Tourismus in der Corona-Krise Weinfeste an der Ahr verändern sich

Kreis Ahrweiler · Abgesagt, ausgefallen, gestrichen: Touristiker, Winzer und Verkehrsvereine an der Ahr hat Corona hart getroffen. Doch es gibt Hoffnungsschimmer. Weinorte wie Dernau gehen neue Wege, um trotz der Krise Gäste anzulocken.

 Zwar sind alle größeren Feste an der Ahr abgesagt, doch ist der Fremdenverkehr deshalb nicht ganz zum Erliegen gekommen.

Zwar sind alle größeren Feste an der Ahr abgesagt, doch ist der Fremdenverkehr deshalb nicht ganz zum Erliegen gekommen.

Foto: Dominik Ketz

„Ostergrüße“: ausgefallen, Reben-Wandertage im Frühjahr: gestrichen, der „Weinsommer“ mit Proklamation der neuen Majestäten: abgesagt. Die Folgen der Corona-Pandemie beuteln den Veranstaltungsreigen im Touristenort Altenahr heftig. Dazu kommt, dass auch im Herbst nichts mehr so sein wird, wie es traditionell war. Hotels und Gaststätten knabbern noch an den Verlusten aus zwei Monaten Schließung im Frühjahr und an den derzeit geltenden Abstandsregeln. Und sie hoffen, trotzdem irgendwie über die Runden zu kommen. Nicht nur in Altenahr, sondern im gesamten Ahrtal.

Ausgefallen, gestrichen, abgesagt. Das betrifft auch Mayschoß. Die Gemeinde musste auf die Reben-Wandertage verzichten, das Weinblütenfest Ende Juni mit dem großen Umzug fand nicht statt, die Feuerwehr verzichtet auf ihren „Indian Summer“. „Ende August wollen wir überlegen, was im Herbst überhaupt gemacht werden kann“, sagt der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, Rudolf Mies. „Ich denke, wir können ein kleines Angebot für Wanderer auf dem Festplatz bereithalten. Aber ohne zusätzliche Möblierung und ohne Live-Musik, sonst werden wir der Sache nicht mehr Herr.“

Durch das Verbot von Großveranstaltungen im Oktober fallen die Hits im Mayschosser Festreigen flach, etwa das Fest der 1000 Lichter und das große Feuerwerk zum Ausklang der Oktoberfeste. Die Winzergenossenschaft verzichtet auf ihre Jahresweinpräsentation in den romantischen Kellern und ermöglicht stattdessen Weinproben im kleinen Rahmen. „Wir wollen nicht der Corona-Hotspot im Kreis werden“, unterstreicht Mies. Und: „Es ist ein harter Schnitt.“

Amtszeit wird verlängert

Der Verzicht auf die Krönungsfeierlichkeiten für eine neue Weinmajestät und für den großen Umzug zum Weinfest im September steht auch für das Weindorf Rech fest. Die amtierenden Majestäten Jennifer und Laura werden ihre Amtszeit um ein Jahr verlängern, berichtet der dortige Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, Leon Krogull. Ähnlich ist die Regelung in den Nachbargemeinden. „Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr neue Majestäten in gebührendem Rahmen inthronisieren können“, sagt Krogull.

Noch offen ist in Rech, wie überhaupt das Winzerfest diesmal gefeiert werden kann. Eines ist klar: Den Festzug wird es nicht geben. Wenn auch bei der jüngsten Sitzung des Vereins Ideen entwickelt wurden, wie man das Fest gestalten könne, wurde nichts beschlossen. „Wir werden sehen, was wir im Rahmen der Möglichkeiten machen können, wir müssen das mit den Behörden klären.“

Auch Dernau sucht neue Wege. Ein Manko für die Winzer ist der ausgefallene Wein-Frühling, bei dem in den Wingerten in der Regel viel probiert und anschließend in den Weingütern viel gekauft wird, sagt Ingrid Näkel-Surges vom Verkehrsverein Wein-Kultur-Dorf. Als Ersatz hatte der Verein, wie berichtet, den Wein-Kultur-Sommer veranstaltet, der guten Zuspruch gefunden hatte. In dem Zusammenhang hatten die Besucher auch den Weg in die Weingüter gefunden.

