Es galt, am Leben zu bleiben" Bilder, Skulpturen, Erinnerungen und Musik

AHRWEILER · "Frieden am seidenen Faden", Peter Krebs? Installation einer fragil im Stacheldrahtring hängenden Schale, ist selbsterklärend. Ebenso sprechen schrumpfende schwarze Metallbehälter und wachsende weiße Marmorflügel für sich in Charlotte Suttrop-Puchsteins Werk "Krieg geht, Frieden kommt".

 Werner Mertens (von links) entzündete gemeinsam mit Peter Krebs dessen Kunstwerk zum Thema Frieden. Rechts: Vorsitzende Eva-Maria Kreuter. FOTO: MARTIN GAUSMANN

Werner Mertens (von links) entzündete gemeinsam mit Peter Krebs dessen Kunstwerk zum Thema Frieden. Rechts: Vorsitzende Eva-Maria Kreuter. FOTO: MARTIN GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

70 Jahre "Kriegsende und Frieden" in Deutschland nimmt die Are-Gilde zum Anlass, sich mit dem Ende der Hitler-Diktatur und der schwierigen Folgezeit zu befassen. "Die Künstler möchten mit ihren Werken nicht nur individuelle Bezüge zum Thema herstellen, sondern einen Dialog anregen zwischen den Menschen, die den Neuanfang noch selbst erlebten und denen, die sich ein Leben ohne Frieden gar nicht vorstellen können", sagte Gilde-Präsidentin Eva-Maria Kreuter. Zur Ausstellungseröffnung in der ehemaligen Synagoge sprachen daher nach dem Grußwort Klaus Liewalds, Vorsitzender des Bürgervereins Synagoge, Nachkriegszeugen. Indes schlug das Klezmerduo Margit Walbroel und Professor Georg Heike mit altjüdischem Geigenspiel den Bogen zum Ort. Eindringlich interpretierte es die bitter-süßen Weisen und bot damit Raum Gefühlen und Gedanken nachzuspüren.

"Es galt, am Leben zu bleiben", weshalb Kartoffeln nachgeerntet und Brennnesseln gesammelt wurden, erzählte Gisbert Stenz, der fünfjährig das Kriegsende mit sieben Angehörigen in einem kleinen Heimersheimer Häuschen erlebte. Die Väter gingen "maggeln" mit Rucksäcken voll Rotwein. Bereits im März 1945 sah das Kind erstmals Panzer im Ort und Kaugummis amerikanischer Soldaten in den dörflichen Matsch fliegen. Alfred Puth, Jahrgang 1924, wollte nicht konkret werden. Er habe während sechs Jahren Krieg und Gefangenschaft gute und schlechte Zeiten erlebt. "Das Schlechte habe ich willentlich vergessen", betonte er.

Nachdem Puth Marlene Dietrichs Lied "Sag mir, wo die Blumen sind" angestimmt hatte und bevor Werner Grau, ebenfalls Gildemitglied, Erinnerungen seines verstorbenen Vaters weitergab, stand die Ausstellung im Mittelpunkt. Zu den ältesten Bildern gehören Hanns Matchullas vermummte Gestalten eines Gefangenenzuges sowie verzweifelte Menschen in einem Graben. Auch Ernst Kley nahm den Krieg anklagend im Spannungsfeld von Totenkreuz und Kruzifix unter den Pinsel. Einer frischen expressiven Bildsprache bediente sich Alfred Puth, als er 2004 in spontaner Aufgewühltheit den "Nahostkrieg Bagdad" kraftvoll auf die Leinwand brachte. In den damals alltäglichen Schrecken hat sich Kolja Schäfer eingefühlt. Auf Vater und Kind seines Bildes "Ein schöner Tag" wartet beim Spaziergang eine Rauchsäule. "In Frieden vereint" fotografierte Werner Mertens versöhnlich beieinander stehende Kreuze gefallener Soldaten, während Ulrich Schmidt-Contoli seiner kleinen modellierten Figur "Hoffnung" Stummelflügelchen hat wachsen lassen. An der Ausstellung beteiligen sich zudem Angelika Castelli, Marlies Blettner, Anna Flemming, Werner Grau, Professor Georg Heike, Anne Laufgens, Pater Franz Ludwig, Manfred Pusch, Robert Reuter, Horst Saul, Christina Schäfer und Susanne Selbach.

0 "Kriegsende - Friedenszeit" ist in der Altenbaustraße 12 täglich bis 10. Mai von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Im Kontext stehen Folgeveranstaltungen. Ferdinand Schlingensiefen wird am Donnerstag, 7. Mai, 19 Uhr, über "Dietrich Bonhoeffer: Vom Gehorsam zur Freiheit" sprechen. Am 8. Mai, 20 Uhr, hält der evangelische Theologe Jürgen Nelles einen Bild-Vortrag über "Karnevallisten unter dem Hakenkreuz". Am Samstag, 9. Mai, 16 Uhr, erzählen im Caritas-Projekt Kriegskinder vom Frieden. Als Finissage gibt es ein "Friedens-Chorkonzert" des Westumer Kirchenchors mit Lesung des Autors Gregor Schürer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort