Gastronomen in Existenzangst Corona-Krise versetzt Wirte im Kreis Ahrweiler in Alarmstimmung

Ahrweiler · Wegen der Corona-Krise bangen Gastronomen im Kreis Ahrweiler um ihre Betriebe. Die Krise verlängert die ohnehin umsatzschwache Winterzeit, die Wirte etwa in der Nähe des Nürburgrings sehen massive Einbußen.

 Von einem normalen Saisonstart wie auf dem Foto trennt  den Bikertreff „Café Fahrtwind“ die Corona-Krise – geschlossen.

Von einem normalen Saisonstart wie auf dem Foto trennt  den Bikertreff „Café Fahrtwind“ die Corona-Krise – geschlossen.

Foto: Martin Gausmann

Die ersten Sonnenstrahlen und frühlingshafte Temperaturen erzeugen rund um den Nürburgring eigentlich ein schon seit Jahren bekanntes Bild: Über die Straßen dröhnen die Motorräder und in den Restaurants wimmeln die Touristen. Normalerweise. Denn in der Corona-Krise ist genau das Gegenteil der Fall. Die Touristen müssen zu Hause bleiben und die Restaurants geschlossen. „Wir wissen, dass der Winter für unser Geschäft hart ist, aber langsam sind die letzten Haselnüsse aufgegessen“, bemüht Mirko Mochetti ein Bild aus dem Tierreich, um seine derzeitige Situation zu beschreiben. Der Inhaber des „Café Fahrtwind“ in Hönningen wird schnell ernst, wenn es um die wirtschaftliche Lage seines Biker-Cafés geht: „Es ist einfach tragisch, so anzufangen, es ist eine Katastrophe.“

Wenn er im April oder Mai nicht wieder öffnen kann, wird ihn das etwa 30 bis 40 Prozent seiner Jahreseinkünfte kosten. Am schlimmsten sei die Ungewissheit, wie lange dieser Zustand anhalten werde: „Das wird noch lange, lange werden.“ Darüber hinaus fühlt er sich allein gelassen. „Ich würde mir wünschen, dass wir kleinen Betriebe besser informiert würden, auch um zu sehen, wieviel Schaden entsteht.“ Der Gastronom arbeitet seit über 25 Jahren in der Eifel, jetzt sehe er noch ein bis zwei Monate, die er ohne Geldhilfen über die Runden kommen könnte.

Jörg Nett, Inhaber der „Gemütlichen Ecke“ in Adenau, sieht weniger Überlebenszeitraum: „Ohne Unterstützung noch vier Wochen.“ „Zur Eindämmung des Virus und aus wirtschaftlichen Gründen“ habe er sich bereits vor der behördlichen Anweisung entschieden, sein Lokal zu schließen. Der momentane Zustand sei „existenzbedrohend“ und das nicht nur für den Gastronomen selbst, sondern auch für seine drei Festangestellten und sieben Minijobber. Standen vor der Corona-Krise mitunter sechs oder sieben Leute am Herd des Schnellrestaurants „Pommes Deluxe“ in Ahrbrück, so stemmt Inhaber Jörg Heber seinen Laden momentan alleine oder zu zweit. Nach der Umstellung auf Abhol- und Lieferservice erlebte der Gastronom eine Welle der Solidarität. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute helfen wollen“, sagt Heber. Am ersten Wochenende brach sogar die Telefonleitung unter den ganzen Anfragen zusammen. Mit Blick auf die Drosselung der Löhne im Zuge von Kurzarbeitergeld, glaubt Heber jedoch nicht daran, dass dieser Trend sich fortsetzt.

Das Geld wird knapp

„Wenn es länger dauert, wird es darauf hinauslaufen, dass das Geld knapp wird“ und dann werde als erstes am Restaurantbesuch gespart. „Wir sitzen zentral“, beschreibt der Gastronom das Glück seiner Lage an der Bundesstraße. Abgelegene Betriebe hätten ihren Lieferdienst schnell wieder eingestellt.

Einen Lieferdienst einzurichten  war auch die erste Idee der Inhaber der „Anlaufstelle 257“ in Dümpelfeld. „Wir würden gerne arbeiten“, so Melanie Anlauf, doch sei die Angst in der Bevölkerung zu groß. Ihre Gefühlslage bezeichnet sie als „alles andere als rosig“. „Das Denken fällt schwer, es ist die pure Existenzangst, an Schlaf ist nicht mehr zu denken“, sagt Anlauf. Jegliche Hilfe wäre für sie ein „kleines Licht am Ende des Tunnels.“ In dieser Zeit wünsche sie sich, „dass die Leute untereinander zusammenhalten und die lokalen Geschäfte unterstützen.“

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