Ahrweiler Schüler-Feuerwehr Die "Retter-AG" probt den Ernstfall

AHRWEILER · In der „Retter“-AG werden auf dem Calvarienberg Schüler zu richtigen Feuerwehrleuten ausgebildet. Die Arbeitsgemeinschaft erfreut sich bei den Mädchen und Jungen großer Beliebtheit.

 Der Anteil des weiblichen Nachwuchses an dem Feuerwehr-Projekt ist besonders groß.

Der Anteil des weiblichen Nachwuchses an dem Feuerwehr-Projekt ist besonders groß.

Foto: Martin Gausmann

Das war mal eine Schulstunde ganz nach Gusto der Mädchen und Jungen. Sie durften auf Geheiß von Lehrer Johannes Jung bei klirrender Kälte Feuerwehrschläuche aus dem Einsatzwagen der Löschgruppe Lantershofen ausrollen und Wasserfontänen mit fünf Bar Druck in den Himmel schießen. Dass Hunderte von Litern auf dem Schulhof landeten und ihn zur Schlittschuhbahn machten und das ein oder andere Lehrerauto einer gründlichen Wäsche unterzogen wurde, waren nichtige Nebeneffekte. Darauf kann im Ernstfall auch keine Rücksicht genommen werden – und der wird bei der neuen „Retter“-AG der beiden Schulen des Ahrweiler Calvarienbergs schließlich geübt.

Der Biologie- und Geschichts-Oberstufenlehrer Jung (32) ist zugleich stellvertretender Löschgruppenführer in Eckendorf. Was lag also für den „Youngster“ im Berg-Kollegium näher, als den Schülern eine Arbeitsgemeinschaft (AG) anzubieten, in denen sie binnen eines Jahres so ausgebildet werden, dass sie in jeder Ortsfeuerwehr voll einsetzbar sind? In seinem Realschul-Kollegen Markus Kleinewig fand er das passende Pendant in Sachen Erste Hilfe. Der ausgebildete Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) ergänzt die 70 Stunden der Feuerwehr-Grundausbildung um die notwendigen 16 Erste-Hilfe-Stunden.

Komplette Ausbildung zum Truppmann

„Das Wahlfach 'Feuerwehr' gibt es an wenigen Berufsbildenden Schulen in der Bundesrepublik und spricht da tendenziell die jungen Menschen an, die sich später auch beruflich in die Richtung orientieren wollen. Landesweit sicher einmalig ist unsere 'Retter'-AG, weil sie sich aus Schülern von zwei Schulen zusammensetzt“, so Jung. Glaubte er, in der nur von Mädchen besuchten Realschule auf wenig Resonanz zu treffen, war mit 15 Interessentinnen seine AG-Größe schon fast ausgeschöpft. So ergänzen fünf Gymnasiasten, darunter zwei Oberstufenschüler, die 20-köpfige „Einsatztruppe“.

Die jungen Leute durchlaufen eine komplette Feuerwehrgrundausbildung zum Truppmann. Sollten sie im Sommer die Prüfung bestehen und das 16. Lebensjahr vollendet haben, können sie in den Einsatz. Selbst wenn ihre Vorlieben eher im medizinischen Bereich liegen: Auf sie als ausgebildete Ersthelfer kann das DRK zurückgreifen. „Hauptziele unserer AG – auch mit Blick auf dringend notwendige Nachwuchsrekrutierung – ist das fit und bereit machen, damit sie nachher in ihren Gemeinden einen wichtigen Beitrag für die Gemeinschaft leisten können“, betont AG-Leiter Jung im GA-Gespräch.

Im Wechsel von theoretischen und praktischen Einheiten versuchen Kleinewig und Jung, dem der Gymnasiast Raphael Krüger als Truppmann II aus der Verbandsgemeinde Altenahr hilft, immer dienstags in einer Doppelstunde Hand in Hand zu arbeiten. So setzen die beiden dem Unterrichtsstoff „Brennen und Löschen“ eine medizinische Sequenz zum „Umgang mit Brandverletzungen“ entgegen. Oder es wird nach dem Themenabschnitt „Retten aus Gefahrensituationen“ der Part „Transport von Verletzten und Umgang mit der Krankentrage“ aufgegriffen.

Neue Ausrüstung für alle Mitglieder

„Ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv zu sein, das kann ich mir später gut vorstellen“, so Vinzenz Schneider (16) aus Gelsdorf. Er war schon mit zwölf bei der Jugend-FF und weiß, „dass auch auf dem Dorf das Engagement weniger wird. Ich möchte wissen, was ich tun kann, wenn die Sirenen gehen.“ So sieht das auch Lena Müller (17) aus Eckendorf: „Es gab Situationen, zum Beispiel als im Zug jemand umkippte, da hätte ich gerne geholfen. Ich habe auch nach der AG-Zeit vor, bei der Eckendorfer Wehr weiterzumachen.“

Einer nachträglichen Weihnachtsbescherung gleich kam am ersten AG-Tag nach den Ferien der Besuch von Sascha Müller. Der Niederzissener, selbst aktiver Wehrmann, überreichte allen 20 Mädchen und Jungen Schutzhelme, dunkelblaue Jacken, Hosen, Handschuhe und Stiefel im Gesamtwert von rund 10.000 Euro. „Bei einer Wehrleiter-Dienstbesprechung des Kreises Ahrweiler sprach mich der stellvertretende Wehrleiter des Brohltals, Markus Meid, an, da er weiß, dass ich bei einer Fachfirma arbeite und Kontakte in der Branche habe“, so Müller.

So war das Sponsoring der Schutzkleidung, die im Besitz der beiden Schulen bleibt, auf dem kurzen Dienstweg schnell geklärt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort