Hospiz im Ahrtal Ein Haus der Menschenwürde

BAD NEUENAHR · Die Architektur des lichtdurchfluteten, von überdimensionalen Fenstern geprägten Hospizes im Ahrtal bringt das zum Ausdruck, was dem Hospiz-Verein Rhein-Ahr gelungen ist.

 Die Symbiose aus Natur und lichtdurchfluteten Räumen ist gelungen.

Die Symbiose aus Natur und lichtdurchfluteten Räumen ist gelungen.

Foto: Martin Gausmann

Das Tabu-Thema Sterben aus der Dunkelheit hinter verschlossenen Türen oder der Sterilität eines Krankenzimmers in die Mitte der Gesellschaft zu holen, den Scheinwerfer auf dem Grundstück hinter dem Bad Neuenahrer Krankenhaus sinnbildlich auf das zu fokussieren, was sich jeder wünscht - in Würde und in Ruhe zu sterben.

23 Jahre hat die Realisierung gedauert, jetzt sind es nur noch wenige Tage bis zur Vollendung des Stationären Hospizes, das die Lücke zwischen Bonn und Koblenz schließt. Seit Donnerstagmittag können die ersten der zehn Gäste, die dort ab 5. Januar einziehen, angemeldet werden. Obwohl noch Handwerker zugange sind, stimmte sich das Personal im Mehrzweckraum schon ein und diskutierte über hospizliche Haltung aus christlicher Sicht.

Währenddessen fand die Gesellschafterversammlung statt, denn auch für die drei Träger - der Hospiz-Verein mit Vorsitzender Ulrike Dobrowolny, die Marienhaus Unternehmensgruppe mit Schwester Marianne Meyer und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit Hans-G. Daubertshäuser - läuft der Countdown. Wichtigste Nachricht, die Geschäftsführer Christoph Drolshagen im Beisein von Leiterin Patricia Felsberg und der Pflegedienstleiterin Yasmin Brost verkündete: "Wir sind im Zeit- und im Kostenrahmen von 2,9 Millionen Euro geblieben."

Rund 15 bis 20 Personen - von der Pflegefachkraft, Hauswirtschafterin über Sozialarbeiter bis hin zu Verwaltungsmitarbeiter und Seelsorger - werden sich dann um die zehn Gäste und ihre Angehörigen kümmern. Für sie entstehen keine Kosten, der Partner kann im Zimmer des Sterbenden ebenso wohnen wie im Gäste-Appartement. Beim Rundgang durchs Haus stellte man an allen Ecken und Enden fest, dass das Wohlbefinden der Schwerstkranken oberste Priorität hat, aber auch, dass sich von der Architektin bis zum Gärtner alle von der Euphorie anstecken ließen, etwas Einzigartiges zu schaffen, um ein Stück weit Lebensqualität für die Gäste zu schaffen.

"Wir begleiten den Sterbenden, der seinen letzten Weg gestalten kann"

"Ob Stoffauswahl, Betten, Tapeten, Sitzgarnituren, die Ausstattung des Wellnessbades - es gab immer Impulse von Bürgern", freute sich Dobrowolny, die nicht müde wird zu betonen, dass Hospizarbeit eine Bürgerbewegung und vom Ehrenamt geprägt ist.

Während der prüfende Blick von Schirmherr und Spitzenkoch Hans Stefan Steinheuer gleich gen Küchenausstattung wanderte, war es Vorstandsmitglied Hildegard Schneider wichtig, zu betonen, dass die Hospizmitarbeiter kein Ersatz für Pflegekräfte sind: "Wir begleiten den Sterbenden, der seinen letzten Weg gestalten kann."

Von keinem der zehn Zimmer schaut man aufs Krankenhaus, nur hinaus in die Natur. Der Raum der Stille mit Riesen-Panoramafenster soll zusätzlich Dimensionen öffnen, es ermöglichen, alle Gedanken und Gefühle zu Trauer, Sehnsucht, Angst und Hoffnung zuzulassen.

Anmeldungen können ab sofort bei Patricia Felsberg unter 02641/9187520 erfolgen.

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