Brauchtum Eifel-Dorf Brenk feiert Silvesterkirmes

BRENK. · Papst Silvester I. ist der Schutzheilige des kleinen Ortes Brenk in der Verbandsgemeinde Brohltal. Dort wird seit Jahrhunderten zum Jahreswechsel die Silvesterkirmes gefeiert.

 Die Dorfjugend von Brenk bei der Silvesterkirmes 1939.

Die Dorfjugend von Brenk bei der Silvesterkirmes 1939.

Foto: Hans Schmitz

Seit Jahrhunderten wird im kleinen Dörfchen Brenk am Wechsel vom alten ins neue Jahr Silvesterkirmes gefeiert. Denn der heilige Papst Silvester I. ist Patron des Ortes und seiner Kapelle. Bis in die 1970er Jahre hinein herrschte dann in dem heute zur Verbandsgemeinde Brohltal gehörenden 180-Seelen-Dörfchen „drei Tage lang Halligalli“, wie sich Christoph Stenz, Jahrgang 1969, erinnert.

Er ist inzwischen im elften Jahr Bürgermeister der Gemeinde und kann sich noch gut an die Kirmesbude erinnern, die in seinen Kindertagen unter der im Jahr 1932 vom Bäckermeister Michael Schmitz mitten im Dorf gepflanzten Dorflinde stand. Spielzeug und Süßigkeiten gab‘s dort – und Feuerwerkskörper. Für die gab Christoph Stenz damals sein Kirmesgeld am liebsten aus. „Meine Mutter hat dann immer sehr geschimpft – mit mir, vor allem mit meinen Onkeln, die mich dazu angestiftet hatten, Kracher und Raketen zu kaufen.“

Früher pilgerten Bewohner der Nachbardörfer Engeln und Galenberg, Wollscheid, Wehr und Hain, aber auch von weiter entfernten Orten zur Brenker Kirmes. Diese war nämlich eine willkommene Gelegenheit, nach dem Advent, der in früheren Zeiten eine Fastenzeit war, endlich wieder ausgelassen feiern, tanzen, essen und trinken zu können.

Aber die Silvesterkirmes hatte auch einen ernsten Hintergrund: Die Kirmes-Pilger brachten nämlich ihre Pferde mit nach Brenk, damit sie dort den Silvestersegen erhielten. Denn der heilige Silvester, der die Christenheit von 314 an bis zu seinem Tod am 31. Dezember 335 als Papst regierte, wird als Schutzpatron der Haustiere und als Garant für eine gute Futterernte und überhaupt für ein gutes neues Jahr angerufen. Sein Name bedeutet übrigens „der Waldmann“ – von „silva“, dem lateinischen Wort für „Wald“.

Segen für Pferde und Trecker

Der Legende nach geriet Silvester in Gegenwart des Kaisers mit einem Magier in Streit. Um seine Macht zu demonstrieren, tötete der Magier einen Ochsen, indem er ihm ins Ohr flüsterte. Silvester aber erweckte das tote Tier wieder zum Leben, wodurch er die Zuschauer zum Christentum bekehrte und den Kaiser dazu bewegte, ihm die Herrschaft über Rom zuzusprechen.

Dass bei der Brenker Kirmes Pferde gesegnet wurden, weiß Christoph Stenz nur noch vom Hörensagen. „Aber dass Traktoren gesegnet worden sind, das habe ich noch miterlebt“, erinnert er sich, und: „Ich habe damals meinen kleinen Spielzeugtraktor zwischen den großen Traktoren mit an die Straße gestellt.“

Eine Silvester-Wallfahrt wie früher gibt es bei der Brenker Kirmes heute nicht mehr. Aber der heilige Silvester ist auch heute noch an mehreren Stellen im Ort präsent. Vor zwei Jahren erst feierten die Brenker den 150. Jahrestag der Einweihung ihrer östlich des Ortskerns im Hang stehenden Silvester-Kapelle – und den zehnten Jahrestag der Einweihung der Dorfhalle, die nach dem in Brenk heute noch abgebauten Klangstein Phonolith benannt ist. Die Dorfkapelle wurde genau dort gebaut, wo die 1738 erstmals urkundlich erwähnte und ebenfalls dem heiligen Silvester geweihte Vorgängerin des heutigen Gotteshauses stand.

Obwohl früher jeder Brenk-Pilger ein Pilgergeld entrichtete, war Sparsamkeit beim Bau der neuen Kapelle oberstes Gebot. Statt einen Bauplan für die geplante Kapelle in Auftrag zu geben, übernahmen die Brenker einen Plan, den der aus Koblenz stammende Architekt Hermann Nebel ein paar Jahre zuvor für eine Kapelle in Minkelfeld, einem Dorf im Maifeld, entworfen hatte. Außerdem bauten die Brenker ihre neue Kapelle in Eigenleistung. Auch deshalb befindet sich das kleine Gotteshaus bis heute nicht im Eigentum der Kirche, sondern der Gemeinde.

Skulptur des Silvester blickt auf Gläubige hinab

Von einer Konsole über dem Ambo der neuen Kapelle blickt eine Skulptur des heiligen Silvester auf die Gläubigen hinab – flankiert von einem stehenden Pferd auf seiner linken und einem liegenden Ochsen auf seiner rechten Seite. Ein Silvesterstab mit Papstkreuz, drittes Attribut des Heiligen, ist ebenfalls Bestandteil der Skulptur. Das Papstkreuz ist auch – goldfarben auf blauem Grund – Hauptelement des in den 1990er Jahren entworfenen Wappens der Gemeinde. Die drei Arme dieses Kreuzes stehen dabei für die drei Gewalten, die dem Papst zu Gebote stehen: Priester-, Hirten- und Lehrgewalt.

In dem nach vorne und nach hinten offenen kleinen Turmaufbau der Kapelle läuten zwei Glocken, von denen eine dem heiligen Silvester geweiht ist. Sichtbares Zeichen dafür ist ein Silvester-Relief, das man von unten allerdings nur mit Fernglas erkennen kann.

Dass die Brenker bei ihrer Silvesterkirmes heute weitgehend unter ihresgleichen bleiben, beklagte die 2006 verstorbene Maria Schmitt bereits 1992 in einem Mundartgedicht, das mit diesen drei Zeilen endet: „Weil jede met em Traktor fiehrt, Silvester-Kirmes löt zemmlich noh, die Kirmes-Jäst, die fählen doh.“ Dennoch: Zumindest zum Silvester-Gottesdienst finden viele ehemalige Brenker den Weg zurück zu ihren Wurzeln.

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