Ahrweiler Weihnachtsmesse in der Feuerwache

AHRWEILER. · „Weihnachten anders“ mit Blaulicht und Sirenenalarm hieß es am Heiligen Abend im Feuerwehrhaus in Ahrweiler. Zum fünften Mal trafen sich rund 500 Gläubige, um einen ungewöhnlichen Gottesdienst miteinander zu feiern.

 Rund 400 Gläubige hatten sich an Heiligabend zu einer besonderen Messe in der Ahrweiler Feuerwache getroffen.

Rund 400 Gläubige hatten sich an Heiligabend zu einer besonderen Messe in der Ahrweiler Feuerwache getroffen.

Foto: Martin Gausmann

  Was ist Weihnachten? Was ist Kirche? Und wieso brennt es an allen Ecken und Enden auf der Welt, wenn Gott doch seinen Sohn auf die Erde schickt? Kritische Fragen gibt es zu Genüge, auch in der Kirche. Und die schreckt davor nicht zurück. In der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler wollte man nunmehr im vierten Jahr die Menschen zur Feier der Geburt Jesu an einen ungewöhnlichen Ort ziehen.

Einen Ort, wo man Kirche nicht unbedingt vermutet und wo sie dennoch präsent ist. Unter der Brücke, im Fußballstadion oder in den Niederungen einer Tiefgarage waren Kirche und Weihnachten bereits zu Gast. An Heiligabend in diesem Jahr fand die ungewöhnliche Veranstaltung, mit der das Team um Dechant Jörg Meyrer einmal mehr auch Menschen erreichte, die Kirche und Christmette gerne links liegen lassen, bei der Feuerwehr statt.

Der Löschzug Ahrweiler hatte seine Wagenhalle geräumt, hier fand am Dienstagabend das Jesuskind seine spärliche Krippe, hier drängelten sich aber auch um die 400 Menschen in der mittels rotem Licht illuminierten Halle. Orgelklänge blieben außen vor, über Lautsprecher war der Survivor-Song „Burning Heart“ zu hören. Der wurde vom schrillen Ton der Feuersirenen übertönt – manch ein Besucher in der Halle musste sich die Ohren zuhalten: Es war gespenstisch, zumal vor den offenen Toren ein kräftiger Regenschauer laut aufs Pflaster klatschte.

„Hier spricht die Pressesprecherin der Feuerwehr“, war zu hören. Sie klärte auf, über die angespannte Situation, über die – gefühlt – verloren gegangene Kontrolle, über ständig neue Brandherde. In Zahlen ausgedrückt: 168 Millionen Menschen auf der Welt seien hilfsbedürftig, 70 Millionen seien auf der Flucht, die Länder verfehlten ihre selbst gesteckten Klimaziele. „Es scheint eine ausweglose Lage zu sein, aber trotzdem sind wir immer da“, so die Feuerwehrfrau in der nicht alltäglichen Weihnachtszusammenkunft.

Dann die nächste Eilmeldung, Blaulicht ging an und zuckte durch den Raum: „Im Nahen Osten wird ein großes Licht am Himmel gesehen. Dort soll ein ganz besonderes Kind geboren werden.“ Stille. „Stille Nacht“ sang die Schar der Gläubigen, musikalisch begleitet von einer Posaune im Anschluss.

Der Retter ward geboren, verkündete das Lukas-Evangelium. „Aber er kann beileibe nicht alle Brandherde löschen. Was also ändert Weihnachten? Gott ist Mensch geworden, er sieht die Not. Das Gefühl des Brennens treibt ihn an, in den Einsatz zu gehen. Ihn und ganz viele andere. Die Brände sind im Kleinen zu bekämpfen, von jedem Einzelnen“, hieß es im Feuerwehrhaus.

Zu Wort kamen Menschen, die sich dies zu Herzen genommen haben und die in den Einsatz gehen und gingen. Die junge Frau, die ihren Freiwilligendienst in Bolivien verrichtete, dort Kinder betreute, die viel Schlimmes erlebt und gesehen hatten und schwere Momente erlebten. Der ehrliche Dank der Menschen machte das ferne Land trotz allem schnell zu ihrer zweiten Heimat.

Oder der Feuerwehrmann, der immer wieder in den Einsatz geht und der zugeben muss, dass es ihm manchmal schwerfällt, einen klaren Kopf zu behalten. Dann der ehrenamtliche Mitarbeiter bei :Kerit. Während die Wehrleute manchmal Verschüttete bergen, kümmert er sich um diejenigen, die innerlich verschüttet sind. „Da bekomme ich soviel zurück“, berichtet er. Auch das ist Weihnachten. Und das gilt auch für die Mütter, die ihre schützende Hand über die Kinder halten, um dann später einmal von diesen geschützt zu werden.

Gerne hätte das Team von „Weihnachten anders“ von den Besuchern erfahren, wofür sie brennen, was sie gerne in ihrem Alltag für andere leisten. Aber der Andrang im Gerätehaus der Wehr war so groß, dass es kein Durchkommen gab. „Wenn ich mich frage, warum mache ich das? Wenn es in mir brennt, damit die Welt besser wird, das ist Weihnachten.“ Worte, die Dechant Meyrer den Gläubigen schließlich mit auf den Weg in die Weihnachtsnacht gab.

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