Pläne für Stromleitung stoßen auf Ablehnung Einstimmig gegen Ultranet-Leitung in Ahrweiler

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die sogenannte Ultranet-Leitung soll auf den bestehenden Leitungsmasten parallel der Autobahn 61 verlaufen und Teile von Heppingen und Heimersheim überspannen. Im Haupt- und Finanzausschuss standen Experten dazu Rede und Antwort.

 Hochspannungsmasten vor der Landskrone bei Heppingen.

Hochspannungsmasten vor der Landskrone bei Heppingen.

Foto: Martin Gausmann

Im Haupt- und Finanzausschuss der Kreisstadt wurde über das weitere Vorgehen in Sachen „Bundesfachplanung zur Höchstspannungsleitung Osterath – Philippsburg“ beraten. Die sogenannte Ultranet-Leitung soll auf den bestehenden Leitungsmasten parallel der Autobahn 61 verlaufen und Teile von Heppingen und Heimersheim überspannen. Auf Antrag der CDU hörte das Gremium dabei mehrere Sachverständige, die versuchten, das Für und Wider zu erläutern. Am Ende blieben viele Fragen offen.

Für den Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Nachfolger einer Tochtergesellschaft der RWE, stellten Projektleiter Oliver Cronau und Emissionschutz-Experte Dominik Stunder das Projekt der 340 Kilometer langen Leitung von Osterath nähe Düsseldorf bis ins baden-württembergische Philippsburg vor. Seit sechs Jahren wird an dem Projekt gearbeitet, dessen Ziel es ist, bestehende Leitungen zu nutzen. Spätestens 2024 soll die Leitung nach mehreren Verschiebungen nun Strom liefern.

Mögliche Gesundheitsrisiken?

Was die Stromtrasse für die Bürger, die in ihrer Nähe leben, bedeutet, versuchte Oliver Leuker vom „Aktionsbündnis Ultranet“ zu erläutern. Leuker wies vor allem da­rauf hin, dass es vielfach noch keine gesicherten Erkenntnisse zu möglichen Gesundheitsrisiken gebe und Forschungen dringend notwendig seien, für die die Gelder fehlten. Er bezweifelte aber auch den kommunizierten Zweck der Leitung, nämlich der Stromversorgung Süddeutschlands im Rahmen der Energiewende mit Strom aus den Windkraftanalagen an Nord- und Ostsee. „Warum muss dann ein 500 Millionen Euro teurer Konverter in Osterath nahe des aktuellen Braunkohletagebaus errichtet werden?“, fragte Leuker. Schließlich versuchte Klaus Trost vom Wissenschaftsladen Bonn die Bedenken Leukers als überwiegend belanglos zu entkräften.

Für die Kommunalpolitiker waren die Ausführungen der Expertenrunde schwierig zu bewerten, am Ende blieben aber alle bei ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Leitung, die als einzige von fünf Stromtrassen oberirdisch geführt werden soll. Der Grund für die Führung auf bestehenden Leitungen liegt sowohl in der Kosten-, wie auch der zeitlichen Umsetzungsplanung. CDU-Fraktionschef Christoph Kniel wies ob des oberirdischen Ausbaus auf einen Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz hin und führte weiterhin aus: „Die fachlichen Aussagen über ein Für und Wider, insbesondere was gesundheitliche Aspekte betrifft, sind sehr unterschiedlich, teilweise sehr vage und unbewiesen und auch von Experten nicht immer nachvollziehbar dargelegt.“ Wolfgang Schlagwein (Grüne) forderte, in die weiteren Einwände der Stadt auch die energiepolitischen Betrachtungen einfließen zu lassen. Stromkonzerne stellte er als Gegner der Energiewendepolitik und Befürworter des weiteren Abbaus fossiler Energiequellen dar.

Politik sieht Gefahren für die Gesundheit nicht geklärt

Werner Kasel (SPD) legte einen Fünf-Punkte-Plan seiner Fraktion vor, der unter anderem fordert: „Zentrale Voraussetzung, um überhaupt weiter zu planen, ist für die SPD die Gewissheit, dass für Mensch und Tier keinerlei Gefahren bestehen dürfen.“ Für Rolf Deißler (FDP) ist der bloße Hinweis auf eingehaltene Grenzwerte seitens Amprion nicht nachvollziehbar und Gregor Sebastian (FWG) befürchtet eine extreme Zunahme der Hintergrundgeräusche der Leitung aufgrund der Hybridtechnik. Zudem sei die Datenlage von möglichen Gesundheitsgefahren völlig unzureichend und daher nicht einschätzbar.

Einstimmig beschloss der Ausschuss, sich der zum 16. April fristwahrend gegenüber der Bundesnetzagentur vorgebrachten Stellungnahme des durch die Stadt beauftragten Anwaltsbüros W2K gemäß des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes anzuschließen und diese um Nachträge aus der Expertenanhörung und der Diskussion zu erweitern.

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