Autor aus Alfter Christoph Amdiek ist der „schreibende Rocker“

Bad Neuenahr · Der in Alfter geborene Christoph Amdiek ist Lehrer in Bad Neuenahr. Nun hat er mit „Money Talk“ seinen ersten Roman veröffentlicht, in dem ein Zwei-Euro-Stück und eine Zwanzig-Cent-Münze die Hauptrollen spielen.

Christoph Amdiek zeigt mit einer Zwei-Euro- und einer 20-Cent-Münze die beiden Protagonisten seines Romans.

Christoph Amdiek zeigt mit einer Zwei-Euro- und einer 20-Cent-Münze die beiden Protagonisten seines Romans.

Foto: Stefan Hermes

Es ist kein Zufall, dass Christoph Amdiek Goethe zitiert, der bis an sein Lebensende darauf bestand, dass der poetische Gehalt immer auch Gehalt des eigenen Lebens sei. Schließlich hat Amdiek nicht nur gerade sein erstes Buch vorgelegt, sondern ist im Hauptberuf auch Deutschlehrer.

Sein 25-jähriges Dienstjubiläum feierte der Alfterer soeben am Bad Neuenahrer Peter-Jörres-Gymnasium. Da er zudem neben Sport auch Religion und Ethik unterrichtet, darf an dieser Stelle ein letzter Vergleich zu Deutschlands großem Dichter gezogen werden: Den schreibenden Amdiek treibt vor allem ein ethisches und nicht nur ein ästhetisches Anliegen an. „Natürlich gehört auch der Spaß an der Sprache dazu, sonst wäre ich nicht Deutschlehrer geworden“, sagt Amdiek.

„Money Talk – Wenn das Geld spricht...“ ist – auch für Amdiek überraschend – sein bereits drittes geschriebenes Buch, dass es nun als erstes geschafft hat, in gedruckter Form zu erscheinen. Dabei sei schon sein erster Roman „eine Spiegelung meiner Uni- und Fußballzeiten“ gewesen. Der zweite beschäftige sich mit den Kleinkriegen unter der Nachbarschaft. „Alle Geschichten stammen aus meiner eigenen Erlebenswelt“, so Amdiek.

Wahrscheinlich würden ihn Freunde und Kollegen eher als den „schreibenden Rocker“ bezeichnen, vermutet er. In Unna geboren, ist er an erster Stelle ein unumstößlicher Fan von Borussia Dortmund. Fußball und Musik bestimmen zusammen mit seiner Familie den Großteil seiner freien Zeit. Seit 15 Jahren spielt er in der Rockband „Relax Mad Max“ und kommt dabei auf rund zehn Auftritte im Jahr sowie eine jährliche Englandtournee. Geschrieben habe er dabei schon immer. „Meine Erweckung kam sicherlich in Köln, wo ich zwei Jahre in einem Haus voller Künstler gewohnt hatte“, erinnert sich Amdiek, der seit bald 20 Jahren in Alfter zuhause ist.

In Köln war damals sein „Best-Buddy“ Paul Panzer, der ihn immer dazu angehalten hatte, etwas aus seinen künstlerischen Talenten zu machen. „Aber über Storylines oder diverse Fragmente bin ich nie hinausgekommen.“ Als er auf die 50 zuging, habe er sich gesagt, endlich einmal etwas zu Ende zu bringen. „Money Talk“ ist mir irgendwie dazwischengekommen“, sagt Amdiek. „Ich hatte mich im Urlaub in die Idee verliebt, Geldstücke sprechen zu lassen.“ Das Genre, was ihm am meisten liege, sei das Komische und das Tragikomische. In der Reflexion über Geld stellte er schnell fest, wie sehr man sich vom Geld einnehmen lässt. Wie es die Perspektive verändert, wenn man es hat oder nicht. „Ich wollte sehen, was das Geld aus uns macht.“ Bei allen kritischen Episoden kommt das Geld letztlich dazu, den Menschen zu danken, was es aus ihm gemacht hat.

In einem von einer Zwei-Euro-Münze verfassten Prolog und achtzehn folgenden Episoden gelingt es Amdiek, Fluch und Segen des Geldes auf höchst unterhaltsame Weise zu erzählen. Er entlarvt die Funktion des Geldes als ein Versprechen: Alles fing damit an, dass es den Tauschhandel mit Muscheln ersetzt hatte. „Irgendwann wurde das Geld nicht mehr nur ein nützliches Utensil, sondern es wurde zum Lebenszweck“, so der Autor und fragt mit ein wenig Häme im Unterton, „was soll denn bitte ein ‚Finanzprodukt‘ sein?“. Oder was heute den Unterschied zwischen dem Wert eines VW-Konzerns mit Fabriken und Fahrzeugen und einem virtuellen – aber finanziell höher bewertetem – Produkt wie Facebook ausmacht.

Die Fragestellungen sind bei Christoph Amdiek in so kluge wie überraschende Geschichten verpackt: Schnäppchenjäger verpassen keine sich ihnen bietende Gelegenheit, Spielsüchtige entwickeln ihre eigenen Welten an Spielautomaten, Yuppies machen sich über Kleinanleger lustig, während Menschen aus einer abgestürzten Mittelschicht nicht wissen, wie es wirtschaftlich für sie weitergehen soll und Migranten glücklich sind, im Monat 30 Euro in die Heimat überweisen zu können.

Dabei diskutieren und philosophieren die Geldstücke untereinander über die Menschen, denen sie gehören. Der Roman schlägt geschichtliche Bögen von der Gegenwart bis zur Antike, streift Afrika, Amerika und Europa und hat einen roten Faden, den der Teufel persönlich in seiner eigenen Geldgeschichte auf den Punkt bringt. Ein heiter und nachdenklich stimmendes Lesevergnügen.

Christoph Amdiek: „Money Talk - Wenn das Geld spricht ...“, 216 Seiten, Paperback, Verlag Tredition, 9,90 Euro.

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