Kirchenkreis Koblenz Gospel-Workshop mit Musikpastor Hans Christian Jochimsen

BAD NEUENAHR · Einen besonderen Workshop hat der Kirchenkreis Koblenz für vier Gospelchöre im evangelischen Gemeindehaus in Bad Neuenahr durchgeführt. Kein Geringerer probte mit den Sängern als Hans Christian Jochimsen.

 Hochkonzentriert, aber auch mit viel Freude sind die Sänger bei der Sache.

Hochkonzentriert, aber auch mit viel Freude sind die Sänger bei der Sache.

Foto: Martin Gausmann

Von Null auf Konzert hieß es jetzt für vier Gospelchöre aus dem evangelischen Kirchenkreis Koblenz im evangelischen Gemeindehaus in Bad Neuenahr. 140 Sänger aus Bad Breisig, Burgbrohl, Bad Neuenahr und Koblenz-Mitte bereiteten sich unter der Leitung des dänischen Ausnahme-Chorleiters Hans Christian Jochimsen auf ein Konzert vor. Jochimsen verlangte den Gospel-Jüngern einiges ab, verstand es aber auch, mit Charme, Witz, vor allem jedoch packenden Rhythmen, keine Sekunde Langeweile aufkommen zu lassen.

Zu Beginn der Probentage lag Erwartung in der Luft des eng bestuhlten Gemeindehauses. Zwischen den Sängern auf der Suche nach ihren Namensschildern und einem Sitzplatz stand eine unscheinbare Gestalt in neutralem schwarzen T-Shirt und einer dunkelblauen Jeans. Einziges auffallendes Detail waren die leuchtend roten Schuhe.

Unter großem Vorschussapplaus schritt Jochimsen durch die Reihen auf die spartanisch eingerichtete Bühne, die er mit einem knappen „Morgen!“ betrat. Ein Keyboard, ein Mikrofon, zwei Lautsprecher, die Noten auf dem Tablet und seine Stimme – mehr braucht der Däne nicht, um Massen aller Größen in den Griff zu bekommen. „Ich habe ihn schon auf dem Gospelkirchentag erlebt“, schilderte Sängerin Miriam Heller, „in der kleinen Gruppe ist es aber noch einmal ganz anders“. Wie sehr der Dirigent, Produzent und Musikpastor gefragt ist, zeigt der weite Vorlauf, den die Veranstaltung hatte. Bereits 2015 wurde das Wochenende gebucht und die Erwartungen waren dementsprechend hoch. Enttäuscht werden sollte niemand. Ab Minute eins verströmte Jochimsen eine Atmosphäre zwischen Anspannung und Entspannung. Ausgiebig wurde sich zum Aufwärmen geräkelt, erste Wohlklänge durch die Luft geschickt, aber auch mit einer komplexen Rhythmusübung nicht zum letzten Mal auch Grenzen ausgetestet. Überleitend wurde das traditionelle „Amen“ geschmettert und dann ging es auch schon mit beiden Händen in die Probenarbeit.

So schnell, wie Jochimsen die Stücke hintereinander schaltete, kamen einige gar nicht mit. Notenblätter raschelten an allen Ecken und Enden. Gerade probte der Alt noch eine schwierige Passage aus „I Will Praise the Lord“, da waren auch schon die Männerstimmen mit dem emotionsgeladenen Finale von „The Lord’s Prayer“ an der Reihe. Die häufigen Wechsel fand Sängerin Ina Perlewitz „gar nicht so anstrengend, weil es wach macht“. Die Gesichtsausdrücke und der schnelle beherzte Griff zur Wasserflasche zeigten, dass viele schon den Anspruch spürten, den der Workshop an sie richtete.

Am ersten Abend gingen die Sänger glücklich, aber müde nach Hause, und die erleichterte Freude war auch nach dem Konzert für alle spürbar. Der Endvierziger verlor nie das Gespür dafür, wann es Zeit für einen auflockernden Witz war, und nahm Rücksicht auf die zwischenmenschliche Dynamik. So mussten die Sängergruppen sich ihre Parts von Angesicht zu Angesicht vorsingen, was großer Ansporn war und mit reichlich Zwischenapplaus bedacht wurde.

Besonders der Umstand, dass sich Deutsche mit ganzheitlichem Rhythmus und tiefer musikalischer Emotion schwer tun, sorgte für einige Lacher. Für die tiefen Stimmen machte er dabei aus der Not eine Tugend: Wenn das Stück es erforderte, schwor er auf „meine deutschen Tenöre und Bässe ohne Emotionen“. Dabei ließ er den Sängern nichts durchgehen. Ziel war nicht der perfekte Ton, sondern die passende Emotion und ein Gespür für das Tiefere in der Musik.

Dass dabei auch einmal eine Note daneben gehen kann, betonte er mehrmals: „Überfordern Sie sich nicht.“ Sänger Andreas Büttel war skeptisch in das Probenwochenende gegangen: „Ich bin positiv überrascht. Keine Arroganz spürbar.“ Nahbar war Jochimsen auch in den Pausen, bevor es wieder in den Strudel der Gospelmusik ging, der alle Sänger erfasste und immer tiefer von den Noten hin in Klang und spirituelle Bedeutung riss.

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