Autor aus Ahrweiler BKA-Ermittler schreibt Thriller aus Sicht des Killers

Ahrweiler · Der Kriminalbeamte Andy Neumann ist unter die Autoren gegangen und hat einen Thriller „aus Sicht des Killers“ geschrieben. Der Erstling heißt schlicht „Zehn“ – mit gelbem „X“ auf schwarzem Grund.

 Andy Neumann freut sich auf das Erscheinen seines Thrillers „Zehn“.

Andy Neumann freut sich auf das Erscheinen seines Thrillers „Zehn“.

Foto: Hildegard Ginzler

Gelb und Schwarz, das ist ein toxisches Farbduo, man denke nur an stechende Insekten oder Warnungen vor Radioaktivität. Ein gelbes X auf schwarzem Grund beherrscht das Cover von „Zehn“. So nennt Andy Neumann, der mit Frau und Kindern in Ahrweiler lebt, seinen Erstling, in dem es heftig zugeht. Zwar nutzte schon Franka Potente den Titel für eine Veröffentlichung. Doch mit dem Verlag hat man sich geeinigt. „Das Buch musste unbedingt so heißen“, betont Neumann, der eigentlich Kriminalbeamter ist.

Warum, das sagt er nicht, verrät aber immerhin: „X ist das Logo, das der Killer verwendet.“ Neumann, in der Region eher als Musiker bekannt, hat einen Thriller verfasst. Das Manuskript steckt noch im Aktenordner, steht aber unmittelbar vor dem Druck. Um die 350 Seiten wird das Buch umfassen. „Dass die Geschichte beim Gmeiner Verlag, dem größten Krimiverlag Deutschlands, Anklang fand“, macht den 44-jährigen schon ein wenig stolz.

Sie spielt überwiegend im Ruhrgebiet, Düsseldorf, Köln und Krefeld und handelt von einem Serienmörder, der jahrelang eine Blutspur durch Deutschland zieht. Seine Taten sind nicht aufzuklären. Es gibt weder ein Muster noch Zeugen, noch ein erkennbares Motiv oder eine Verbindung zwischen den Opfern. Weshalb sich darüber auslassen? Der beim Bundeskriminalamt beschäftigte Neumann hat gern mit der Sprache zu tun: „Deutsch war mein Lieblingsfach und schließlich habe ich einen schreibenden Beruf ergriffen.“ Wie das? „Unsere Ermittler sitzen locker 80 Prozent im Büro und verbringen die halbe Zeit mit Schreiben. Auch draußen wird viel notiert, anders als im Krimi.“ Diese Diskrepanz zwischen Darstellungen in Literatur und Film und seiner Profi-Erfahrung realistischer Polizeiarbeit hat ihn bewogen, das Buch zu schreiben. Zusätzlich befeuerte ihn die Moritat des Mackie Messer aus Bertold Brechts Dreigroschenoper: „Die Figur basiert ja auf dem Prinzip grundböse und löst trotzdem Sympathie aus.“

So wurde sie geboren, seine Idee, „ein Buch zu schreiben aus der Killerperspektive“. Er, der eigene Gedichte auf Geburtstagen vortrug, wusste: „Ich kann auch Prosa.“ Ein Freund gab den Anstoß zur Autorenschaft während eines Auftritts von Neumann bei „Crime & Wine“ im Bad Neuenahrer Weingut Sonnenberg. „Als der meinte, ’du mit deinem Hintergrund müsstest ein Buch schreiben‘, war mir klar: Kein Sachbuch über Terrorismus, sondern Belletristik sollte es sein.“ Offenbar hatte es den Richtigen gepackt. „Die Story hat sich in mir recht schnell aufgebaut.“ Binnen weniger Wochen entstand das Exposé, „keine leichte Kost und nicht den gängigen Regeln von Krimis folgend“. Nicht umsonst spricht der Verlag von „perversen Innensichten eines Killers“. „Um die geht es in der Tat“, so Neumann. „Meine Frau hat mich nach der Lektüre an einem Abend gebeten, nicht ins Schlafzimmer zu kommen.“

Wichtig ist ihm ein über das Übliche hinausgehender Realitätsanspruch: „Der Leser muss hart mitarbeiten. Nicht jeder der Handelnden weiß alles und manchmal sind auch Dinge nicht zu verstehen.“ Dennoch befindet der Debütant: „Letztlich können das Buch auch Krimiautoren lesen ohne Pickel zu kriegen.“

Genau genommen wird das Geschehen aus drei Perspektiven geschildert, der des Mörders, „der in seinem Drang nach dem nächsten Kick immer höhere Risiken eingeht“, der des Lokaljournalisten Rolf Günter Niessen, einst eine Legende als Polizeireporter, und Torben Kanther von der Mordkommission, dessen Ermittlerteam es nicht gelingt, weitere Verbrechen zu vereiteln.

Andy Neumann wünscht sich, „dass die Leute zwischen Faszination und Verachtung schwanken, dass sie gebannt sind“. Er könnte gleich wieder loslegen. „Die Fortsetzung habe ich schon im Kopf und der Verlag will sie auf jeden Fall.“ Er will einen Folgeband abhängig vom Erfolg seines ersten Buches machen. „Sonst wird es wieder drei Jahre dauern.“

Beim Musik-Auftritt als Sänger im Duo „Soundkitchen unplugged“ mit Gitarrist Christof Schneiders am Samstag, 11. Januar, im Bad Neuenahrer Weingut Sonnenberg (Einlass 17 Uhr, Beginn 18 Uhr) will der Autor seine Premierenlesung des Buchs im Weingut für den 9. Mai ankündigen.

▶ Die Neuerscheinung (ISBN 978-3-8392-2645-2) kommt als Taschenbuch zu 15 Euro heraus.

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