Tradition im Ahrtal Ahrweiler Martinsbrauchtum ist schützenswert

AHRWEILER · Das Ahrweiler Brauchtum mit Fackelschaubildern ist als schützenswert anerkannt. Es sei wertvoll, konstatiert das Amt für Rheinische Landeskunde in Bonn.

 Hochbetrieb bei der Siegerehrung auf dem Ahrweiler Marktplatz.

Hochbetrieb bei der Siegerehrung auf dem Ahrweiler Marktplatz.

Foto: Martin Gausmann

„Das Ahrweiler Martinsbrauchtum ist wertvoll. Es ist schützenswert.“ Das konstatiert das Amt für Rheinische Landeskunde in Bonn. Die Volkskundler heben neben dem Wettstreit der vier Huten (das sind die Stadtviertel, ehemals Wehr- und Weidebezirke) besonders den Wettbewerb um das schönste und originellste Fackelschaubild in den Weinbergen rund um die alte Kreisstadt hervor. Überdimensional leuchten nach dem Abbrennen der Martinsfeuer Schriften und Motive an den Hängen von Ahrhut, Oberhut, Adenbachhut und Niederhut. Eine gute Viertelstunde dauert das Spektakel, das jährlich Schaulustige aus der ganzen Region nach Ahrweiler lockt.

Doch wo liegen die Anfänge der Schaubilder? Martinsfeuer gibt es seit Urzeiten - die Feuerschriften in den Bergen jedoch erst seit den 1950er Jahren. Und es waren zwei Ahrhöde Jonge, die sich die Grundidee des Fackelschaubildes auf ihre Fahne schreiben können: Ernst Heuwagen und Erich Kohlhaas.

Beiden war der bis dahin durchgeführte Lumpenfackelzug (Pechfackeln gab es nicht, also wurden Stofffetzen mit Draht gebündelt und mit Teer getränkt) vom Martinsfeuer in die Altstadt zu langweilig. So setzten sie Anfang der fünfziger Jahre Fackeln an Stäben in den Hang oberhalb der heutigen Goethestraße und ließen mit geometrischen Motiven erstmals ein Schaubild leuchten. Die Idee kam an. Andere Huten folgten dem Beispiel. Auf Kreise, Kreuze und Olympische Ringe folgten in den sechziger Jahren die ersten Schriften - immer noch mit Fackeln im Hang. In den Siebzigern wurde ein Mann Schultes der Ahrhut, der das Schaubildwesen revolutionieren sollte: Klaus Bruckner (1949-1988). Seine Idee war der wiederverwendbare Multi-Buchstabe aus Moniereisen. Analog zur Schrift mit Leuchtdioden in Taschenrechnern entwickelte er Eisengerüste, die für fast das ganze ABC eingesetzt werden konnten. Die Fackeln mussten nur noch aufgesteckt und angezündet werden.

Bester Blick auf das Spektakel von der Ahrtorbrücke

Ähnlich funktioniert es heute mit den Multi-Buchstaben aus Dachlatten. Bruckner war es auch, der für Platz an allen Hängen um die Stadt sorgte. Denn während Ahrhut, Oberhut und Niederhut Ende der Siebziger mit Groß-Schaubildern aufwarteten, war das Werk der Adenbachhut noch eher klein. Bruckner ließ die Junggesellen der Addemich den alten Bahndamm roden, und schon hatten sie den besten Platz der Stadt, was sich heute noch in Seriensiegen bei den Wettbewerben auswirkt. Anfang der neunziger Jahre war es dann Bürgermeister Rudolf Weltken, der den Vereinen aus neuem Platzmangel half. Gegen die Einschränkungen durch die Flurbereinigung setzte Weltken mit Junggesellen und Geld aus dem Stadtsäckel auf stählerne Baugerüste als Stützen für die Motive.

Doch zurück zu Klaus Bruckner. Er legte noch mal eins drauf und wurde zum geistigen Vater der Wechselschrift. So flammten in der Ahrhut ab Mitte der Siebziger Schriftzüge nacheinander auf, wiesen auf Jubiläen oder Ereignisse hin. Der rotbärtige Hühne und leidenschaftliche Schütze war ein guter Lehrmeister. Und so kam ein weiteres Novum auf: das bewegte Schaubild. Unerreichter Höhepunkt: 1980 ließen die Junggesellen aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Ahrtalbahn gleich einen ganzen Zug am Hang der Ahrhut rangieren.

Doch so schnell die beweglichen Bilder gekommen waren, so schnell verschwanden sie wieder: Fackeln und Material wurden einfach zu teuer, denn die Junggesellenvereine zahlen die Feuer-Show aus eigener Kasse. Bester Platz für die Zuschauer, um das Flammenspektakel zu beobachten, ist die Ahrtorbrücke. Sie wird während des gut halbstündigen Spektakels für den Verkehr gesperrt.

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