Sinziger Schlossgespräch Der schwere Weg in die Arbeitswelt

SINZIG · Inklusion ist ein weites Feld. Das, was die Bundesarbeitsgemeinschaft der betrieblichen Schwerbehindertenvertretungen in Deutschland (BbSD) beackert, ist eines, das ihrer Meinung nach in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen ist: Inklusion in der Arbeitswelt.

 Die Integration von behinderten Menschen in den Arbeitsmarkt ist das Ziel der Inklusions-Bemühungen.

Die Integration von behinderten Menschen in den Arbeitsmarkt ist das Ziel der Inklusions-Bemühungen.

Foto: dpa

Sprich: Wie gelingt es, behinderte Menschen aus der Schule in eine Ausbildung oder aus der Werkstatt auf den Ersten Arbeitsmarkt zu bekommen? Gestern trafen sich in der Reihe "Sinziger Schlossgespräche" auf Einladung des BbSD-Vorsitzenden Hans Diedenhofen aus Kripp Vertreter aus der ganzen Republik, um nach einem Workshop, der sich mit den Stolpersteinen befasste, die Thematik mit weiteren Statements zu vertiefen. Eingeladen war auch Andrea Nahles als zuständige Bundesministerin für Arbeit und Soziales, die jedoch aufgrund der Sitzungswoche im Bundestag abgesagt hatte.

So zeigte Professor Franz-Josef Düwell, einst Vorsitzender Richter am Bundesarbeitsgericht, den Repräsentanten der Berliner Verkehrsbetriebe, der Stadt Köln, der Polizei Baden-Württemberg, der Deutschen Bahn, des Kultusministeriums Niedersachsen oder des Amtsgerichts München auf, wie sehr Anspruch und Wirklichkeit auch mit dem Budget für Arbeit und nach der 2014 unterzeichneten "Kölner Erklärung" auseinanderklaffen.

Darin formulierten die Arbeitskreise der Schwerbehindertenvertretungen Deutschlands dringend notwendige Änderungen und Anpassungen im Sozialgesetzbuch (SGB) IX, um behinderten und schwerbehinderten Menschen einen entsprechenden Arbeitsplatz zu schaffen und zu erhalten. Dafür seien auch bessere Arbeitsbedingungen für die ehrenamtlich tätigen Schwerbehindertenvertretungen unabdingbar. Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag für eine Novellierung des SGB IX ausgesprochen und eine Stärkung der Vertretungen angekündigt. "Laut Bundesregierung gibt es keine Kluft.

Da wünsche ich mir mehr Realitätssinn bei der Wahrnehmung. Und dass die Ministerin sich das anhört", so Düwell. Die Verzahnung von Schulen und Arbeitgebern hält die blinde WDR-Redakteurin Gesa Rünker für extrem wichtig. "Ich bekam beim WDR die Chance, zu zeigen, was ich kann", so die Journalistin, die mehrere Praktika absolvieren konnte. "Auch Hospitanzen", so Christoph Beyer, Abteilungsleiter im LVR Integrationsamt Köln, dessen Chefin Karin Fankhaenel das Schlossgespräch moderierte, sind wichtige Schritte, um Chancengleichheit herzustellen und Berührungsängste im Alltag abzubauen."

Michael Ashauer, stellvertretender WDR-Personalchef, schilderte die erfolgreiche Kooperation mit einer Müngersdorfer und einer Bad Honnefer Schule: "Wir haben nach Praktika schon Lehrstellen vergeben und einige sind nach der Ausbildung geblieben." Beyer erläuterte auch noch eine Forschungsarbeit zum "Budget für Arbeit": "Wir wünschen uns, dass es Eingang ins Gesetz findet, dass die Integrationsämter den Hut für dieses Geld aufhaben und dass Betroffene einen Jobcoach erhalten."

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