Landwirtschaft im Kreis Ahrweiler Bauern und Winzer erwarten in diesem Jahr gute Ernte

KREIS AHRWEILER · Insgesamt sieht es gut aus auf den Feldern und in den Obstplantagen auf der Grafschaft und in den Wingerten an der Ahr. Zwar fehlt auf den Äckern das Wasser, aber Bauern sind optimistisch. Derweil rechnen Winzer mit einem guten Herbst.

Mit dem Monat Juni ist die erste Jahreshälfte abgeschlossen, für Bauern und Winzer Zeit für einen Ausblick auf die Ernte 2019, die in Teilen bereits erfolgt. Dabei hat das Wetter, vor allem die lange Hitzeperiode im Juni, Landwirten und Obstbauern einiges abverlangt. Insgesamt sieht es dennoch gut aus auf den Feldern und in den Obstplantagen auf der Grafschaft und bestens in den Wingerten an der Ahr.

Erdbeeren eröffnen die Saison. Da die Juni-Hitze die Reife beschleunigt hat, war die Ernte aus dem Freiland schnell vorbei, berichtet Franz-Josef Schäfer, der Vorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes Kreis Ahrweiler, auf dessen Hof in Eckendorf Erdbeeren Schwerpunkt sind. „Die erbarmungslose Hitze hat die Beeren schnell notreifen lassen, es gab viele kleine Früchte“, führt er aus. Im dritten Hitze-Jahr sieht er den Anbau in der Region „stark rückläufig“.

Eine Gefahr, die noch gebannt werden könnte, sieht Schäfer durch die Kirschessigfliege, die Beeren und Steinobst kurz vor der Reife befällt und ungenießbar macht. „Sie ist im Anlauf“, beschreibt er die Situation. Dank des Monitorings seien bei Himbeeren erste Fliegen gefunden worden. Bei 30 Grad Hitze stellten die Schädlinge ihre Aktivitäten ein, bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad vermehrten sie sich dagegen rapide. Den Anbauern bleibe nichts übrig, als die Reihen regelmäßig sauber durchzupflücken und befallene Früchte aus den Anlagen zu schaffen. Mit dem Einsatz von Insektiziden seien die Anbauer zurückhaltend, weil damit auch die „guten“ Insekten geschädigt würden.

Gut stehen derzeit die Prognosen für die Apfelernte, wenn die Wasserversorgung klappt, sagt Johannes Nachtwey, der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Obstbau im Kreis Ahrweiler, der seinen Hof in Gelsdorf auf Bio umgestellt hat. Landwirte, die Wasservorräte hätten, sollten jetzt sprühen, empfiehlt er. Auf guten Böden reiche die Feuchtigkeit allerdings noch, wenn in etwa zehn Tagen Regen komme. Der Behang sei gut. Anders sieht es bei Kirschen und Pflaumen aus. „Das Steinobst braucht jetzt Wasser, damit die Früchte dick werden können“, sagt Nachtwey. Bei den frühen Pflaumensorten beginne die Ernte bereits in zwei Wochen. Die Kirschen sind geerntet, die Früchte waren gesund aber klein, vielleicht durch den Überbehang, vielleicht durch die Hitze. Was den Befall mit Schädlingen betrifft, bewertet Nachtwey dieses Jahr als „ganz normal“.

Die Rübe, einst „Königin der Feldfrüchte“ auf den lehmhaltigen Grafschafter Böden, hat noch Zeit. „Sie könnte zwar Wasser vertragen, aber auf den Feldern sieht es noch gut aus“, berichtet Schäfer. Die Rübe könne einiges kompensieren, und bis zum Beginn der Kampagne weit im Herbst sei noch Zeit.

Felder ändern ihre Farbe

Gut steht es um die Wintergerste, die kurz vor der Ernte Trockenheit verträgt, sagt der Vettelhovener Landwirt Stefan Wuzél. Anders dagegen der Winterweizen, der ausreichend Feuchtigkeit und nicht so viel Hitze brauche. Auf Feldern mit weniger wasserhaltigen Böden ändere sich bereits die Farbe. Wuzél vergleicht die Situation mit dem vergangenen Jahr, wo am Ende eine super Qualität bei geringer Menge eingebracht werden konnte. Aber er kritisiert, dass die Mühlen die Top-Qualität preislich nicht honoriert hätten. Wenn jetzt eine Regenphase komme, sei es mit der Qualität des Weizens fürs Backen vorbei, beschreibt er die knifflige Situation.

Was den Raps betrifft, hatte es im Frühjahr angesichts einer schlechten Blüte mager ausgesehen. „Wir müssen abwarten“, sagt Wuzél. Ohnehin verzichteten schon jetzt viele Betriebe angesichts des Verbots von Pestiziden auf den Anbau. Der Landwirt spricht auch über das Dilemma mancher Grafschafter Betriebe angesichts immer knapper werdender Flächen und teurerer Pachten. „Wenn die Betriebe kaputt gehen, ist auch der Bevölkerung nicht gedient“, sagt er.

„Die Unwägbarkeit des Anbaus gehört zu unserem Job“, stellt Schäfer angesichts der zahlreichen Faktoren fest, die Wachstum, Reife und damit das Einkommen der Landwirte beeinflussen. Sehr kritisch sieht er das Mercosur-Freihandelsabkommen, das die EU jüngst mit einer Gruppe südamerikanischer Staaten beschlossen hat, wodurch eine riesige Freihandelszone geschaffen worden sei. Er kritisiert den unterschiedlichen Umgang mit Pflanzenschutz auf beiden Kontinenten. Während hier der Einsatz des umstrittenen Glyphosats infrage gestellt werde, werde in Südamerika selbst während der Vegetationsperiode damit gearbeitet.

Ein Blick auf die sonnigen Hänge der Ahr, wo sich die Reben bestens entwickelt haben: Die Blüte ist gut verlaufen, der Fruchtansatz stimmt, die Wasserversorgung ist für ältere Anlagen kein Problem, da die Wurzeln tief ins Erdreich reichen.

Da sind sich die Vorsitzenden der Winzergenossenschaften Dagernova und Mayschoß-Altenahr, Thomas Monreal und Matthias Baltes, einig. Ohne Regen müssten die Junganlagen allerdings bald bewässert werden. Die Entwicklung befinde sich im langjährigen Mittel, sie sei diesmal weder voraus, noch verzögert. „Die Winzer können mit großer Zuversicht in den Herbst blicken“, sagt Baltes. Und Monreal hofft auf eine lange Vegetationsperiode, in der die Trauben guten Extrakt aufnehmen können.

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