Flüchtlinge in Gelsdorf klagen über weite Wege Begegnungen im "Café Kontakt"

GRAFSCHAFT · Asylbewerber dürfen wegen der Landesgrenze nicht im benachbarten Meckenheim einkaufen.

 Im Café Kontakt gab es Begegnungen zwischen Bürgern und Flüchtlingen.

Im Café Kontakt gab es Begegnungen zwischen Bürgern und Flüchtlingen.

Foto: Martin Gausmann

„Wir haben unser Ziel erreicht, Bürger und Flüchtlinge miteinander ins Gespräch zu bringen und damit den ersten Schritt für eine gelungene Integration zu gehen“, freute sich Ghazel Wahisi, die Vorsitzende der Grafschafter Frauen-Union. Etwa 25 Flüchtlinge und ebenso viele Geldorfer besuchten das erstmals angebotene „Café Kontakt“ im Gelsdorfer Jugendheim.

Allerdings werde die Frauen-Union nicht auf Dauer die Organisation des „Café Kontakt“ übernehmen, sondern hofft darauf, dass sich ein ehrenamtlicher Flüchtlingshelferkreis entwickelt, der das Projekt dann in eigener Regie weiterführt. „Schließlich sind wir eine politische Organisation und haben auch andere Themen zu bearbeiten“, macht die Islamwissenschaftlerin und Soziologin Wahisi, selbst in Afghanistan geboren und seit 16 Jahren in der Gemeinde Grafschaft zu Hause, deutlich.

Die Idee zum „Café Kontakt“ hatte die stellvertretende FU-Vorsitzende Birgit Schneider, die auch die Einladung verfasste und in Englisch und Arabisch übersetzen ließ. Schließlich gebe es in der Gemeinde mittlerweile etwa 150 Flüchtlinge aus aller Welt, die vor Krieg, Bürgerkrieg, Terror und Verfolgung geflüchtet seien. Damit die Integration gelingen könne, müsse man sich zunächst gegenseitig besser kennen lernen, ist Schneider überzeugt.

Das sei bei der ersten Auflage des „Café Kontakt“ schon sehr gut gelungen, nach anfänglichen leichten Berührungsängsten habe sich schnell ein angeregtes Gespräch an den einzelnen Tischen entwickelt. Dabei seien auch einige Probleme zur Sprache gekommen, die die Flüchtlinge besonders in einer ländlichen Gemeinde wie der Grafschaft bewegten. Vor allem die fehlende Mobilität bereitet Kopfzerbrechen, weiß Wahisi.

Für ihre Einkäufe stünden den Flüchtlingen meist nur Fahrräder zur Verfügung, und weil sie als Asylbewerber ihr Bundesland nicht verlassen dürften, komme es zu kuriosen Situationen. So sei es den etwa 30 Flüchtlingen, die derzeit in Gelsdorf untergebracht sind, verboten, im nur vier Kilometer entfernten Meckenheim einzukaufen, weil damit die Landesgrenze überschritten würde. Stattdessen müssen sie mit dem Fahrrad gut sieben Kilometer zum Discounter nach Bad Neuenahr-Ahrweiler fahren, wobei die Hinfahrt bergab noch leicht zu bewerkstelligen sei.

Die Rückfahrt bergauf sei da schon schwieriger. Dabei habe es schon so einige Stürze gegeben, berichteten die Flüchtlinge. Wieder andere klagten darüber, dass sie den ganzen Tag in ihrer Unterkunft säßen und nichts zu tun hätten, sie suchten dringend nach Beschäftigung, um einer drohenden Depression zuvorzukommen.

So mancher Gelsdorfer zeigte sich erfreut, dass es vielleicht bald die Möglichkeit gebe, aktiv in der Flüchtlingshilfe mitzuwirken. „Ich habe nur darauf gewartet, dass auch in der Grafschaft endlich etwas in dieser Richtung passiert“, sagte eine Frau, die sich künftig stärker in ihrer Heimatgemeinde engagieren möchte. Einige erklärten sich spontan bereit, den Flüchtlingen bei anfallenden Problemen nach Kräften zu helfen.

Es gebe bereits einige ehrenamtliche Aktivitäten in der Flüchtlingshilfe, etwa in Eckendorf oder in Bengen, doch fehle es an einer gemeindeweiten Koordination, fand Wahisi. Die soll nun aufgebaut werden. Ein Anfang wurde bereits gemacht, denn ein kleiner Junge darf demnächst bei der Grafschafter Spielvereinigung Fußball spielen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort