Bauarbeiten in der Kurstadt Bagger reißen Bademantelgang in Bad Neuenahr ab
Bad Neuenahr · Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr investiert in neues Schwimmbad für das Steigenberger Hotel. Bagger haben nun den Bademantelgang abgerissen.
Zehn Jahre sind vergangen, dass der sogenannte Bademantelgang in Bad Neuenahr mit großem Brimborium eröffnet wurde. 2,8 Millionen Euro hat der 138 Meter lange Tunnel zwischen Steigenberger Hotel und den Ahr-Thermen gekostet. 2,29 Millionen Euro hat das Land damals gegeben, denn täglich sollten 400 bis 600 Hotelgäste durch den Gang flanieren, um sich in den Thermen zu entspannen.
Bauherr war die damalige Aktiengesellschaft Bad Neuenahr.Doch über dem Bademantelgang und der damals von Rainer Mertel geführten Aktiengesellschaft Bad Neuenahr stand kein guter Stern. Der Gang stand schon schnell unter Wasser, und der Gesellschaft das Wasser bald bis zum Hals. 2015 ging die alte AG Bad Neuenahr in Insolvenz.Seit 2017 gibt es die "neue" Aktiengesellschaft Bad Neuenahr (AG), die die Immobilien der alten komplett übernommen hat. Dazu gehört auch der Bademantelgang.
Probleme mit dem Grundwasser
Für diesen läuft derzeit der rund eine Million Euro teure Rückbau, denn das Bauwerk war wegen des immer noch eindringenden Grundwassers nicht mehr zu sanieren. "Auf dem Steigenberger-Gelände sind wir schon durch, jetzt läuft der Abriss an den Ahr-Thermen", sagte AG-Vorstand Ralph Orth (55) dem General-Anzeiger. Im Oktober oder November komme der Teilabschnitt unter der Beethovenstraße dran. Bis Ende des Jahres sei das unrühmliche Bauwerk Geschichte. Der damalige Landeszuschuss sei bereits im Rahmen des Insolvenzverfahrensplanes an das Land zurückgeflossen.
In Bad Neuenahr ist auf dem einstigen Tunnel dann im Wortsinne der Deckel drauf. Nicht jedoch in dem Gerichtsverfahren, das Insolvenzverwalter Jens Lieser initiiert hatte, um die Schuldfrage für die Mängel am Bademantelgang zu klären. Da besteht das Gericht auf eine Expertise. Da kommt dem Gutachter der Rückbau gerade recht, denn so kann alles dokumentiert und Ursachenforschung betrieben werden. Aber das ist eine andere Baustelle.Eine Baustelle gibt es aber auch am Steigenberger Hotel.
Das in den Jahren 1971 und 1972 gebaute Hallenbad ist abgerissen worden. Dort hatten zuletzt Anfang Mai Hotelgäste im Thermalwasser gebadet. "Bis Sommer 2020 soll dort ein neues Thermalbad für das Hotel entstehen", berichtet Orth, der von Investitionen in Höhe von mehr als sieben Millionen Euro spricht."Darin enthalten sind aber auch die Sanierung des Parterreflurs im Hotel und ein neuer Büfettraum", ergänzt die stellvertretende Hoteldirektorin Verena Zlomke.
Wenn das neue Schwimmbad mit seinen 120 Quadratmetern Wasserfläche als Wellnessoase stehe, sei das Angebot des Traditionshauses, das schon seit 1967 von Steigenberger betrieben werde, auf dem aktuellen Stand. "Alle Zimmer sind neu. Diese wurden in drei Bauabschnitten ebenfalls erneuert", berichtet die 42-Jährige, die aus Rech stammt. Stolz ist sie auf die Auslastung des Hauses mit seinen 216 Zimmern, in dem rund 55 000 Übernachtungen pro Jahr gezählt werden. Aber auch auf die rund 100 Mitarbeiter. "Da sind viele langjährige Kollegen dabei", sagt Zlomke, die von "großer Treue zum Haus und geringer Fluktuation" spricht. Auch sie freut sich, dass im Sommer das Angebot mit dem neuen Thermalbad, ein Alleinstellungsmerkmal in der Steigenberger-Gruppe, dann wieder komplett ist.
Zurück zu den Wurzeln
Komplett belegt ist zwischenzeitlich auch das zur AG gehörende Thermalbadehaus. "Da haben wir 15 Unternehmen mit insgesamt mehr als 80 Mitarbeitern als Mieter gewinnen können", sagt Orth. Und Zlomke weist auf Synergien für das Hotel hin. "Im Thermalbadehaus sind viele Unternehmen aus der Gesundheitsbranche angesiedelt. Das passt zu unserem Haus und ergänzt unser Angebot." Die Betriebe aus den Bereichen Gesundheit und Medizin seien zudem Frequenzbringer für das Hotel und damit Stützen für den Gesundheitsstandort Bad Neuenahr-Ahrweiler.
"Damit sind wir auch irgendwie zu den Wurzeln der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr zurückgekehrt", findet Orth. Was früher die klassische Kur gewesen sei, die meist über die Krankenkassen gelaufen sei, finde heute eben auf privater Basis statt. "Den alten Sinn haben wir auf jeden Fall wieder erfüllt" sagt Orth. Und er freut sich auch darauf, wenn das letzte Loch des einstigen Bademantelganges wieder verfüllt ist. "Dann kann da Gras drüber wachsen", sagt Orth.