Kommentar Der Preis ist heiß

Da hat die Stadt ihren Bürgern und ihren Gästen aus nah und fern ja ein schönes Geschenk noch kurz vor der Kommunalwahl gemacht: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kauft sie die Ahr-Thermen von der "Kur AG" ab, an der sie selbst nicht unerheblich beteiligt ist.

Dafür - und für Sanierungen - muss Bad Neuenahr-Ahrweiler allerdings gut und gerne zwölf Millionen Euro aufbringen. Bezahlen müssen das Steuerzahler und Gäste der Stadt.

Ohne große Bedenken wurden im Stadtrat die Steuererhöhungen in großer Eintracht in Kauf genommen. Auch von der SPD, die doch so für preiswerten Wohnraum "kämpft". Dass eine Erhöhung der Grundsteuer auf die Mieter umgelegt wird, hatte die SPD-Fraktion im Rat wohl mal kurz vergessen. Stattdessen kämpft sie für den Kauf und Erhalt der Ahr-Thermen, die von weniger gut Betuchten eher seltener besucht werden.

Neben Hauseigentümern und Mietern werden die Gewerbetreibenden kräftig zur Kasse gebeten, um das Bad zu finanzieren: Der Hebesatz wird auf neue Top-Höhe geschraubt. Damit nicht genug: Der gerade eingeführte Gästebeitrag wird flugs um 16 Prozent angehoben.

5,3 Millionen Euro betrugen die Verbindlichkeiten (Investitionskredite) der seit 2010 von Bürgermeister Guido Orthen angeführten Stadt im Jahre 2008. Ende 2013 waren es bereits 21 Millionen. Nun kommen noch ein paar Milliönchen dazu. Man darf gespannt sein, welche Verschuldungsdimension erreicht wird, wenn dann auch noch das Freizeitbad Twin neu gebaut wird. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist der Gewinn, der mit dem Weiterbetrieb der Ahr-Thermen verbunden ist. Die von dem ein oder anderen auch als "Luxus-Wanne" verspottete Wellness-Oase ist ohne Zweifel seit 20 Jahren ein Magnet und Imageträger für die Stadt. Allerdings ein sehr teurer. Bekanntlich belief sich das Jahresdefizit aus dem laufenden Betrieb zuletzt auf rund 800 000 Euro. Künftig darf auch dieser Betrag vom Steuerzahler abgefedert werden.

Dem gegenüber stehen Kaufkraftzuwächse in der Stadt, die von den Besuchern der Thermen ausgehen. Profiteure sind jedoch alleine der Einzelhandel, die Hotellerie und die Gastronomie - nicht der Steuerzahler in seiner Mehrzahl.

Das Für und Wider wird man im Bad Neuenahrer Rathaus sorgfältig abgewogen haben, wie auch die Frage, was dem Steuerzahler in diesem Zusammenhang zuzumuten ist. Nicht zuletzt der Bund der Steuerzahler hatte jüngst auf die Dramatik in der Kreisstadt hingewiesen.

Unter dem Strich kann man jedoch froh sein, wenn es die Ahr-Thermen auch in Zukunft in der Stadt gibt und Stadt und "Kur AG" wieder vernünftig miteinander umgehen. Aber: Der Preis ist heiß. Hoffentlich verbrennt sich keiner daran.

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