, die den etwa 60 minderjährigen Flüchtlingen an der Schule Deutschkenntnisse vermittelten. Kreishandwerksmeister Frank Wershofen wies darauf hin, dass sich der akute Nachwuchsmangel des Handwerks mittelfristig nicht mit Flüchtlingen auffangen lasse. „Es muss ihr Bildungsstand ermittelt werden und sie müssen die Sprache lernen, so dass es mindestens zwei bis drei Jahre dauern wird, bis sich ein Effekt zeigen wird“, rechnete Wershofen vor. Überhaupt sei es nach wie vor ein Problem, Jugendliche zu finden, die den Anforderungen einer Ausbildung gewachsen seien.

Das von den Handwerksvertretern geschilderte Azubi-Dilemma untermauerte Susanne Guth von der Agentur für Arbeit mit aktuellen Zahlen. So seien im vergangenen Jahr im Agenturbezirk 3830 offene Ausbildungsstellen gemeldet worden, denen 3888 Bewerber gegenüber gestanden hätten: „Weil oft die Kompetenzen und Fähigkeiten der Jugendlichen nicht ausreichen, sind auch in diesem Jahr zahlreiche Stellen unbesetzt geblieben.“ Laut Kreislehrlingswart Rolf Genn hätten etwa Bäcker und Fleischer große Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Dagegen zählten Kfz-Mechatroniker und Schreiner zu den beliebtesten Handwerksberufen.

Vor diesem Hintergrund bot der Berufsinfomarkt den teilnehmenden Betrieben eine geeignete Plattform, um für sich die Werbetrommel zu rühren. „Wir haben Ausbilder aus gut 50 Betrieben gewonnen, die Jugendliche über die mehr als 70 Ausbildungsberufe der gewerblichen Wirtschaft im Kreis Ahrweiler informieren“, erklärte Bernd Greulich, Chef der IHK-Geschäftsstelle Bad Neuenahr-Ahrweiler. In den für den Tourismus im Kreis bedeutenden Berufen des Gastgewerbes sei die Zahl der Ausbildungsstellen um 20 Prozent gesunken.

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