Geschichte in Ahrweiler Regierungsbunker bekommt alte Badewanne zurück

AHRWEILER · Eine alte Badewanne kehrt in den einstigen Regierungsbunker zurück. Die Bauarbeiten am Gastronomie- und Sanitärgebäude liegen im Zeitplan.

Auch im elften Jahr nach ihrer Eröffnung geht die Erfolgsgeschichte der Dokumentationsstätte Regierungsbunker in Ahrweiler weiter. Im August wird der 900.000. Besucher erwartet, im kommenden Jahr der Millionste. Denn die Besucherzahlen können sich sehen lassen. „Allein am vergangenen Samstag hatten wir 800 Gäste bei den Führungen, für Mittwoch gab es 600 Anmeldungen“, ist Museumsleiterin Heike Hollunder sichtlich zufrieden.

Die Dokumentationsstätte unter der Trägerschaft des Heimatvereins Alt-Ahrweiler um Hans-Georg Klein hat sich aber auch als Arbeitgeber etabliert. So gehören 40 freiberufliche Bunkerführer ebenso zum Team Hollunder wie 20 Festangestellte Funktionskräfte von der Kasse bis zum Reinigungsdienst. Dies bei einem Jahresumsatz von rund 650.000 Euro. „Da bleiben dann rund 100.000 Euro pro Saison übrig, die in die Rücklagen fließen“, sagt Klein im Gespräch mit dem General-Anzeiger. „Der Heimatverein sieht davon keinen Cent.“ Das Geld ist für Investitionen zweckgebunden.

Allein 850.000 Euro investiert der Heimatverein aktuell in den Neubau des Gastronomie- und Sanitärgebäudes unweit des Museumseingangs. „Es hat zwar acht Jahre gedauert, bis alle Hürden von Behördenzuständigkeit bis zum Urheberrecht der Architekten auf den Eingangsbereich des Museums genommen wurden, aber zum Ende des Sommers ist das Gebäude fertig“, kündigt Klein schon jetzt eine kleine Einweihungsfeier an. Damit hat dann die Zeit der Provisorien mit Toilettenhäuschen und Imbissbude für die Besucher des Museums ein Ende. Verhandlungen mit einem örtlichen Betreiber für die Gastronomie laufen bereits. Dito die Verblendungsarbeiten mit Bruchstein, dann folgen Estrich, Fußboden und Inneneinrichtung.

Apropos Inneneinrichtung. Die wurde in der Dokumentationsstätte aktuell um ein weiteres originales Ausstellungsstück ergänzt: eine Vierfuß–Gussbadewanne mit nahezu gigantischen Armaturen. Es ist eine der vier Badewannen, die ursprünglich in den Sanitätsstollen des Bunkers für die Kranken unter den im Ernstfall 3000 Bunkerinsassen bereitstanden. Dies, so Insider: „Wenn schon in den Untergang, dann wenigstens sauber.“

Der einzige, dem übrigens eine eigene Badewanne zugestanden hätte, war der Bundespräsident. Dessen Wanne war im Bad des Präsidentenschlafraumes fest installiert und wurde beim Rückbau des Bunkers abgerissen. „Im Fall eines Dritten Weltkriegs verfügte der Bundeskanzler nur über eine Dusche im immerhin eigenen Badezimmer“, schmunzelt Hollunder über die seinerzeit im Bunker geltende Rangordnung, die Minister und Mitarbeiter in Gemeinschaftsduschen verbannte. Für die Damen gab es aber wenigstens – und das dann gleichberechtigt – einen Friseursalon.

Doch woher kommt das neue Ausstellungsstück, das künftig im mit „29/03 Bad+WC-D 29.1“ gekennzeichneten Bunkerraum direkt hinter dem Waschbecken mit dem immer noch „nach Frische“ duftenden Stück Rexona-Seife. zu sehen ist? Sie gehörte dem Fotografen Andreas Magdanz aus Aachen, der vor dem Rückbau des Ausweichsitzes der Verfassungsorgane innerhalb von sechs Monaten eine Gebäudemonografie des Bunkers angefertigt hatte. Magdanz hatte seinerzeit drei Bunkerwannen gekauft. Da war von einem Museum noch nicht die Rede. Erst vor Kurzem hat Magdanz eine der Wannen dem Museum angeboten. Eine weitere steht in seinem Ferienhaus am Rursee, die dritte Wanne in Magdanz Lager in Mönchengladbach. „Eine reicht uns aber“, sagt Hollunder. Denn schließlich sei das Museum des Kalten Krieges nur in einem 200 Meter langen Teilstück des ehemals 17 Kilometer Stollen umfassenden Bunkers untergebracht.

Der wahre Umfang lässt sich heute nur durch die noch existierenden oberirdischen Bauten erkennen. Da greift das nächste Projekt des Heimatvereins. „Wir wollen diese Objekte durch einen entsprechend ausgeschilderten Wanderweg erschließen“, sagt Klein. Derzeit sei der Träger dafür in entsprechenden Verhandlungen mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Aber eine Zukunftsvision hat Hans-Georg Klein: „Bislang ist vor dem Gitter am Ende der Dokumentationsstätte für die Besucher Schluss. Was folgt ist eine gut 1,2 Kilometer lange Röhre bis zum früheren Haupteingang in Marienthal. Da könnten geführte Wanderungen angeboten werden. Aber das alles ist erst angedacht und noch nicht zu Ende gedacht.“ Käme es so, wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn, so berichtet Hollunder, „es gibt viele Besucher die nach einer solchen Tour fragen.“ Und zweitens: Auf dem Weg nach Marienthal könnten die Besucher einen Blick in den einstigen, riesigen Plenarsaal werfen, in dem im Krisenfall das Notparlament getagt hätte. Aber das ist Zukunftsmusik.

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