Reisebüros in Nöten Corona-Krise bereitet der Tourismus-Branche im Ahrkreis große Sorgen

Kreis Ahrweiler · Die Reisebüros an Rhein und Ahr sind in Nöten. Anrufe kommen nur wegen Stornierungen, nicht aber wegen Buchungen. Die Inhaber fühlen sich in der Krise alleine gelassen und hilflos.

 Karin Knopp, Inhaberin eines Reisebüros in Sinzig: Sie hat noch immer keine Soforthilfe erhalten. Nun nahm sie einen Kredit auf.

Karin Knopp, Inhaberin eines Reisebüros in Sinzig: Sie hat noch immer keine Soforthilfe erhalten. Nun nahm sie einen Kredit auf.

Foto: Martin Gausmann

Erst vor wenigen Tagen hat das Auswärtige Amt seine weltweite Reisewarnung für alle nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland bis mindestens zum 14. Juni verlängert. Und auch, was danach kommen soll, ist weiterhin unklar. Bundesaußenminister Heiko Maas betont: „Die Urlaubsaison 2020 wird ganz anders als wir es zuletzt gewohnt waren, das lässt sich schon jetzt sagen. Und sie wird anders als wir uns das alle unter normalen Umständen wünschen.“

Direkte Auswirkungen hat dies besonders auf die Reisebüros im Kreisgebiet. Karin Knopp vom „Sinziger Reisebüro“, Manuela Lorse von „Petry’s Reisewelt“ in Remagen und Brigitte Felten vom „Reisebüro Felten“ in Bad Neuenahr sind sich einig: die derzeitige Situation bedroht sowohl ihre als auch die Existenz eines Großteils ihrer Kollegen. Von der Politik sind sie enttäuscht, die ihrer Meinung nach zwar mit Soforthilfen eine erste Linderung verschaffe, auf Dauer aber kein Konzept zur Rettung der Reisebüros habe.

Mitarbeiter sind im Homeoffice oder in der Kurzarbeit

Ab Mitte März ist es einsam geworden in den Reisebüros an allen Ecken des Kreises. Die Mitarbeiter sind ins Homeoffice oder in Kurzarbeit geschickt worden. Stand vor Corona die alltägliche Beratung der Kunden und das Buchen von Reisen auf dem täglichen Arbeitsplan, so klingelt heutzutage das Telefon nur zur Stornoberatung und zur Abwicklung mit den Reiseunternehmen.

Zu Beginn der Reisewarnung hatte Felten „alle Hände voll zu tun, die Leute zurückzuholen“, die bereits im Ausland waren. Die Reisbüros trifft die Corona-Krise auf doppelte Weise. Nicht nur fallen den Unternehmen die Provisionen für aktuelle Buchungen weg, sondern im Zuge der Stornierungen werden auch schon gezahlte Provisionen von den Reiseunternehmen zurückgefordert.

Große Existenzangst bei den Reisebüros

Bei Lorse und Felten ist die Soforthilfe des Bundes bereits angekommen, Knopp in Sinzig wartet noch auf die Ausschüttung. „Damit ich bis Ende des Jahres überlebe“, hat sie einen Kredit aufgenommen. „Ich habe den Vorteil, das ich meinen Job schon seit 30 Jahren mache“, schaut Felten etwas gelassener und leicht positiv auf den Erhalt ihrer beiden Büros in Bad Neuenahr und Leutkirch im Allgäu.

Die Existenzangst hat aber alle drei Unternehmerinnen im Griff. „Es wird alles zerbröseln, wie Sand in den Fingern“, bringt es Knopp auf den Punkt. Denn seit dem 13. März brachen die Buchungszahlen bei allen drei Büros ein. „Manche buchen um auf den Herbst“, was Knopp jedoch als „sehr optimistisch“ bezeichnet. Bei Lorse haben gerade einmal zwei Kunden auf nächstes Jahr umgebucht. Innerhalb von sechs Wochen sei dies „ein Witz“.

An bundesweiter Protestaktion teilgenommen

„Ich versuche, die Leute zu motivieren, auf 2021 umzubuchen“, berichtet Felten. Erfolg bleibt ihr dabei meist nicht beschieden: „Die einen haben Angst, die anderen haben kein Geld“, erklärt sie die Beweggründe. Der Politik gegenüber führen die drei Damen zwei Kritikpunkte ins Feld. „Großkonzerne stehen unter dem Rettungsschirm, wir stehen alleine da“, fasst es Lorse zusammen.

Felten fügt an, dass auch die Reiseländer unter den Reisewarnungen leiden, besonders jene, deren Wirtschaften auf den Tourismus ausgelegt sind. Um ihrem Unmut Luft zu machen, nahmen alle drei am bundesweiten Protesttag Ende April teil (der GA berichtete). Es sei „fünf vor zwölf für die Reisebüros“, unterstreicht Knopp. Ohne Rettungsschirm „sehe ich die Hälfte meiner Kollegen nächstes Jahr nicht mehr auf der Fortbildung“, so Felten. Trotz aller unternehmerischer Überlebensangst ist für Lorse eine Sache am wichtigsten: „Hauptsache wir bleiben gesund.“

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