150 Jahre Ahrweiler Karnevalisten Ein Jubiläum in drei Akten

AHRWEILER · Wenn's in Ahrweiler ein Jubiläum gibt, dann wird richtig gefeiert. So auch am Wochenende mit einem Drei-Akter: 150 Jahre Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft (AKG) - mit Festkommers, Bläck Fööss, Paveier, Botzedresser und Sonntagsfrühschoppen im großen Zelt am Ahrtor. Blickfang: die kunterbunte Stadt Ahrweiler als Bühnenbild von Jürgen Maur. Vor dieser Kulisse standen am Freitagabend die AKG-Udos (Willerscheid und Groß) am Stehtisch und harrten der Dinge.

 Großes Finale auf der Bühne: Tollitäten aus sechs Jahrzehnten zeigen sich stolz auf das Jubiläum der Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft.

Großes Finale auf der Bühne: Tollitäten aus sechs Jahrzehnten zeigen sich stolz auf das Jubiläum der Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft.

Foto: Martin Gausmann

Erster Akt: Was kam, war erst einmal ein musikalischer Aufzug des Ahrweiler Spielmannszugs, der drei AKG-Funkencorps und des Vorstands. Einer langen Dankesliste des Vorsitzenden Udo Willerscheid folgte das erste Geschenk: der gemeinsame Jubiläumstanz aller drei Funkencorps. Schnell war klar, die Tendenz ging in Richtung "Prunksitzung." Ergo ging als "Eisbrecher" Bürgermeister Guido Orthen in die "Bütt", um der ältesten Karnevalsgesellschaft der Kreisstadt zu gratulieren und mit einem Wink an die Schützen festzustellen: "Schön, dass es in Ahrweiler auch andere alte Gesellschaften gibt."

Den Jecken komme das Jubiläum der AKG gerade recht, weil die Session doch so kurz war und es nunmehr eine dritte Halbzeit gebe", so Orthen. Karneval sei aus einem Ausdruck der Emanzipation der Bürger gegenüber der Obrigkeit entstanden, und die AKG mache nichts anderes, als genau dieses, und zwar mit Bravour. Lokale Größen (oder die, die sich dafür halten) blieben nicht verschont, und das sei gut so.

Auch Landrat Jürgen Pföhler heimste Lacher ein. Warum es denn eigentlich im Rheinland "Kölner Karneval" heiße, fragte er. "Die AKG ist älter als die renommierten Kölner Gesellschaften, es muss daher Ahrweiler Karneval heißen", schlussfolgerte der Kreischef. Den Begriff der Prunksitzung wollte er nicht in den Mund nehmen, vielmehr sei der Abend eine "Leistungsschau der AKG", deren Sitzungspräsident Udo Groß zu Höherem berufen sei. Denn seine unnachgiebige Art, als Spendensammler aufzutreten, mache deutlich: "Sie sind prädestiniert für das Amt des Kurdirektors." Groß lehnte dankend ab: Genug geköttet.

Zwiegespräche gab es auch, wie das von Ingrid Derra-Müller und Godehard Uthoff, die die "Neuzeit der AKG" entscheidend mitgeprägt hatten. Denn die Jubiläumsgesellschaft war in den 1970er Jahren in einen Dornröschenschlaf verfallen, aus dem sie geweckt werden musste. Mit damals 26 Mitgliedern wurde 1988 das 125-jährige Bestehen gefeiert. Heute hat die Gesellschaft mehr als 300 Mitstreiter. Diese und andere Zahlen und Eckpunkte der Vereinsgeschichte ließ das Duo kurzweilig Revue passieren.

Zu Büttenreden, Dialogen und Tänzen gesellte sich auch der Gesang. Für den sorgt in der Rotweinmetropole gerne Ortsvorsteher Horst Gies. Der Landtagsabgeordnete ließ es sich zudem nicht nehmen, als Moderator der Gratulationscour der Ahrweiler Vereine seinen Vortrag in gereimter Form darzubringen und immer wieder die Vereinsvertreter mit ihren Geschenken auf die Bühne zu bitten. "Zum Geburtstag viel Glück" sangen die Gratulanten am Ende ihres Auftritts, der eine Rakete verdient gehabt hätte. Stattdessen setzte der Spielmannszug noch einen drauf und präsentierte den "Ahrweiler Stadtgarde Marsch", den Gisbert Stenz der AKG zum Jubiläum geschrieben hatte. David Amornvuttkul hatte das Stück für die Trommler und Flötisten bearbeitet.

Gratulanten waren auch die anderen Korporationen der Kreisstadt. Franz-Josef Creuzberg vom Festausschuss Karneval in Bad Neuenahr-Ahrweiler (FAK) nannte die AKG eine "tolle Familiengesellschaft", die seit dem Jahr 1990 der Gemeinschaft der städtischen Narren angehöre. "Diese wurde von den Ahrweiler Jecken entscheidend mitgeprägt", so Creuzberg, der stellvertretend die FAK-Ehrenmitglieder Manfred Kolling und Reiner Bauer nannte.

Für die 1200 Vereine des Verbandes Rheinischer Karnevalskorporationen (RKK) gratulierte Bezirksvorsitzender Willi Fuhrmann mit einem Glaspokal. Die RKK-Goldmedaille überreichte er Udo Groß und Godehard Uthoff. Und zum großen Finale gaben sich rund drei Dutzend Ex-Tollitäten auf der Bühne ein Stelldichein. Ende des ersten Aktes.

Zweiter Akt: Eine Mütze Schlaf später stieg Samstagabend der zweite Akt. 1800 Fans feierten beim kölschen Konzert. "Top-Act" waren die musikalischen Urväter des aktuellen Kölner Karnevals, die Bläck Fööss. Im mittlerweile 43. Jahr ist die "durchgeknallte Mundartband der 1970er Jahre", die sich mittlerweile Strümpfe und Schuhe leisten kann, längst Kult. Mehr als 1000 Lieder entstammen ihrer Feder, bei allen in Ahrweiler vorgetragenen konnte das Publikum lauthals mitsingen. Zuvor hatten die Paveier schon ganze Arbeit geleistet und den Partypegel im Festzelt in die Höhe schnellen lassen. Und dass die "Botzedresser" aus Niederzissen Stimmungskanonen sind, stellte die Band mit tollen Potpourris zu Anfang des kölschen Abends klar.

Dritter Akt: Das AKG-Jubiläum ging mit einem musikalischen Frühschoppen seinem Ende zu. Dabei stellte die Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler unter Beweis, dass sie mehr kann als "Dicke-Backe-Musik".

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