Gesundheitswesen in Adenau Schnellverfahren soll Sankt Josef Krankenhaus retten

Adenau · Das Krankenhaus in Adenau gilt als unverzichtbar für die Menschen in der Region. Im Schnellverfahren soll nun der Fortbestand gesichert werden.

 Am Adenauer Sankt-Josef-Krankenhaus soll es auch künftig eine ambulante chirurgische Versorgung geben.

Am Adenauer Sankt-Josef-Krankenhaus soll es auch künftig eine ambulante chirurgische Versorgung geben.

Foto: Volker Jost

Wie geht es weiter mit dem Sankt-Josef-Krankenhaus in Adenau, nachdem zum Jahreswechsel die chirurgische Fachabteilung geschlossen wurde? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Bürger und Kommunalpolitiker rund um die Johanniterstadt sondern auch die Mainzer Landesregierung. Staatssekretär Alexander Wilhelm vom Mainzer Gesundheitsministerium informierte sich deshalb gemeinsam mit dem Leiter der Gesundheitsabteilung des Ministeriums, Jochen Metzner, fast drei Stunden lang vor Ort.

In Gesprächen mit der örtlichen Geschäftsführung, aber auch mit der Mitarbeitervertretung und nicht zuletzt dem Vorstand des Fördervereins des Krankenhauses erfuhr die kleine Abordnung aus der Landeshauptstadt, dass man in Adenau mittlerweile wieder optimistisch nach vorne blicke: „Vor allem die Mitarbeiter sind ganz guter Dinge, trotz der Diskussionen rund um das Krankenhaus.“ Sie könnten mittlerweile sogar nachvollziehen, wieso der Träger, die Marienhaus Kliniken GmbH in Waldbreitbach, so entschieden habe, und wünschten sich nun nichts sehnlicher als schnell wieder Ruhe im Haus.

Ärger über Falschmeldungen

 Vor dem Adenauer Krankenhaus: (von links) Alexander Wilhelm, Albert Pitzen, Christoph Wagner und Jochen Metzner.

Vor dem Adenauer Krankenhaus: (von links) Alexander Wilhelm, Albert Pitzen, Christoph Wagner und Jochen Metzner.

Foto: Volker Jost

Geärgert habe man sich vor allem über Falschmeldungen in den sozialen Medien, wonach 34 Kündigungen ausgesprochen worden seien. In Wahrheit sei bis heute keine einzige Kündigung ausgesprochen worden oder eingegangen, hatte Wilhelm erfahren.

Besonders erfreut seien Mitarbeiter hingegen über die Initiative der Landesregierung, die Ende Dezember in einem Schnellverfahren noch eine „Lex Adenau“ verabschiedet hatte: Zum 1. Januar trat eine Landesverordnung in Kraft, die dem Krankenhaus auch ohne chirurgische Fachabteilung den Sicherstellungszuschlag rettet. Dieser beträgt jährlich mindestens 400 000 Euro und steht derzeit sechs Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz und insgesamt 120 Häusern in ganz Deutschland zu, die als unverzichtbar für die regionale Bevölkerung gelten.

Voraussetzung ist allerdings, dass sowohl eine volle chirurgische wie auch eine innere und notfallmedizinische Versorgung gewährleistet sind. Somit würde das Adenauer Krankenhaus eigentlich nach der Schließung der Chirurgie aus dieser Gruppe herausfallen, sagte Staatssekretär Wilhelm. Doch durch die Landesverordnung werde gewährleistet, dass zumindest 2020 der Sicherstellungszuschlag in Höhe von 400 000 Euro noch nach Adenau fließe und zudem die entstehenden Verluste des Krankenhauses von den Krankenkassen übernommen werden müssten.

„Mit den neuen Regelungen soll dem spezifischen regionalen Bedarf an flächendeckender Versorgung passgenau Rechnung getragen werden“, so Wilhelm weiter. Die Regelung könne daher künftig auch für andere Kliniken in ähnlicher Situation Anwendung finden. Man könne strukturpolitisch wichtige kleinere Kliniken „auf dem Land“ nicht daran zugrunde gehen lassen, dass sie nicht für alle Fälle Spezialisten bereithalten könnten, argumentierte er. Ohnehin sollen die Menschen in der Hocheifel auch in Zukunft nicht auf eine chirurgische Versorgung im Adenauer Krankenhaus verzichten müssen.

Ärzte für ambulante chirurgische Praxis gesucht

Die Geschäftsführung um Alfred Pitzen und Christoph Wagner bemühe sich intensiv darum, Ärzte für eine ambulante chirurgische Praxis im Krankenhaus zu finden, die beim Träger Marienhaus Kliniken GmbH angestellt würden. Dort könnten dann, ähnlich wie in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), von angestellten Ärzten zumindest tagsüber kleinere chirurgische Eingriffe vorgenommen werden, etwa Platzwunden genäht oder Gehirnerschütterung verarztet. Allerdings sei es nicht einfach, dafür einen Arzt zu begeistern, deshalb könne es noch eine gewisse Zeit dauern, bis diese Idee umgesetzt werden könne. Zumal die dafür infrage kommenden Mediziner, mit denen man bereits in Gesprächen sei, derzeit bei anderen Krankenhäusern angestellt seien und somit Kündigungsfristen zu beachten wären.

Dennoch bestehe Interesse an der Übernahme einer solchen Tätigkeit – falls der Träger die dafür notwendigen Voraussetzungen schaffe. So könne zumindest eine chirurgische Erstversorgung tagsüber sichergestellt werden. „Die schweren chirurgischen Fälle wurden auch bislang schon ausgeflogen oder ausgefahren in größere Kliniken“, wusste Metzner. Bis dahin sollen Ärzte aus den anderen Krankenhäusern in Trägerschaft der Marienhaus Kliniken GmbH, etwa aus Bad Neuenahr oder Daun, bei schwierigen Fällen zur Konsultation hinzugezogen werden. Darüber hinaus sei geplant, einmal pro Woche für geplante Operationen ein komplettes chirurgisches Ärzteteam für einen ganzen Tag nach Adenau zu schicken.

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