Modellprojekt Wohnen über der neuen Grundschule in Bad Neuenahr

Bad Neuenahr · Bad Neuenahr will Klassenräume in Kombination mit Wohnungen schaffen: Der Schulträgerausschuss hat für den fünfzügigen Neubau der örtlichen Grundschule gestimmt und dabei eine Kombination aus Lernen und Wohnen favorisiert.

 Geht es nach dem Willen des Schulträgerausschusses, dann wird die Grundschule abgerissen und neu gebaut.

Geht es nach dem Willen des Schulträgerausschusses, dann wird die Grundschule abgerissen und neu gebaut.

Foto: Martin Gausmann

Der erste Aufschlag auf einem vermeintlich langen Weg ist gemacht. Einstimmig votierte der Schulträgerausschuss der Kreis­stadt für den fünfzügigen Ausbau der Grundschule Bad Neuenahr als Neubau und verwarf damit die Idee einer Grundsanierung des Altbestands. Auch stimmte das Gremium dafür, die neue Schule mit Wohnungen zu kombinieren. Nicht nur dort, wo jetzt die Grundschulgebäude stehen, soll Wohnraum entstehen, es soll auch ein Staffelgeschoss mit Wohnungen auf die Schule gesetzt werden. Eine solche Form der Kombination aus Lernen und Wohnen ist in Städten vergleichbarer Größe ein Novum.

Auf die Idee dazu gebracht wurden die Kommunalpolitiker durch die Partnerstadt Brasschaat, wo es ein derartiges Modell seit rund 15 Jahren gibt. Schließlich sprach sich der Ausschuss noch einstimmig dafür aus, die Verwaltung mit der Vorbereitung und Durchführung eines Realisierungs-Wettbewerbs des fünfzügigen Ausbaues der Grundschule zu beauftragen.

Die Grundschule der Badestadt war im Jahr 1964 errichtet und in den 1980er Jahren durch einen Anbau erweitert worden. Zunächst war hier die Hauptschule untergebracht. Das Gebäude ist sowohl hinsichtlich der Gebäudesubstanz als auch bezüglich der technischen Ausstattung sanierungsbedürftig. Und es ist zu klein, die Schülerzahlen steigen von aktuell 333 auf bis zu geschätzten 387 in den kommenden Jahren. Schon im nächsten Schuljahr wird es erstmals fünf erste Klassen geben.

Nun wurden drei Szenarien entwickelt: eine Grundsanierung mit dem Neubau einiger Klassen, eine ähnliche Variante mit einer Nutzung von Kellerräumen (dafür würden besagte Neubauten kleiner ausfallen) und als dritte Variante der Neubau unter Beibehalt der jetzigen Aula. Ihren Standort würde die Schule dabei nicht verlassen. Gebaut würde südöstlich der aktuellen Bebauung, auf Teilen des jetzigen Schulhofs. Diese Idee setzte sich im Ausschuss durch.

Die Fläche des Neubaus wird in erster Linie durch Schulbaurichtlinien des Landes geregelt, die jedoch schon sehr alt sind. Daher befürchtete Rektorin Ursula Bell auch Nachteile einer in der Gesamtmasse dann kleineren Schule vor allem für den Ganztagsschulbereich. Der aktuelle Bau weist große Klassenräume auf, die einst für bis zu 32 Kinder ausgelegt waren. „Andererseits lassen sich in einen Neubau unsere pädagogischen Konzepte aber besser darstellen“, so Bell.

Diese Konzepte forderte Bürgermeister Guido Orthen nun von der Schule ein, gerade für einen Realisierungs-Wettbewerb bedürfe es klarer Vorgaben. „Wir müssen die notwendige Flexibilität in einem Neubau verwirklichen“, machte Wolfgang Schlagwein (Grüne) klar, dass weniger Gesamtfläche effektiver genutzt werden könne. Klaus Kniel (CDU) ergänzte: „Für eine Schule der Zukunft muss man anders an die Sache rangehen als für eine Schule der Vergangenheit.“

Ausschlaggebend für das durchweg positive Votum zu einem Neubau dürfte auch der Kostenvergleich gewesen sein. Dabei ist ein Neubau mit geschätzten Baukosten von 11,1 Millionen Euro etwas günstiger als die Grundsanierung ohne (11,9 Millionen) und mit Kellernutzung (11,6 Millionen). Viel wichtiger sind die Lebenszyklus-Kostenberechnungen, die Baukosten und die Unterhaltung über 40 Jahre darstellen. Hier kommt der Neubau auf 32,9 Millionen und liegt damit elf Millionen unter der günstigsten Grundsanierungsvariante.

Zudem kann ein Neubau bei laufendem Schulbetrieb errichtet werden, lediglich zwei bis vier Klassen müssten ausgelagert werden. Bei einer Grundsanierung wäre es nötig, den kompletten Schulbetrieb zwei Jahre lang auszulagern, was rund 3,5 Millionen Euro kosten würden. Mit dem Thema befassen sich nun der Bau- und dann der Haupt- und Finanzausschuss. Die endgültige Entscheidung fällt im Juli im Stadtrat.

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