Theater am Are-Gymnasium Schüler führen Stück gegen Fremdenhass auf

Bad Neuenahr · Ein Zeichen für Weltoffenheit und Courage setzten die Zwölftklässler des Bad Neuenahrer Are-Gymnasiums. Sie führten im Beisein von Nazi-Opfern ein Stück über Fremdenhass und Antisemitismus auf.

 Denis Ukehaxaj (v.l.), Philip Kraume, Schulleiter Heribert Schieler, Petra und Franz Michalski diskutieren mit Karin Eckermann im Are-Gymnasium.

Denis Ukehaxaj (v.l.), Philip Kraume, Schulleiter Heribert Schieler, Petra und Franz Michalski diskutieren mit Karin Eckermann im Are-Gymnasium.

Foto: Martin Gausmann

Ferdinand Michalski ist wiederholten massiven körperlichen und verbalen antisemitischen Übergriffen ausgesetzt. Daraufhin wechselt der Berliner Gymnasiast die Schule und tritt einer englischsprachigen Theater-AG bei, in der das Stück über Fremdenhass und Antisemitismus entstand, das Schüler des Bad Neuenahrer Are-Gymnasiums jetzt auf die Bühne gebracht haben. Anwesend waren dabei auch die Großeltern des Jungen, Petra und Franz Michalski, die nach der Aufführung als Zeitzeugen des Holocaust von den Are-Schülern befragt wurden.

„Tribal/Schmibal“, auf Deutsch „Stamm/Stämmchen“ heißt die Parabel, die Teilnehmer des Kurses „Darstellendes Spiel“ des Are-Gymnasiums inszeniert haben. Die Berliner Schauspielerin Priscilla Bergey hat das Stück mit dem englischen Namen verfasst und dem Are-Gymnasium zur Verfügung gestellt. Es handelt von der Entzweiung eines Stamms und von Anfeindungen, die in gewalttätige Gruppenkämpfe umschlagen. Genährt wird dieser Konflikt durch die Lügen eines bösen Geistes, der symbolisch für Antisemitismus und Entzweiung steht.

Mit der bewegenden und zum Nachdenken anregenden Theateraufführung der Parabel leisteten die Zwölftklässler des Gymnasiums unter Leitung von Lehrerin Elisabeth Bröhl einen künstlerischen Beitrag für Weltoffenheit und Courage und gegen Diskriminierung und Gewalt. Gleichzeitig lernten sie mehr über das Thema und hatten zahlreiche Fragen an den 1934 in Breslau geborenen Franz Michalski und seine Frau Petra.

Wie es war, im Versteck leben zu müssen und welche Erlebnisse sie auf der Flucht vor der Gestapo machten, wollten die Schüler wissen. Aber auch: Wer waren die zahlreichen stillen Helden, die der Familie Unterschlupf gewährten? Wie äußerte sich die fortschreitende Nazifizierung der Gesellschaft im Alltag? Und welche schönen, aber auch diskriminierenden Erlebnisse machten sie nach der Befreiung durch die Alliierten?

Das Ehepaar berührte die Schüler mit seinen Erzählungen, und es gab ihnen mit auf den Weg: „Haltet die Augen immer auf. Schaut, wo ihr helfen und Unrecht verhindern könnt. Aber niemals mit Gewalt, sondern mit Schläue.“

Die Schüler waren beeindruckt. „Durch das Gespräch mit den Michalskis konnten wir einen besseren Eindruck von den prägenden Erfahrungen erhalten, die Herr Michalski bereits als Kind machen musste. Außerdem wurde deutlich, dass es sich nicht nur um vergangene Ereignisse handelt, sondern dass diese auch heute von großer Bedeutung sind“, erklärten die Zwölftklässler Denis Ukehaxaj und Anna Wolber: „Wir müssen uns immer wieder damit auseinandersetzen, um zu verhindern, dass systematische Benachteiligung und Diskriminierung wie diese wieder Teil unseres Alltags werden.“

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