Ganz ausfallen soll in Dernau das Weinfest im September nicht, das immer Tausende an die Ahr lockt. Vielmehr soll es anders gestaltet werden, so Näkel-Surges. „Unsere Winzer sind in der Lage, dezentral kleine Veranstaltungen anzubieten, es gibt genug Plätze im Ort, wo das möglich ist, nicht alles muss auf dem großen Festplatz stattfinden“, sagt Näkel-Surges. „Dann haben wir auch die Chance, dass die Gäste vielleicht weniger trinken, dafür aber mehr genießen und wir so ein Publikum mit anderem Niveau finden.“

Auslastung der Betriebe ist gering

Totale Verdienstausfälle brachte die zwei Monate lange Schließung von Beherbergungsbetrieben und Restaurants im Frühjahr. Allmählich scheint es aber weiterzugehen. So berichtet Näkel-Surges, dass bis zum Oktober alle Ferienwohnungen ausgebucht seien. Leon Krogull sagt, dass die Möglichkeiten der Vermietung auch dort wieder genutzt würden.

Hotels gibt es vor allem in Alten­ahr. „Wir haben alle Gäste, die schon gebucht hatten, informiert, dass viele Veranstaltungen ausfallen, und wir haben eine Menge Stornierungen erhalten – aber auch neue Buchungen, etwa für Kurzurlaub“, so Stefanie Nelles vom Hotel Caspari. Trotzdem sei die Auslastung des Betriebs jetzt geringer als vor Corona, so dürften im Café weniger Tische stehen, weniger Mitarbeiter könnten eingestellt werden. Trotzdem hofft sie auf nicht allzu hohe Einbußen in der Saison. Eines ist ihr klar: „Was in den beiden Monaten verloren gegangen ist, kommt nicht mehr rein.“

„Mit schlechten Gefühlen“ geht Günter Lang vom Hotel zur Post in den Herbst. Die beiden geschlossenen Monate hätten enorme Verluste gebracht, sagt er. Auch in seinem Restaurant stehen weniger Tische, Absagen laufen ein, wenn auch neue Buchungen kommen – aber zu anderen Konditionen. Einnahmen gehen zurück, für die Mitarbeiter bedeute es weiterhin Kurzarbeit. Und er weiß: „Änderungen kommen immer plötzlich, ich weiß heute nicht was morgen gültig ist.“

Geringer besucht als in anderen Jahren um die Zeit ist auch das Hotel Ruland, berichtet Julia Dorr. Wanderer und Radler logierten im Hotel, Niederländer und Belgier könnten wieder kommen. Ganz gut ausgelastet sei des Restaurant, wenn auch die Zahl der Stühle verringert werden musste. Storniert hätten Angehörige älterer Risikogruppen, hingegen buchten mehr junge Leute Urlaub im Ahrtal

Beim Ahrtal-Tourismus in Bad Neuenahr sei derzeit das Thema Wandern ein besonderer Schwerpunkt, erklärt Dorothee Dickmanns von der Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing-Gesellschaft. Man arbeite aber an weitergehenden Angeboten. „Genuss am Fluss“ im Kurpark soll im August Freunde guter Küche und guter Weine locken. Gearbeitet werde auch an alternativen Konzepten für die Ahrweiler Weinwochen und die Klangwelle.

Sie bestätigt, dass den Winzern angesichts ausgefallener Veranstaltungen „ein nicht unerheblicher Teil des Umsatzes“ entgehe. Zu den kreativen Alternativen gehörten etwa Online-Weinproben und kleinere Wein-Events in den Betrieben. Natürlich habe sich der Lockdown auch in den Beherbergungsbetrieben deutlich bemerkbar gemacht, die Nachfrage steige aber wieder. Die Betriebe hätten sich konsequent auf die neuen Anforderungen umgestellt.

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