Casino Bad Neuenahr Spielbank sieht Wachstumspotenzial

BAD NEUENAHR · Gute Nachrichten aus von dem Deutschen Spielbankverband: Bad Neuenahrs Spielbank profitiert vom bundesweiten Positivtrend der Branche, nach 17-jähriger Talfahrt.

 Roulette in der Spielbank Bad Neunahr

Roulette in der Spielbank Bad Neunahr

Foto: Martin Gausmann

Spielbanken sind wieder ein wenig im Aufwind. Dies nach 17-jähriger Talfahrt. Nach aktuellen Angaben der Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder erzielten die staatlich konzessionierten Spielbanken – zu denen auch das Casino in Bad Neuenahr gehört – im vergangenen Jahr einen Bruttospielertrag (BSE) von 557 Millionen Euro. Der Betrag beinhaltet die Spieleinsätze abzüglich der Gewinne. Der jetzt Ende November veröffentlichte Jahresreport notiert ein Plus des BSE um 48 Millionen Euro (plus neun Prozent) gegenüber 2014. „Erstmals seit zehn Jahren gibt es gute Nachrichten“, so der Deutsche Spielbankenverband.

Diese Steigerung komme sowohl aus dem klassischen Spiel („Großes Spiel“, unter anderem Roulette, Black Jack) mit 19 Millionen Euro (plus 14 Prozent) als auch aus dem Automatenspiel („Kleines Spiel“) mit einem Zugewinn von acht Prozent. „Das gilt allerdings nicht überall“, stellte der Chef der Bad Neuenahrer Spielbank, Michael Seegert, klar. Die Hauptprofiteure gebe es in Großstädten, nicht aber in Bad Neuenahr. Seegert teilte mit, dass es hier zumindest keine Rückschritte gegeben habe: „Die Talsohle ist durchschritten.“ Er sehe zwar nach langen Jahren der Durststrecke wieder Wachstumspotenziale, Grund zur Euphorie gebe es jedoch nicht.

Höhere Akzeptanz trotz Online-Konkurrenz

„Die Gäste honorieren das Angebot der deutschen Spielbanken, weil sie hier nicht nur an einem legalen und vertrauenswürdigen Glücksspiel teilnehmen. Die Spielbanken haben überdies einen eigenen Erlebnis- und Freizeitwert, weil Ambiente und Verlässlichkeit stimmen“, erklärte Otto Wulferding, Vorsitzender des Deutschen Spielbanken Verbandes. „Die Akzeptanz ist umso erfreulicher, als in den vergangenen Jahren immer mehr Online-Anbieter, auch ohne Konzession und Legalität, auf den Markt drängen.“ Wulferding nahm dabei Bezug auf die Marktanalyse im Jahresreport, der das Gesamtvolumen von 12,7 Milliarden Euro auf einen „regulierten“ und einen „nicht-regulierten“ Markt verteilt.

Der regulierte Markt hat nach Verbandsangaben einen Anteil von 10,4 Milliarden, das nicht-regulierte Volumen („Schwarzmarkt“) erreicht bereits 2,2 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Gesamt-BSE um etwa acht Prozent. Dabei profitierten die Marktgruppen nicht gleich: Der regulierte Markt wuchs um vier Prozent, der nicht-regulierte sprang um 530 Millionen oder satte 30 Prozent nach oben.

Online-Casinos sowie private Sport- und Pferdewetten haben die höchsten Anteile im nicht-regulierten Teilbereich, erläuterte Seegert im Gespräch mit dem GA. „Wir sehen das starke Wachstum der nicht-konzessionierten Anbieter mit sehr großer Sorge“, sagte er. Die Situation werde sich im nächsten Jahr verschlimmern, wenn Sportwetten in Rheinland-Pfalz Tor und Tür geöffnet würden. Für Spielbanken bleibe da immer weniger Geld übrig.

Talfahrt seit Eiführung der neuen Währung

Mit der Einführung des Euro war die Blütezeit der Spielbanken beendet. Ein Grund: Es gab kaum mehr Schwarzgeld, das in die Casinos gebracht wurde. Während aktuell die Umsätze an den Automaten noch zufriedenstellend seien, gingen die Beträge in den klassischen Segmenten weiter zurück. Das für die 80 Bad Neuenahrer Croupiers so wichtige Trinkgeld liege 17 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das Trinkgeld ist aber neben einem gezahlten Fixum wesentlicher Bestandteil des Gehaltes.

Sowohl die Besucherfrequenz als auch die Einsatzfreudigkeit, das sogenannte Spielverhalten, hätten sich verändert. Es werde rationaler, überlegter gespielt, so Seegert. Wer 20 000 Euro gewinne, nehme sie mit nach Hause und setze sie am Spieltisch nicht wieder ein. Dass es bundesweit zu höheren Spielbankumsätzen gekommen sei, könne auch daran liegen, dass Banken und Sparkassen ihren Kunden kaum mehr Verzinsungen anbieten könnten. Ehe Guthaben ohne Gewinn einfach auf Sparbüchern herumliegen würden, sei die Neigung größer, hin und wieder das Glück im Casino zu suchen.

Auch wenn die Gewinne in Bad Neuenahr nicht ganz so sind, wie die der Casinobetreiber in den Großstädten: Wirklich Grund zur Klage hat man auch in der Kur- und Badestadt nicht. An gleich vier Spielbanken, die in Kürze in Mecklenburg-Vorpommern eröffnet werden, werden sich die Bad Neuenahrer Casino-Profis beteiligen, nachdem sie mit Partnern den Zuschlag nach der Ausschreibung erhalten haben: In Neubrandenburg, Schwerin, Stralsund und Rostock heißt es bald: Faites votre jeux – Machen Sie Ihr Spiel.

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