Kunstszene im Ahr-Kreis trauert um Marliese Wagner Sie malte mit chemischen Reaktionen

BAD NEUENAHR · Marliese Wagner, die Bad Neuenahrer Künstlerin und langjährige Geschäftsführerin der Are-Gilde, ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Sie entwickelte eine eigene künstlerische Technik mit chemischen Reaktionen.

 Marliese Wagner mit Reagenzglas 2014 in ihrem Haus in Bad Neuenahr: Die Malerin machte sich die Chemie dienstbar für ihre Kunst.

Marliese Wagner mit Reagenzglas 2014 in ihrem Haus in Bad Neuenahr: Die Malerin machte sich die Chemie dienstbar für ihre Kunst.

Foto: Hildegard Ginzler

Die Malerin der chemischen Reaktionen, Marliese Wagner, ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Sie kam am 8. März 1928 in Bad Neuenahr zur Welt, wuchs in Amsterdam, Berchtesgaden und im Ahrkreis auf, machte ihr Abitur auf dem Ahrweiler Calvarienberg, studierte Chemie und Biologie und promovierte in Freiburg/Breisgau.

Sie lebte mit Ihrer Familie in Leverkusen, bevor Bad Neuenahr zu ihrem Lebensmittelpunkt wurde. Während der Familienphase war Marliese Wagner ganz für ihren Mann und ihre drei Kinder da. Ihrem künstlerischen Interesse folgend, nahm sie über Jahre Privatunterricht in den Techniken der Malerei von der Hochgotik bis zur Moderne, um schließlich eine eigene neue Technik zu entwickeln. Dabei profitierte sie von ihren Chemie-Erfahrungen.

In bereits aufgetragene Farbschichten eines Bildes schüttete sie wiederholt Lösungen farbloser Metallsalze. Nur wenige Menschen ließ sie dabei zuschauen, wie durch chemische Ionenreaktionen Farben und Strukturen blitzschnell direkt auf dem Bildträger entstanden. Ihre ungewöhnliche Methode und ihre künstlerische Gestaltung geologischer Formen und Wachstumskräfte der Natur, die sie ungemein fesselten, machten sie zu einer begehrten Ausstellerin.

Seit 1976 zeigte sie ihre Arbeiten öffentlich. Dreimal nahm sie an der Rheinland-Pfälzischen Kunstmesse teil. Sie hatte Einzelausstellungen in Ahrweiler, Koblenz, Bonn, Leverkusen, Dresden, München, Berlin, Weimar, Paris und war mit Künstlerkollegen zudem in Gent, Israel, Lüttich, Luxemburg, Paris und Malta vertreten. Der Fédération Internationale Culturelle Féminine angehörend, stellte sie in Bukarest, am Schwarzen Meer und in Istanbul aus. Wagner war als Mitglied der Are-Gilde viele Jahre deren Geschäftsführerin und erwirkte für die Gilde Ankäufe des Landes Rheinland-Pfalz.

Sie gehörte dem Berufsverband Bildender Künstler (BBK) an und der Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler – Mittelrhein (AKM). Ihre stets wache Neugier an den Naturgesetzen des Universums, an der Kunst und an den Menschen inspirierte ihr künstlerisches und privates Umfeld. Eingeladen von der Agora Gallery in New York, reisten einige Bilder Wagners Anfang 2014 zu einer Gruppenausstellung dorthin, und noch im Sommer 2016 bestritt sie unter anderem eine Einzelausstellung in München.

Gesundheitliche Gründe führten im Oktober 2014 zu ihrem Umzug von Bad Neuenahr nach Oberammergau, wo sie in der Nähe von Familienangehörigen ihre letzte Zeit verbrachte.

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