Gesprächskreis Ahrwein Ahrweinberge im Winter und Frühjahr

BAD NEUENAHR · "War das spannend". Diese Worte eines Weinfreundes in der gut gefüllten Stube des Weingutes Sonnenberg bestätigten dem Hauptreferenten Paul Gieler, dass sein Vortrag "Ahrweinberge im Winter und Frühjahr" angekommen war.

 Im Frühjahr werden in den Weinbergen an der Ahr die Reben gebogen.

Im Frühjahr werden in den Weinbergen an der Ahr die Reben gebogen.

Foto: Ahrwein

Nachdem Oliver Piel vom Ahrwein e. V. mit aktuellen Verbraucherinformationen den Abend eröffnet hatte, erfuhren die Gäste ausführliche Details über das Winterklima, die Fröste als physikalische Feinde der Rebe, den jungen Weinstock sowie die Pflege der Rebe und des Bodens.

Die im Weinberg von Bad Neuenahr und Mayschoß stehenden Wetterstationen hatte der Referent die vergangenen acht Jahre ebenso ausgewertet wie die auf dem freien Feld stehende Wetterstation der Grafschaft. Das Ergebnis: Im Ahrtal werden spät- und frühfrostfreie Winter registriert und auf der Grafschaft wird nur in wenigen Jahren eine leichte Frühfrostgefährdung im Mai festgestellt. Die Winterfröste sind überall so moderat, dass sie für die Rebe wohl kaum gefährlich werden können. Der letzte Spätfrost trat am 3. Oktober 1972 auf.

"Rebpflanzrechte ade": Dieses Thema ist wohl das aktuellste, aber auch das "heißeste" im Weinbau. Autorisierungssystem, das heißt stufenweise Flächenfreigabe, nennt sich das Ganze, das im Rahmen einer EU-Verordnung nächstes Jahr in Kraft tritt, so Paul Gieler. "Die bisherigen eng gefassten Pflanzrechte werden durch weit gefasste kostenlose Pflanzgenehmigungen abgelöst. Im Prinzip werden deutschlandweit 500 Hektar Neuanpflanzungen pro Jahr - etwa so groß wie die Weinbaufläche der Ahr - freigegeben", so Gieler. Hinzu komme noch die Umwandlung alter Pflanzrechte, die rund 3000 Hektar betragen. Praktisch könne jeder, der landwirtschaftliche Flächen besitzt, künftig Reben anpflanzen.

Im Ergebnis bedeute dies einen großen Druck auf den Weinmarkt. Der Durchschnittspreis deutscher Weine, der jetzt bei den Discountern um die 2,80 Euro pro Liter betrage, werde weiter sinken. "Im Steillagenweinbau der Ahr können wir uns nur auf unsere Kulturlandschaft, auf unsere hervorragenden Qualitäten und weitere Anstrengungen in der Tourismus-Förderung stützen", so Gieler.

Im Umgang mit dem Herbizid Glyphosat sei eine besondere Verantwortung der Winzer gefordert. Bei genauer Einhaltung der Anwendungshinweise wirke sich das Mittel kaum toxisch aus. Nur eine Reduzierung auf das Notwendige lasse der nachhaltige Weinbau zu. "Man kann nicht", so Gieler, "einerseits für die Erhaltung der Kulturlandschaft durch die Sanierung der Weinbergsmauern eintreten, anderseits der Flora und Fauna als Bewohner der Kulturlandschaft den Lebensraum entziehen."

Weiter referierte Astrid Rickert, Kellermeisterin in der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, über den Weinstein, eine Herauskristallisierung von Kalium- und Calciumsalzen. Hohe Extrakte, aber auch viel Weinstein läge bei dem 2014er-Jahrgang vor. Weinstein in den verschiedenen Ausprägungen hatte Rickert mitgebracht. Weinsteinkristalle werden weiterverwendet vor allem in Nahrungsmitteln, aber auch beim Goldschmied ist er als Material für kreativ hergestellte Schmuckstücke äußerst willkommen. ga

Der nächste Gesprächskreis Ahrwein findet am 23. Juni im Ahrwein-Forum, Walporzheimer Straße 19 in Ahrweiler statt. Das Thema lautet: "Wein und Herz - Schutz, aber auch Gefahr?"

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