Projekt "Klassenzimmer unter Segeln" (KUS) Benedikt Heck segelt ein halbes Jahr um die Welt

OBERWINTER · Es ist schon ein Abenteuer, zu dem der 15-jährige Benedikt Heck aus Oberwinter aufgebrochen ist. Der Schüler des Inselgymnasiums Nonnenwerth ist einer von 34 jungen Leuten aus ganz Deutschland, die in Kiel mit dem Dreimasttopp-Segelschoner "Thor Heyerdahl" in See stechen.

"Klassenzimmer unter Segeln" (KUS) heißt das Projekt der Universität Erlangen-Nürnberg, für das der junge Mann seinen Seesack für die kommenden sechs Monate gepackt hat. Viel mehr durfte es auch nicht sein. "Noch ein Trekkingrucksack, ein Stück Handgepäck und ein Fahrrad, mehr Gepäck ist nicht erlaubt", berichtete Benedikt Heck, der schon seit Dienstag in Kiel "klar Schiff" auf der "Thor Heyerdahl" macht. "Wir segeln nach Teneriffa, Grenada, Panama, Kuba, Bermuda und zu den Azoren. Samstag geht's los."

Und wozu Fahrräder an Bord eines Segelschiffes? "Die schenken wir Schülern in Kuba", sagte Benedikt, der im nächsten halben Jahr mit seinen Kameraden an Bord von Lehrern unterrichtet wird: Je nach Wetter auf Deck oder unter Deck. Er freut sich riesig darüber, dass er es ins das Projekt, bei dem die Uni Erlangen alternative Lernmethoden in einem ungewöhnlichen Klassenzimmer untersuchen will, geschafft hat. "Einzige Voraussetzung, um an der jährlichen Bewerbung teilzunehmen, ist, bei Abreise Gymnasialschüler in der zehnten Klasse zu sein", sagt Benedikt.

Und ein bisschen Glück gehöre auch noch dazu, um unter dem 30 Meter hohen Hauptmast Mathe, Deutsch, Englisch und Bio pauken zu dürfen. Aber auch den Borddienst hat der Oberwinterer schon kennengelernt: als Backschafter, also der, der sich ums Essen kümmert. Kartoffeln für 34 Schüler und 16 Mann Besatzung schälen bedeutet das etwa. Obwohl die "Thor Heyerdahl" erst heute in See sticht - erst gestern gab es noch ein Ersatzteil für die Maschine - wurden die Schüler schon voll eingespannt.

"Jeder hier hat seine Aufgabe, sei es die Sicherheit zu kontrollieren, zu putzen, im Maschinenraum zu arbeiten, Proviant einzuladen. Wir machen Fortschritte und kommen der Abreise ins Unbekannte immer näher" berichtete der Zehntklässler, der ob des Dienstes auf dem Schiff wie alle anderen "mit einer Mütze Schlaf" auskommen muss. "Ausschlafen ist nicht." Aber auch das gehöre zum Projekt, aus jeder Situation das Beste zu machen.

Die Tage bis zur Abreise nutzten die Schüler aber auch, um sich mit dem Schiff vertraut zu machen. Das soll der Seekrankheit vorbeugen. Und warum macht der junge Oberwinterer das alles? "Abenteuerlust", sagte Benedikt Heck, der mit acht Jahren schon sechs Monate lang zu einem Schüleraustausch in Frankreich war und auch für sein neues Projekt die volle Rückendeckung seiner Familie hat. "Raus aus dem Alltag zu kommen, meine Grenzen ausloten, erfahren, wie man mit schwierigen Situationen umgeht, eigenverantwortlich sein", das will der 15-Jährige und sagt: "Angst habe ich, was die Reise angeht, vor nichts, auch nicht vor einem Lagerkoller, denn ich bin ein Teamplayer."

Als Letzterer hat Benedikt dann auch noch einen Zusatzjob an Bord. Er gehört zum Team Öffentlichkeitsarbeit, für die Katharina Lempe von der Uni verantwortlich zeichnet.

Das Projekt

"Klassenzimmer unter Segeln" (KUS) ist ein Projekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Institut für Erziehungswissenschaft und dem Institut für Lern-Innovation unter der Gesamt- und wissenschaftlichen Leitung von Professor Thomas Eberle und der pädagogischen Leitung von Ruth Merk. Die Teilnahme ist einem Schulbesuch im Ausland gleichgestellt.

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