Schule in Bad Neuenahr-Ahrweiler Kein "Fridays for Future" am Peter-Joerres-Gymnasium

KREISSTADT · Peter-Joerres-Gymnasiasten gehen freitags nicht auf die Straße, sondern setzen auf Umweltprojekte. Viele von ihnen stehen zwar auch hinter den weltweiten „Fridays for Future“-Demonstrationen, wollen aber vor Ort agieren, damit die Welt eine Zukunft hat.

Eigentlich haben Marie Fritsche und Ann-Cathrin Nachtwey ihr Abitur schon in der Tasche. Doch sie drücken weiter am Peter-Joerres-Gymnasium in der Kreisstadt die Schulbank: freiwillig. Denn sie haben in Absprache mit Schulleiter Reiner Meier eine Initiative ins Leben gerufen.

Beide stehen zwar auch hinter den weltweiten „Fridays for Future“-Demonstrationen, wollen aber vor Ort agieren, damit ihre Welt eine Zukunft hat. Damit sind sie bei Meier offene Türen eingelaufen, denn der Schulleiter macht kleinen Hehl daraus, dass er die Teilnahme an den Demos als unentschuldigtes Fehlen ansieht. „Wir handeln da strikt nach der Schulordnung“, so Meier, der keinerlei Verständnis dafür zeigt, dass es von der Landesschülervertretung für die Demos Entschuldigungsformulare gibt, in denen nur noch der Name eingesetzt werden muss: „Auch wenn das Ziel noch so gut ist: Bei uns gibt es da eine klare Positionierung. Wir haben einen Bildungsauftrag. Der gilt auch freitags.“ Eine Position, die auch die Schulen des Ahrweiler Calvarienberges und die Boeselager-Schule teilen.

Meier baut mit seinen Schülern lieber darauf, die sonst auf die Straße gebrachten Kapazitäten in Projekte zu stecken, die „in die Tiefe gehen, nachhaltig und anspruchsvoll sind“. Dass das ankommt, zeigte das erste Treffen, zu dem die beiden Schülerinnen eingeladen hatten: in der Freizeit, sprich Mittagspause der Schule.

67 Schüler und 15 Lehrer erklärten sich spontan bereit, Projekte für die Schule zu starten, „von denen alle Schüler etwas haben“. Das Spektrum ist dabei breit gefächert von global wie „Verschmutzung der Ozeane" oder "Verringerung des CO2-Ausstoßes“ bis lokal wie „bessere Mülltrennung in der Schule“.

Und auch offene Fragen sollen geklärt werden: Denn eigentlich weiß niemand außer dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Kreises, wie viel Altpapier, Bio- oder Restmüll an einem Gymnasium mit mehr als 1200 Schülern anfällt.

„Natürlich wollen wir auch die Politik im Kreis Ahrweiler mit unseren Projekten konfrontieren“, sagt Marie Fritsche. Sie denkt dabei an eine Ausstellung im Foyer des Kreishauses. Denn ausgestellt werden die Projektergebnisse definitiv. „Für die Premiere stellen wir unser Foyer zur Verfügung“, sagt Meier, der Wert darauf legt, dass bis auf eine Projektwoche vor den Sommerferien alle Aktivitäten für die Umweltaktion freiwillig und in der Freizeit ablaufen. „Auch für die Lehrer. Wir stellen aber sehr gerne die Räume zur Verfügung.“

Und was stellen sich Marie Fritsche (18) und Ann-Cathrin Nachtwey (19) konkret vor? „Wir wollen einen Fahrradverleih an der Schule installieren. Eine AG gibt es schon, aber noch keine Räder.“ Sie setzen in Sachen Klima und Umwelt auf die Sensibilisierung der Schüler, nicht nur beim Müll, sondern auch beim „Taxi Mama“ und vielen anderen Alltäglichkeiten.

Der Startschuss ist getan. Was herauskommt, wird sich zeigen. Denn spätestens bei der Ausstellungseröffnung im Peter-Joerres-Gymnasium wird zu sehen sein, was mit Beharrlichkeit zusammengetragen wurde und welche nachhaltigen Schlüsse daraus zu ziehen sind.

Indes denkt Landrat Jürgen Pföhler gegenüber dem General-Anzeiger laut darüber nach, den Schülern im Herbst im Kreishaus ein Forum zu geben, bei dem diese ihre Ergebnisse und Ideen vorstellen können. Und vielleicht gibt's als Ergänzung dann auch die Ausstellung im Kreishaus.

An den beiden Organisatorinnen und ihrer bunt gemischten Truppe soll es nicht scheitern. Sie sind voller Recherche- und Tatendrang. Das hat das erste Treffen bewiesen, bei dem sich der Flipchart wie im Flug mit Vorschlägen und Themen füllte, die dann auch gruppenweise Interessenten fanden. „Es ist nicht der große Knall einer Demo, aber wir tun etwas“, so die Abiturientinnen unisono. Findet auch Meier, der nicht ohne Stolz auf frühere Projekte verweist. Denn das Peter-Joerres-Gymnasium hat einen eigenen Weinberg und auch ein Feuchtbiotop auf seinem Gelände. Und das ganz ohne Greta aus Schweden.

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